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Plunge Protection Team verhindert Crash

Die Börsen fuhren im Oktober 2014 Achterbahn: erst 10 bis 15 Prozent runter, dann 10 bis 15 Prozent rauf. Es war ein Kampf der Flash Boys gegen das „Plunge Protection Team“, den das Plunge Protection Team in der ersten Runde gewann. Ein Eldorado für geübte Trader, aber ein Nervenkrieg für verunsicherte Investoren. Andreas Männicke beschreibt die Hintergründe der starken Kursbewegungen und hinterfragt dabei das kapitalistische System nach britischem und amerikanischem Muster.

Die Börsen fuhren im Oktober 2014 Achterbahn: erst 10 bis 15 Prozent runter, dann 10 bis 15 Prozent rauf. Es war ein Kampf der Flash Boys gegen das „Plunge Protection Team“, den das Plunge Protection Team in der ersten Runde gewann. Ein Eldorado für geübte Trader, aber ein Nervenkrieg für verunsicherte Investoren. Andreas Männicke beschreibt die Hintergründe der starken Kursbewegungen und hinterfragt dabei das kapitalistische System nach britischem und amerikanischem Muster.

Die Börsen fuhren im Oktober 2014 Achterbahn: erst 10 bis 15 Prozent runter, dann 10 bis 15 Prozent rauf. Es war ein Kampf der Flash Boys gegen das „Plunge Protection Team“, den das Plunge Protection Team in der ersten Runde gewann. Ein Eldorado für geübte Trader, aber ein Nervenkrieg für verunsicherte Investoren. Andreas Männicke beschreibt die Hintergründe der starken Kursbewegungen und hinterfragt dabei das kapitalistische System nach britischem und amerikanischem Muster.

Oktober als Crash-Monat bleibt in Erinnerung

Der Oktober ist als Crash-Monat den Anlegern im Gedächtnis geblieben, denn im Oktober 1987 gab es einen Börsen-Crash an der Wall Street, den viele noch in Erinnerung haben. Am 19. Oktober 1987 fiel der Dow Jones Industrial Index um 22 Prozent – damals waren das „nur“ 500 Indexpunkte fast ohne Vorwarnung. Nur aus den Geschichtsbüchern kennen die Anleger den Börsen-Crash vom 24. Oktober 1929, der damals eine Weltwirtschaftskrise einleitete. Seit dem Börsen-Crash im Oktober 1987 soll es in den USA – nicht in Deutschland – aber eine Art schnelle Eingreiftruppe geben, das „Plunge Protection Team“ an der Wall Street, das in kritischen Phasen insbesondere gegen die Short-Seller, also die Leerverkäufe von Aktien und die Käufer von Short-Positionen am Terminmarkt über entsprechende Long-Positionen am Terminmarkt aktiv vorgeht und sie durch steigende Kurse dann zum Eindecken der Short-Positionen zwingt.

Flash Boys dominieren die Börse

Man muss wissen, dass die Aktienkurse auch beim DAX via London oft über den Terminmarkt „gemacht“ werden. Seit einigen Jahren nutzen die „Flash Boys“, das sind die Hochfrequenzhändler am Terminmarkt in London, New York und Chicago, die durch Informationsvorsprung im Nano-Sekundenbereich mit plötzlich großen Volumina starke Kursbewegungen für sich ausnutzen. Oft manipulieren sie aber auch die Märkte, indem sie erst große Verkaufsorder ins Orderbuch stellen, die sie aber unvermittelt wieder rausnehmen, um dann schnell die Gegenposition einzunehmen.

Sie reagieren dabei im Nano-Sekundenbereich auch auf wichtige Konjunkturdaten. So belasteten Anfang Oktober schwache Konjunkturdaten aus Europa und vor allem aus Deutschland den Markt, während in den USA Ende Oktober gute Konjunkturdaten gemeldet wurden. Allein mit der Fundamentalanalyse aber kann man solche erratischen Kursbewegungen wie im Oktober nicht erklären. Die Flash Boys dominieren schon die Wall Street in einigen Phasen, wie wohl auch im Oktober. Ich empfehle diesbezüglich die Lektüre des Bestsellers von Michael Lewis „Flash Boys – die Revolte an der Wall Street“, die so manchen ahnungslosen und verwunderten Anleger die Augen öffnen wird.

Flash Boys und Plunge Protection Team sorgen für einen Mini-Crash und Pullbacks

Meine Erklärung für diese starken Kurschwanken, neudeutsch „hohe Volatilität“: Es ist ein Gemisch aus Fundamental-Daten, Flash Boys und als Gegenseite das Plunge Protection Team in den USA. In allen Fällen handelt es sich um bewusste Marktmanipulation, was von der SEC mal untersucht werden sollte, aber nicht untersucht wird. Die größten Marktmanipulationen machen aber seit geraumer Zeit die Notenbanken, insbesondere die US-Notenbank FED, die EZB , die britische Notenbank und die japanische Notenbank, die durch das Aufkaufen von Wertpapieren Geld drucken und damit auch die Aktienmärkte „schmieren“.

Wie lange hält das Opium der FED und EZB?

Man darf gespannt sein, wie die Wall Street im nächsten Jahr ohne das Opium der FED auskommt, die bisher die ganze Welt benebelt hat. Die japanische Notenbank wird weiter Gas geben, also Gelddrucken und Anleihen kaufen, und die EZB nun auch durch das Aufkaufen von Pfandbriefen, neudeutsch „Covered Bonds“. Japan ist mit über 230 Prozent zum Bruttosozialprodukt verschuldet und lebt immer noch – und das jetzt sogar neuerdings durch die „Abenomics“ sehr gut (oberflächlich betrachtet). Aber auch das ist eine Marktmanipulation im großen Stil, denn so wird aus dem Nichts Liquidität für die Märkte gepumpt, was aber auch wieder zu Blasenbildungen führen kann. Zu einer gefährlichen Blasenbildung kam es schon bei den Anleihenmärkten. Aber alle Blasen platzen irgendwann mal und dann gibt es wieder ein Crash.

Short-Covering sorgt für Kaufpanik nach Verkaufspanik

Im Oktober 2014 wurde das durch die erwähnte schnellen Eingreifgruppe der Wall Street namens „Plunge Protection Team“ und die Flash Boys, also den Hochfrequenzhändlern, die blitzschnell die Seite wechseln können, vermieden. Durch Short-Covering, also das Eindecken von Short-Positionen an den Terminmärkten und von Leerverkäufen bei Aktien, wurden an der Wall Street am 31. Oktober sogar neue Allzeit-Hochs erreicht, die Mitte Oktober noch keiner für möglich hielt, denn da gab es beim Unterschreiten von 16.000 Indexpunkten beim Dow Jones sogar eine akute Crash-Gefahr. Aus der Verkaufspanik wurde so im Handumdrehen eine Kaufpanik zur Verwunderung vieler Anleger.

Keiner will eine Jahresendrallye verpassen

Auf das nächste Jahr darf man gespannt sein. Letztendlich werden sich „in the long run“ immer die Fundamentaldaten, also die Gewinn – und Cash-flow-Entwicklungen sowie die Konjunkturdaten, durchsetzen, die in den USA noch recht gut sind, aber im Euroraum skeptisch stimmen. Kurzfristig werden aber weiterhin die Flash Boys die Märkte über den Terminmarkt dominieren und zu starken Kursausschlägen führen, die ein normaler Anleger gar nicht nachvollziehen und mitmachen kann. Viele Privatanleger wurden Mitte Oktober ausgestoppt und kamen dann nicht schnell genug wieder in den Markt. Dies war also ein Eldorado für geübte Trader, aber ein Vabanquespiel für Value-Investoren, denn keiner will dabei sein, wenn ein Markt zu kippen droht. Keiner will aber auch eine Jahresendrallye verpassen.

„Kalter Krieg“ zwischen USA und Russland wird noch Folgen haben

Zudem werden die Themen wie Überschuldung von Ländern und mögliche Schuldenschnitte in den nächsten Jahren ein Thema werden, insbesondere dann, wenn es zu einer Konjunkturverlangsamung oder gar einer Weltwirtschaftskrise kommen sollte, die auch durch geopolitische Faktoren ausgelöst werden können. Der „Kalte Krieg“ zwischen USA, Europa und Russland ist noch nicht beendet und wird auch noch Folgen haben. Man darf gespannt sein, wie die Politiker auf die Wahl am 2. November 2014 in Donezk und Luhansk reagieren werden. Der politische Konflikt ließ sich leicht auflösen, wenn man nur mehr direkt miteinander sprechen und seine Interessen offen kundtun würde. Aktiv sind hier leider nur die Geheimdienste auf beiden Seiten. Ein Fehler bei den unnötigen Manövern und dem Säbelgerassel bleibt eine Gefahr für die Börse, auch wenn diese geopolitischen Themen, ebenso wie der IS-Krieg im Irak und Syrien sowie die Ebola-Epidemie in den vergangenen zwei Wochen an der Börse ausgeklammert wurden. Auch gab es zum Glück bisher noch keinen Terroranschlag.

Neue Weltordnung und neue Spielregeln erforderlich

Die Weltordnung und die Spielregeln der neuen Weltordnung werden in Zukunft zunehmend Diskussionsstoff sein, so wie das auch Putin bei seiner vielbeachteten Valdei-Rede im Oktober gemacht hat. Ich empfehle jedem, diese Rede von Putin sich zumindest einmal anzuhören und genau zu analysieren. Ich habe sie daher auf meiner Homepage www.eaststock.de unter „Interviews“ gestellt. Es geht nicht (nur) darum, Putin besser zu verstehen; es geht auch darum, einen Weltkrieg oder den Zusammenbruch der Weltordnung in Zukunft zu vermeiden.

Währungsreform in Zukunft nicht ausgeschlossen

Auch eine Währungsreform ist dann in Zukunft nicht ausgeschlossen. Zuvor wird es aber einen Währungskrieg „BRIC“ gegen USA geben und man darf gespannt sein, wie der ausgeht. Bisher haben die Notenbanken das kapitalistische System gerettet; es gibt aber Punkte, wo eine Heilung nicht mehr möglich ist. Die sind die „Points of no return“, die es an der Börse bisher noch nicht gab. Irgendwann werden wir vor einer „Monsterwelle“ stehen, die wohlmöglich für den Unachtsamen und Unaufgeklärten wie aus dem Nichts zu kommen scheint, wie es auch 1929 und 1987 der Fall war. Noch steht das „Plunge Protection Team“ zumindest in den USA Gewehr bei Fuß, aber bei Monsterwellen wird es auch machtlos sein.

Nächste Generation vor großen Herausforderungen

In jedem Fall wird die nächste Generation vor den großen Herausforderungen der multiplen Krisen stehen. Mein Appell ist daher, die Notwendigkeit des Dialogs, also die Notwendigkeit zu versuchen, den anderen zu verstehen und mit ihm in Kommunikation zu treten, auch wenn man nicht seiner Meinung ist; die Notwendigkeit, dem Partner mehr zu vertrauen, statt neue (alte) Feindbilder aufzubauen; die Notwendigkeit der Kooperation statt Konfrontation, die Notwendigkeit, mehr Ethik (Ethik Definition) in die Wirtschaftsbeziehungen zu bringen anstelle den anderen austricksen oder gar ausbeuten zu wollen; die Notwendigkeit der Solidarität anstelle des Egoismus und Nationalismus. Wenn das nicht kapiert wird und es nicht zu einem Umdenken kommt, wird die Welt im Chaos enden und/oder in der permanenten Unsicherheit mit der Möglichkeit regionaler und überregionaler Kriege enden, die im Grunde keiner haben will und die vermeidbar sind – auch in der Ukraine!

Neues Blockdenken vermeiden – Kooperation fördern

Wichtig ist es jetzt, ein Blockdenken zu vermeiden und auch Europa als Einheit ist ein Blockdenken. Es geht um wichtige globale und dringliche Themen, die nur gemeinsam solidarisch zu meistern sind – wie Klimawandel, wie Armutsbekämpfung bei schneller Zunahme der Bevölkerung in Schwellländern, aber abnehmender Bevölkerung in Industrieländern durch den demographischen Wandel, (in Europa auch das zunehmende Problem der Altersarmut und der Pflege von Alten), der Finanzierung von Gesundheits- und Rentensystemen (= ist wichtiger als das Auffüllen von Rüstungsetats!), die Lösung der zunehmenden Verteilungskonflikte und last not least des Schuldenabbaus. Hier muss die Weltgemeinschaft mehr und besser zusammenarbeiten und es muss ein politisch unabhängiger Welt-Rat und Experten-Rat gewählt werden, der sich dieser dringlichen Probleme auch annimmt und dafür Informationen liefert. Nicht die UN, die UNO und schon gar nicht der IWF oder die Weltbank sind die Organisationen, die die Zukunftsprobleme der Welt lösen können. Ein guter Ansatz waren schon die 20-Gipfel, weil dort einige große Schwellenländer einbezogen worden, aber auch hier sind die Ergebnisse bisher enttäuschend.

Internet als Chance

Eine Chance bietet das Internet, denn durch das Internet kann zumindest globale Aufklärung, Transparenz und Faktensammlung geschaffen werden. Es bedarf aber auch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem amerikanischen und britischen Kapitalismus. Wichtig ist, dass soziale und ökologische Faktoren mehr in den Vordergrund gestellt werden und Mechanismen der Solidarität und internationalen Zusammenarbeit entwickelt und gefördert werden, sonst gerät die Welt aus den Fugen. Auch beim Ukraine-Konflikt hätte ich mir von der deutschen Regierung eine selbstbewusstere, besser aufgeklärte und eigenständige Politik gewünscht, als als Handlanger der USA zu dienen.

Reformen und Umdenken notwendig

Wir alle sind jetzt aufgefordert, die Welt für unsere Kinder ein wenig besser zu machen zu wollen. Die Blasenbildung an den Kapitalmärken mit der Drogenpolitik der Notenbanken, die nur verhindern, dass notwendige harte Reformen angegangen werden, ist nicht das richtige Instrument, um für nachhaltige Stabilität und Sicherheit, schon gar für Gerechtigkeit in der Zukunft zu sorgen. Krisen bieten Chancen zum Wandel. Nutzen wir sie!

 

Andreas Männicke

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