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Ungeliebte Geschenke – und warum Buchstaben-Nudeln sehr originell sein können

Was machen Sie mit den ungeliebten Weihnachtsgeschenken? Unser Kolumnist verrät ihnen nicht, was er damit macht. Aber er schreibt, worüber er sich freut.

jamin

Da stauben sie jetzt langsam im Regal vor sich hin – die ungeliebten Weihnachtsgeschenke. Die Flasche Asbach-Uralt vom Opa, das Kochbuch von der Ex-Freundin und die Kaffeetasse mit dem Abbild der Schwiegermutter.

Ein Geschenk für jemanden zu finden ist ja schon nicht leicht. Das Geschenk wieder verschwinden zu lassen ist viel schwerer.

Viele haben deswegen schon den Geschenke-Notstand ausgerufen und alle Freunde, Verwandten und Bekannten angewiesen, keine Geschenke mehr zu überreichen. Andere trifft man jedes Jahr beim Geschenke-Tausch-Engel auf dem Trödelmarkt an.

Ich selbst habe glücklicherweise einen Literaturagenten, der sich nicht nur um meine Bücher kümmert, sondern auch noch originelle Weihnachtsgeschenke macht. Das tröstet über den Schrott hinweg.

Michel Meller aus München schickte mir in diesem Jahr beispielsweise Buchstabennudeln. Das hört sich wenig einfallsreich an, aber der Text auf dem Etikett der Verpackung verriet einen wachen Geist: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Buchstaben verspeisen.“

Ich habe natürlich gemerkt, dass es sich bei diesem Spruch um eine Abwandlung einer Erkenntnis des berühmten amerikanischen Autors Mark Twain handelt. Der meinte: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“

Aber was macht schon ein verfälschtes Plagiat. In unserem Beruf gilt ohnehin die Devise: Besser gut kopiert, als schlecht erfunden – man darf sich nur nicht erwischen lassen. 

Originell und intellektuell ist das Geschenk meines Agenten trotzdem. Es bietet Nahrung für Körper und Geist: Ich werde das Geschenk eine Zeit lang gut sichtbar für meine Besucher als Dekoration aufstellen, auf dass sie sich gut amüsieren. Und wenn ich die Deko leid bin, werde ich daraus eine gute Hühnerbrühe mit Buchstaben-Nudeln kochen. 

Ich wünschte mir, es gäbe mehr ideenreiche Menschen wie meinen Agenten. Dann hätten viele Geschenke eine längere Lebensdauer. So besitze ich beispielsweise bereits seit zehn Jahren eine sprechende Fußmatte vor meiner Tür – auch ein Geschenk von Agent MM. Sie begrüßt einen Besucher mit einem freundlichen „Hallo“, wenn er auf sie tritt.

Nun überlege ich, ob ich die Fußmatte neu besprechen sollte mit dem Hinweis: „Guten Tag. Behalten Sie bitte Ihr Gastgeschenk für sich, wenn es nicht so originell ist wie ich.“

Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…
                                                  Ihr Peter Jamin

Unser Autor ist Schriftsteller, Journalist und als Berater für Kommunikation seit Jahrzehnten immer wieder auch für ausgewählte Projekte von Unternehmen und Werbe- und PR-Agenturen tätig. Sein soziales Engagement gilt der Situation von Angehörigen vermisster Menschen, auf deren Situation der Publizist in Büchern, TV-Dokumentationen und Artikeln seit mehr 20 Jahren immer wieder aufmerksam macht.

 

Peter Jamin

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