Dieser Aufruf zur Menschenfreundlichkeit ist sowohl an andere als auch an das eigene Selbst adressiert. Das erinnert zum einen an das christliche Gebot der Nächstenliebe „ Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, zum anderen aber auch an den Stuhlkreis einer KITA oder Selbsthilfegruppe.
Für die äußeren Marker der Fastenzeit stehen die unzähligen Frühjahrsdiäten mit Kalorienzählen, Sport, mit Pillen und mit Pülverchen. Die durchtrainierten Bodys auf den Titelseiten der Zeitschriften holen jedoch die wenigsten da ab, wo sie gerade stehen. Aber die Reformwilligen können und versuchen noch mehr: Sie geloben nicht nur den Verzicht auf Süßigkeiten, Fleisch und Alkohol, sondern sogar (stundenweise) aufs Smartphone. Das Ziel der ganzen Bemühungen: Alle möchten besser dastehen („Du bist schön“), fitter und gesünder sein, mit dem nicht ganz uneigennützigen Gedanken, das Erdendasein selbstbestimmt zu verlängern.
Damit wären wir bei der Makrobiotik angelangt, was übersetzt die Lehre vom langen Leben bedeutet. Ihre wohl prominenteste Vertreterin ist Madonna – deren Name in diesem Kontext fast einen heilsgeschichtlichen Beiklang erhält. Als sie vor Jahren bei einem Düsseldorfer Konzern in einer geheimen Mission in Sachen Trinkwasseraufbereitung unterwegs war, brachte sie den Chef des Protokolls kurzfristig in Verlegenheit, als sie frische Sojamilch verlangte und das außerhalb der Fastenzeit.
Länger leben ist der ROI (Return on Invest)
Wir wollen alle länger leben und dabei noch „madonnenmäßig“ gut aussehen. Zur Selbstoptimierung reichen jahreszeitlich begrenzte und kirchenkalenderabhängige Maßnahmen offenbar nicht aus. Wer wissen möchte, wie Madonna sich so ernährt, kann sich die Lehren der Makrobiotik in den Schriften ihrer Gründerväter Georges Ohsawa und René Lévy aneignen.
Praktisch makrobiotisch kochen lernt man am besten in St. Gaudens am Fuße der Pyrenäen. Eine zehntägige Kur in der Cuisine et Santé (cuisine-et-sante) bringt industriezuckergeschädigte Körper auf den rechten Ernährungsweg. Eine etwas gemäßigtere makrobiotische und vegane Linie vertreten Silvia und Claudio in ihrem B&B Il Melograno Nano in Barga, unweit von Lucca (ilmelogranonano).
Und wem diese Kost nicht schmeckt, wird allein vom Tapetenwechsel schöner und hat auch ein bisschen an der Uhr gedreht.
Susan Tuchel