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Reisen

Jordanien: Magische Orte und „Orient light“

In einer Woche kann man das Haschemitische Königreich gut bereisen und dabei Land und Leute kennenlernen. Reisehighlights sind Nächte in der Wüste und ein Besuch der Felsenstadt Petra.

Liane Rapp

Haim guckt mir ein bisschen streng auf die Finger und meint, ich solle die Tomaten für das Tabbouleh nicht so grob schneiden. „So“, erklärt sie mir mütterlich und demonstriert mit schnellen, geschickten Schnitten, wie das auszusehen hat. Sie und ich und eine kleine Gruppe Touristen aus aller Welt stehen gemeinsam in der offenen Küche des „Mitmach-Restaurants“ „Petra Kitchen“ (petrakitchen.com) im Städtchen Wadi Musa in Jordanien. Jeder hat etwas anderes vorbereitet – die einen Reis mit Huhn, andere gebratene Auberginen oder Fladenbrot mit Thymian. Im Anschluss ans Kochen wird gemeinsam gegessen.

Wir alle wären wohl nicht hier, gäbe es nicht ein paar Kilometer weiter westlich Unglaubliches zu sehen: Petra, die legendäre Stadt, vor 200 Jahren wiederentdeckt. Von Menschen – mit Hammer und Meißel – in die Felsen gehauen, riesig, und, so unser Guide „halb so alt wie die Zeit“. Inmitten einer schwer zugänglichen Gebirgslandschaft, deren bizarre Felsgebilde an die amerikanischen Canyons erinnern, erbaute das Volk der Nabatäer hier weit vor Christi Geburt eine Siedlung, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und zu den „sieben neuen Weltwundern“ zählt. Das weite Tal ist von Südosten kommend nur durch eine sehr schmale Felsschlucht, den Sik, zu erreichen, daher galt die Stadt als „uneinnehmbar“.

30.000 Ausgrabungsstätten und tausend Geschichten

Jahrhunderte lang zogen hier die Karawanen durch, auf ihrem Weg zwischen dem Sinai und Damaskus. 30.000 Ausgrabungsstätten, in ganz Jordanien verteilt, zeugen von der wechselvollen Geschichte dieses Landes, das zwischen Israel, dem Irak, Syrien, Saudi-Arabien und Libyen liegt. Und überall gibt es etwas zu entdecken. Vieles ist noch unerforscht. Es bleibt Raum für Spekulationen und Geschichten, wie sie auch Raed, unser Guide, immer wieder gern erzählt.

Auf den Spuren der Pilger

Es gibt viele Gründe nach Jordanien zu kommen. Mancher reist auf den Spuren der Pilger und Archäologen. Viele wollen hier „Orient light“ erleben, andere suchen Erholung – zum Beispiel bei einem entspannenden Bad im hochgradig salzhaltigen Wasser des Toten Meeres, wo Jordanien auf 416 Metern unter Null den tiefsten Punkt der Erde markiert. Ein Land der Gegensätze – hier große Weiten trockenen Buschlands, dort grüne Oasen und Naturschutzreservate. Leider zählt Jordanien in den letzten Jahren weniger Touristen, vor allem aufgrund des Krieges im Nachbarland Syrien und der damit verbundenen Unsicherheit. Zu Unrecht – Jordanien ist stolz auf das friedliche Miteinander seiner Bevölkerung und verzaubert Reisende mit seiner kulturellen Vielfalt und seinen landschaftlichen Gegensätzen.

Religion, ja, das ist ein Thema. Das Gros der Jordanier ist muslimischen Glaubens, nur rund drei Prozent Christen. Die Verfassung garantiert die Freiheit der Glaubensausübung und tief verschleiert ist kaum eine Jordanierin. Vor der Kapelle auf dem Berg Nebo komme ich mit Mohammed ins Gespräch. Er erklärt nicht ohne Stolz: „Jesus, Moses, Johannes der Täufer – alles Jordanier. Die Wiege der Menschheit ist hier. So eine Vielfalt an geschichtsträchtigen Orten und biblischen Stätten findest du kaum woanders.“ Recht hat er. Hier oben am höchsten Punkt des Berges Nebo kann man bei klarer Sicht weit übers Tal des Flusses Jordan und des Toten Meeres bis nach Jerusalem blicken. Zumindest die goldene Kuppel des Felsendoms sieht man in der Abendsonne glänzen. Mose soll hier ins „gelobte Land“ geblickt, es allerdings nie betreten haben und auf dem Berg auch begraben worden sein.

Die 4000 Jahre alte „Königsstraße“

Ein paar Kilometer weiter erreichen wir über die so genannte „Königsstraße“, eine der landschaftlich schönsten Routen im Orient, über die schon die Karawanen vor rund 4000 Jahren gezogen sein sollen, die Stadt Madaba. Inmitten des Gewirrs von Straßen und Gassen steht die kleine byzantinische Sankt Georgskirche. Hier erwartet den Reisenden wiederum eine kleine Sensation: eines der berühmtesten Mosaike der Welt, jedenfalls das, was davon übriggeblieben ist. Das etwa 16 mal 6 Meter große Bodenmosaik bestand ursprünglich aus 2,3 Millionen bunten Steinchen und zeigt das „Heilige Land“ von Tyros im Norden bis nach Unterägypten, vom Mittelmeer bis zur Wüste, im Mittelpunkt Jerusalem. Diese wohl älteste Darstellung Palästinas stammt aus dem 6. Jahrhundert.

Heute steht noch ein ganz anderes Reiseziel auf unserem Plan: Wadi Rum, die sagenumwobene Wüste von Jordanien, die weiter östlich an die saudi-arabische Grenze stößt und in die Nafud-Wüste übergeht. „Wadi“ steht eigentlich für Tal, besser: Trockenflussbett in der Wüste, das nur nach starken Regenfällen kurzzeitig Wasser führt. Hier haben seit Jahrhunderten die Beduinen das Sagen. Reiseleiter Raed erklärt: „Beduinen haben ihre eigene Sprache, sie ist 2500 Jahre alt. Sie kennen 400 Wörter für die Liebe, 300 für die Frau und zum Beispiel 350 für den Löwen.“ Und sie pflegen Traditionen. Kommt etwa ein Fremder in ihr Haus, so bieten sie ihm für mindestens 3 ½ Tage ohne Wenn und Aber ihre Gastfreundschaft an. „Erst dann“, ergänzt Raed, „würden sie nach der Herkunft des Fremden, dem Grund für seine Reise fragen. Niemals würden sie Nein sagen, wenn sie jemand um Hilfe bittet.“

Omar Sharif und „Laurence von Arabien“

Hier und da taucht zwischen Sanddünen eine Gruppe schwarzer Zelte auf, durch große Trucks flankiert. Filmteams, die hier Szenen in der Wüste drehen. Unter anderem fanden sich hier aus die Crews von „Mission to Mars“, des erste Teils von „Indiana Jones“ und natürlich „Laurence von Arabien“ mit Omar Sharif in der Hauptrolle ein. Dieser britische Offizier und Geheimagent, gestorben 1935, hat viele Legenden über das Haschemitische Königreich Jordanien geprägt. Ein Staat übrigens, der erst im Jahr 1949 nach der Vereinigung von Transjordanien und der Westbank durch Abdallah Ibn al-Hussein gegründet, dessen Familie vom Propheten Mohammed abstammen soll. Heute regiert dessen Urenkel mit gleichem Namen, der 1999 ein schweres Erbe von seinem Vater Hussein II. antrat. An seiner Seite seine schöne Frau Raina, die auch auf internationalem Parkett als – sozial engagierte – Botschafterin ihres Landes präsent ist.

Ein Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint

Die Sonne ist fast untergegangen über der Wüste. Der Wind frischt leicht auf. Von weither schallt der Ruf des Muezzins über die staubige Weite. Langsam legt sich Dunkel über unser Camp am Rande des Wadi Rum. Schabdlah zündet Hunderte von Kerzen entlang der Wege zu den Zelten an, stellt den Teekessel ins Feuer. Es wird Nacht, und tausend geheimnisvolle Geräusche erreichen mein Ohr. Es ist ein magischer Ort. Ein Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint.

Doch am nächsten Morgen geht es weiter. Zu Fuß durchqueren wir in einem rund sechsstündigen Marsch die beeindruckende Landschaft des Wadi Ghuweir, vorbei an hängenden Gärten, durch steile Schluchten. Rund 500 Höhenmeter gilt es zu überwinden, immer den ausgetrockneten Flusslauf bergan. Vier Liter Wasser hat jeder von uns dabei und zwischendurch muss man ganz schön klettern.

Am Abend aber sitzen wir alle gemeinsam unter dem Sternenhimmel auf der Terrasse der Feynan Ecolodge (https://ecohotels.me/Feynan) inmitten des Dana Biosphere Reserves. Die vom „National Geographic Traveler Magazine“ zu einer der 25 besten Ecolodges weltweit gekürte 26-Zimmer-Herberge gewinnt den Strom aus den hauseigenen Solarbatterien, bestreitet die Verpflegung weitgehend aus heimischem Anbau und beschäftigt in erster Linie Beduinen, die mit ihren Familien hier schon seit Generationen leben.

Auch hier bekommen wir leckeres Tabbouleh serviert. Dazu den für Jordanien so typische Kaffee mit Kardamom. Ich bin nicht nur Fan geworden von dieser interessanten Küche, die viele verschiedene Einflüsse der arabischen Welt vereint, sondern vor allem von den Menschen und deren herzlicher Gastfreundschaft, die Touristen Freunden gleichermaßen zuteil wird.

INFORMATIONEN

Jordanien ist trotz der anhaltenden instabilen Lage im Nahen Osten ein sicheres Reiseland. Informationen erhält man beim Jordan Tourism Board: http://de.visitjordan.com/. Reisen nach Jordanien bietet der versierte deutschsprachige Reiseleiter Raed Haddad an: https://hjr-haddadjordanienreisen.de. Touren(-pakete) kann man auch bei „Jordan Tours“ buchen: www.jordantours-travel.com.

Anreise: Flüge ab Deutschland nach Amman oder Aqaba u.a. mit Royal Jordanian, Lufthansa und Turkish Airlines ab 400 Euro

Jordanien, so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, lässt sich gut mit dem (Miet-)Wagen bereisen, für Wüstentrips ist Allradantrieb erforderlich. Wer es entspannter mag, schließt sich einer Reisegruppe an oder engagiert einen Guide / Fahrer. Überlandbusse sind sehr selten, Linienbusse in den Städten meist überfüllt.

Essen und Trinken: Probieren muss man unbedingt ein „Lemon bin Nana“ – zerkleinerte Minzblätter mit etwas Zucker in einer Mischung aus Wasser und Limonensaft, sehr erfrischend. Restaurantempfehlungen: Petra Kitchen: Für 35 JD (42 €) kann man einen Abend lang mitkochen und essen, Erfrischungsgetränke inbegriffen, Anmeldung über die Website. Die Cave Bar in Wadi Musa: ausgelassene Stimmung, schönes Interieur, manchmal Bauchtanz, täglich ab 20 Uhr, neben dem Visitor`s Center. Mittags in Petra, inmitten der antiken Stadt: das Baisin Restaurant, schöne Terrasse, schmackhaftes Büffet. In Madaba: Haret Jdoudna, King Tala Street, hübsches, orientalisches Restaurant mit lauschigem Innenhof, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Übernachten: Um Petra zu besuchen, ist eine Nacht im „Mövenpick Petra Resort“ geeignet, weil es unmittelbar am Eingang liegt (ca. 200.- € / DZ). Tolle Dachterrasse, abends mit Barbecue – Sonnenuntergang inklusive. Wer am Toten Meer komfortabel logieren möchte, ist im 5-Sterne-Hotel „Mövenpick Dead Sea“ sehr gut aufgehoben, es gilt als das beste Hotel Jordaniens. Nicht verpassen: ein oder zwei Nächte in der Feynan Ecolodge im Naturschutzgebiet nördlich von Petra.

Must do: „Petra by Night“ ist ein dreimal wöchentlich stattfindendes Spektakel vor dem Schatzhaus „Khazne Faroun“ mit Musik und Erzählungen, einem Becher Chai-Tee sitzend auf auf dem Boden liegenden Teppichen, Start: 20.30 Uhr; der rund einstündige Fußmarsch durch die Nacht lohnt allein für die geheimnisvolle Stimmung, die Menschen aus aller Welt still genießen (Infos über www.visitjordan.com).

 

Liane Rapp

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