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China für KMU: Chancen in der Krise?

Dirk Mussenbrock, Managing Partner der Mussenbrock & Wang GmbH, berät vorrangig kleine und mittelständische Unternehmen vor, während und nach dem Eintritt in den chinesischen Markt. hamburg.business-on.de sprach mit Herrn Mussenbrock über die Chancen und Risiken für Unternehmen in der Krise.

Mussenbrock & Wang GmbH

Dirk Mussenbrock, Managing Partner der Mussenbrock & Wang GmbH, berät vorrangig kleine und mittelständische Unternehmen vor, während und nach dem Eintritt in den chinesischen Markt. hamburg.business-on.de sprach mit Herrn Mussenbrock über die Chancen und Risiken für Unternehmen in der Krise.

hamburg.business-on.de: Herr Mussenbrock, wie schätzen Sie die derzeitige Lage in China ein? Macht es überhaupt Sinn, sich mit dem Markt auseinander zu setzen?

Dirk Mussenbrock: Auf jeden Fall! Auch wenn es die Amerikaner und Europäer nicht gerne hören: Die goldenen Zeiten sind für uns vorerst vorbei. Dieses Jahrhundert ist das der Asiaten. Und in dieser Region ist China die dominierende Volkswirtschaft.

hamburg.business-on.de: Das sind aber keine guten Aussichten für uns!

Dirk Mussenbrock: Nun – als ersten sollten wir feststellen, dass wir im Vergleich zu den USA weitaus besser dastehen. Der Euro hat sich als stabile Währung behauptet und die EU ist ein Garant von Stabilität. Ferner bedeutet der Aufstieg Chinas nicht automatisch unseren Untergang. Unser Land hat exzellent ausgebildetes Personal und innovative Unternehmen. Das ist eine gute Basis für die Zukunft.

hamburg.business-on.de: Was empfehlen Sie aus Ihrer Erfahrung den Unternehmen in Deutschland?

Dirk Mussenbrock: Der größte Fehler wäre, China bzw. Asien komplett zu ignorieren. Viele Unternehmen beschäftigen sich gar nicht mit dem Markt oder treffen strategische Entscheidungen auf Basis falscher Informationen. Wir empfehlen allen Unternehmen sich mit dem Thema China auseinander zu setzen.

hamburg.business-on.de: Was genau meinen Sie damit?

Dirk Mussenbrock: Die Unternehmen müssen sich strukturiert mit China auseinander setzen. Das bedeutet, dass sich Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb mindestens 2 x jährlich zusammensetzten und auf Basis von Fakten neu bewerten und entscheiden. Nur dann ist gewährleistet, dass der Markt nicht fahrlässig ignoriert wird.

hamburg.business-on.de: Aber es gibt Unternehmen, die verkaufen ihre Produkte nur in den USA oder Europa – vielleicht weil sie zu klein sind oder zu viele Wettbewerber in China haben.

Dirk Mussenbrock: Das ist richtig. Nehmen wir an, ein spezialisierter Sensorhersteller liefert seine Produkte an einen Anlagenbauer in Deutschland. Dieser Anlagenbauer baut diese Sensoren wiederum in eine Anlage ein, die regelmäßig nach China geliefert wird. Und schon verkauft der Sensorhersteller seine Produkte – zwar indirekt – nach China.

hamburg.business-on.de: Interessant – aber wo können da Probleme entstehen?

Dirk Mussenbrock: Das sind diverse Bereiche. Zum einen könnte in China ein anderes Unternehmen die Marke des Sensorherstellers in China registrieren. Und dann unter dem Namen des Herstellers aus Deutschland produzieren, ein mögliches Ersatzteilgeschäft aufbauen usw. Das ist möglich, weil in China im Markenrecht „First-to-File“ gilt. Sollte der Sensorhersteller in ein paar Jahren doch nach China gehen, hat er ein Problem.

Ebenso fehlt den Kunden der Anlage ein möglicher Ansprechpartner in Fällen von Ersatzteilbedarf. Hier sollte der Sensorhersteller zumindest eine chinesischsprachige Website oder besser noch einen Importeur in China vorweisen können.

hamburg.business-on.de: Kommen wir auf die zukünftige Entwicklung zu sprechen. Sehen Sie weiterhin Absatzmöglichkeiten für deutsche Unternehmen in China?

Dirk Mussenbrock: Ja, auf jeden Fall. Natürlich darf man sich nicht von 1,32 Mrd. Einwohnern blenden lassen. Aber es gibt in China mittlerweile eine große und zahlungskräftige Mittelschicht sowie eine große Anzahl von Millionären. Immerhin verkauft Mercedes die meisten seiner S-Klasse Modelle in China.

Aber neben dem Konsumgüterbereich gibt es viele andere Bereiche, in denen deutsche Unternehmen sehr wettbewerbsfähig sind. Zu nennen sind hier die Bereiche Umweltschutz, Maschinenbau, Lebensmitteltechnologie und Luftfahrt.

hamburg.business-on.de: Sehen Sie auch weiteres Wachstum in China?

Dirk Mussenbrock: Ja – und darin sind sich auch alle Experten einig. China wird 2009 ein Wachstum von 6 bis 7% generieren. In 2010 werden es vermutlich etwas mehr sein. Und das entscheidende ist: Dieses Wachstum wird durch den chinesischen Binnenmarkt generiert – und weniger durch das Exportgeschäft. Denn die zahlungskräftigen Kunden in den USA und Europa sparen etwas. Für deutsche Unternehmen muss es daher in den nächsten Jahren Ziel sein, sich möglichst große Teile des „Binnenkonsum-Kuchens“ für sich zu sichern.

hamburg.business-on.de: Was sind Ihre Tips für Unternehmen, die nach China expandieren wollen?

Dirk Mussenbrock: China ist ein schwieriger Markt. Die Unternehmen sollten sich – auch wenn Sie international schon sehr erfahren sind, eine kompetente Beratung sichern. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Fahrlässig wäre es, einen Markteintritt völlig allein zu bearbeiten. Das Risiko von Fehlschlägen wäre sehr hoch.

Ebenso raten wir, den Markt nachhaltig zu bearbeiten. Im Idealfall mit einem eigenen Mitarbeiter vor Ort. Auch dafür gibt es interessante Lösungen, wie z.B. ein Office-in-Office Paket. Dieses bietet einen eigenen Mitarbeiter vor Ort – ohne eine eigene Gesellschaft gründen zu müssen. Solche Angebote sind bereits ab 1.600 € im Monat verfügbar.

hamburg.business-on.de: Zwei letze Fragen: Was mögen Sie besonders an China? Und was mögen Sie rein gar nicht?

Dirk Mussenbrock: Zur ersten Frage: Ganz eindeutig die chinesische Küche. Sehr gesund und abwechslungsreich. Und auf die zweite Frage möchte ich insoweit antworten: Man muss die Chinesen respektieren, wie sie arbeiten und denken. Das ist – insbesondere für uns Deutsche – manchmal etwas schwer. Die Chinesen werden auch manchmal die Italiener Asiens genannt. Und wer schon mit Italienern gearbeitet hat weiß: Dort wird nicht alles so eng gesehen wie hier in Deutschland.

hamburg.business-on.de: Herr Mussenbrock, vielen Dank für das Gespräch.

 

Bildquellen

  • dirk: Mussenbrock & Wang GmbH
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