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Bayern light: Summertime am Tegernsee

Wer jetzt noch mal richtig Sommer erleben möchte, ist am Tegernsee, einem der saubersten Gewässer Deutschlands, genau richtig. Unbedingt ausprobieren: eine Fahrt mit Deutschlands einzigem „Überführer“!

Egbert Krupp

Einmal an der Bronzeglocke geläutet, kräftig „Hol über“ gegen den Wind gerufen und schon setzt er sich vom gegenüber liegenden Ufer in Bewegung: Stefan Mayr, Deutschlands einziger „Überführer“. Ein cooler Typ mit Sonnenbrille, weißem Leinenhemd und abgenutzter Trachtenlederhose – einem Familienstück. Schon seit über zehn Jahren führt er hier an der engsten Stelle des Tegernsees eine rund 500-jährige Tradition fort: Tagaus, tagein von Mai bis Oktober, allerdings nur bei trockenem Wetter, fährt er Gäste und Einheimische zwischen der Tegernseer Point und dem Rottacher Seehotel Überfahrt hin und her. An einem warmen Tag rund vierzig Mal. Ein Fitnessstudio, meint er, würde er im Sommer nicht brauchen. Im Winter arbeitet der gelernte Informatiker am Lift. „Im ersten Jahr hatte ich noch Muskelkater“, berichtet er, während er uns übersetzt mit Blick auf den berühmten Malerwinkel, „aber dann hilft abends eine Massage mit Franzbranntwein und schon ist man wieder fit am nächsten Tag.“

Im Lärchenboot übersetzen

Sein sieben Meter langes Lärchenboot „Seerose“ wiegt rund eine Tonne, wurde 1991 streng nach den Plänen des Ursprungsmodells gebaut und sieht aus wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. „Wenn richtig Gegenwind herrscht, ist es schon anstrengend“, meint der gebürtige Schlierseer augenzwinkernd, während er nach rund acht Minuten am anderen Ufer festmacht. Schon warten wieder die nächsten Passagiere auf den ungewöhnlichen Fährdienst, der vor allem müde Wanderer von Ort zu Ort bringt, und ihnen einen Marsch von vier Kilometern erspart. Maximal 18 Passagiere haben Platz im Boot, und auf den hölzernen Brettern haben schon so prominente Persönlichkeiten wie Franz Josef Strauß und Sri Lankas frühere Ministerpräsidentin Sirimavo Bandaranaike gesessen.

Wandern rund um den See in zwei Tagen

Es weht ein leichter Wind, die Sonne strahlt. Ein Tag wie gemacht für eine Auszeit an einem der saubersten Seen Deutschlands, gespeist von den glasklaren Gebirgsbächen Söllbach und Weissach und von Süden umrahmt von den Hausbergen Wallberg, Leonhardstein und Hirschberg. Um den See von oben zu bestaunen, lohnt die Fahrt mit der 4er-Gondel-Seilbahn auf den Wallberg.
Rund 50 Kilometer südlich von München erstreckt er sich auf 6,5 Kilometer Länge und 1,4 Kilometer Breite. Einst Mekka von Künstlern wie Ludwig Thoma und August Macke, zwischenzeitlich „Lago di Bonzo“ genannt, trifft hier heute Tradition auf Moderne, bajuwarische Urgesteine auf Snobs – „Bayern light“ sozusagen.

Büttenpapier und Jod-Schwefelquellen 

Bad Wiessee mit den stärksten Jod-Schwefelquellen Deutschlands zieht immer noch in erster Linie Kurgäste an. Rottach-Egern mit seinen exklusiven Shoppingmöglichkeiten von jeher die mondäneren Gäste. Kreuth eher Wanderer und Langläufer. Es besteht aus 20 Ortsteilen vom Seeufer bis hoch in die Berge, und an den malerischen Naturweihern gibt es frisch geräucherte Forellen und Saiblinge zu kaufen. In Gmund, dem Tor zum Tal, gab es von jeher immer schon einige Industriebetriebe. Unter anderem „Giesecke & Dievrient“, Druckerei von Banknoten für alle Welt, und die Büttenpapierfabrik GMUND, seit 1829 im Besitz der Firma Kohler, und weltberühmt, nicht erst, seitdem auch die Umschläge bei der Oscar-Verleihung und bei den Filmfestspielen in Cannes zum Einsatz kommen. Hier werden am ersten und dritten Donnerstag im Monat Besichtigungen angeboten.

Mit dem Rad kann man den See in eineinhalb Stunden umrunden, zu Fuß am besten in zwei Etappen mit einem Zwischenstopp. Wer nicht weiter will, steigt einfach in den – mit Gästekarte kostenfreien – Linienbus, der regelmäßig alle seenahen Orte anfährt. Wer den Tegernsee ohne große Anstrengung genießen möchte, kann sich auch ein Elektrobötchen z.B. bei Bootsverleih Rixner am Schloss-Café in Tegernsee ausleihen oder auf eines der Motorschiffen aus der Flotte der Bayerischen Seenschifffahrt über das smaragdgrüne Wasser kreuzen: Zur Wahl stehen vier Routen mit einer Dauer bis zu 90 Minuten, die auch mit Wanderungen von einer Haltestelle zu einer anderen verbunden werden können. Etwa zu Fuß in gut 90 Minuten von Tegernsee nach Gmund über den wunderschönen Höhenweg. 

Wasserspaß rund um den Tegernsee

An heißen Sommertagen bietet der See eine erfrischende Abkühlung –immerhin einer der kältesten weit und breit und nur im Hochsommer bis zu 23 Grad warm. Sein Ufer ist fast vollständig öffentlich zugänglich, jedoch sind es meist die Strandbäder und Liegewiesen, zu denen es die Erholungssuchenden zieht. Beim See- und Warmbad in Rottach-Egern kann man bis 19 Uhr sowohl im Natursee als auch im beheizten Becken seine Bahnen ziehen. Schön auch die Seesauna „monte mare“ in Tegernsee mit Garten und Sole-Außenbecken. Beachvolleyballplatz und ein schwimmendes Holzkreuz bietet das Freibad Abwinkl. Ebenfalls in Abwinkl befindet sich der Aquadom, Deutschlands größtes begehbaren Süßwasser-Aquarium, wo sich in 60.000 Litern Wasser rund zwanzig heimische Fischarten tummeln.

Neben Schwimmen und Baden ist der Tegernsee wegen seiner Größe von knapp neun Quadratkilometern auch fürs Surfen gut geeignet – bei Süd- und Westwind und bei morgendlicher Thermik ist St. Quirin die erste Wahl, wo man auf der Liegewiese beim Bootsanlegesteg aufriggen kann. Bei Ostwind Bayersäge zwischen Gmund und Holz. In Seeglas bietet die Surf- und Segelschule Stickl Surfkurse an. Vor allem bei Youngstern angesagt ist die sogenannte „Popperwiese“ an der Ringseeanlage in Rottach-Egern mit zwei Beachvolleyballplätzen sowie einem Floß im See. Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zur „Fährhütte am See“, wo man bestens speisen, auf der Liegewiese aber auch gepflegt chillen kann. 

Nach einer Runde zu Fuß und mit dem Schiff um den Tegernsee landen wir schließlich wieder beim „Boot-Shuttle“ von Stefan Mayr. Wir sind die letzten und einzigen Gäste an diesem Abend, weshalb der Überführer noch mal ein wenig Historie preisgibt: „Um 1747 war die Pfarrgemeinde Egern verantwortlich für die Überfahrt. Damals handelte es sich wohl um eine Seilfähre, und für Pfarrangehörige war der Transport umsonst. Jeder konnte sie auch für den Lastentransport benutzen. Nur Düngerfahrten waren ausdrücklich verboten. In den vielen Hundert Jahren ist kein einziger Unfall passiert. Und das trotz der Fallwinde, die hier schon mal von jetzt auf gleich einsetzen können, vor allem, wenn Ostwinde plötzlich einsetzen. Dann kann es schon mal ungemütlich werden.“ Aber danach sieht es heute zum Glück nicht aus. Wir sind am Anleger am Point angekommen. Die „Seerose“ wird vertäut. Ein Sommertag am See geht langsam zu Ende.

INFORMATIONEN
Allgemeine Auskünfte erteilt die Tegernseer Tal Tourismus GmbH, Telefon 08022 – 927 38-0, www.tegernsee.com
Zum „Überführer“ gelangt man über den Überfahrtweg 1, 83684 Tegernsee, je nach Witterung setzt er von Mai bis Oktober über, täglich von 10.00 – 18.00 Uhr.
Übernachten:
Das „Hotel Villa Lago“ in Bad Wiessee bietet individuellen Komfort mit chicem Ambiente, alpenländischer Stil trifft auf modernes Design. Heller Restaurantbereich mit Sonnenterrasse Preis fürs DZ ab 160 € / Nacht mit Frühstück, Adrian-Stoop-Straße 29, www.villa-lago-tegernsee.de, Telefon 08022 188 16-0
Die Egerner Höfe in Rottach-Egern, eine 4-Sterne-Superior Park-Hotel mit Schwimmbad und Sauna, www.egerner-hoefe.de, Telefon 08022 – 6660.
Essen und Trinken:
Mehr Infos zum „Genießerland-Region Tegernsee“ unter www.geniesserland-tegernsee.de.
Urgemütlich und doch chic: die „Fährhütte am See“ in Rottach-Egern, ganztägig geöffnet, Montag Ruhetag, das Bistro im Garten hat nur im Sommer bei gutem Wetter von 12 bis 17 Uhr auf, www.faehrhuette.de, Telefon 08022 – 188220.
Très chic: „TEGERNSEE“ mit wunderschönem Blick auf den See, Neureuthstr. 23 in Tegernsee, Telefon 08022 1820, www.dastegernsee.de.
Herzogliches Bräustüberl in Tegernsee, Einheimische und Prominenz im ehemaligen Kloster und kultigen Biergarten am See, www.braustuberl.de, Telefon 08022 – 4141.
In Weissach befindet sich das Café Felix von Mario Felix Liebold, wo man rund 50 verschiedene Kaffee- und Espressisorten probieren kann, Tegernseerstraße 104, www.felix-cafe-espressobar.de, Telefon 08022 – 8597 830.

Events / Aktivitäten:
Auf der Website www.tegernsee.com findet man viele nützliche Informationen, unter dem Button „Veranstaltungen“ etwa auch zum bevorstehenden „Rosstag“ am kommenden Sonntag, 26. August. Ebenso zu begleiteten Bergwanderungen und E-Bike-Touren.
Am Sonntag, dem 2. September findet der „Tag der Blasmusik“ statt, auf Gut Kaltenbrunn in Gmund. Infos: www.tag-der-blasmusik.de.
Infos zu geführten Touren mit den „Heimatführern“ – zu Fuß, mit dem E-Bike, per Schiff oder Bus – findet man unter www.tegernseer-heimatfuehrer.de.
Sensenkurse und waldpädagogische Wanderungen bietet Biobauer Georg Hahn in Holzkirchen an, Telefon 08024 – 646 9377.

 

Liane Rapp

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