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Die norddeutschen Innenstädte zwischen Corona und autofreier City

Der Einzelhandel im Norden und insbesondere in der Metropole Hamburg hat sich durch Corona massiv verändert: Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit und auch Insolvenzen sind sichtbare Folgen der Pandemie. Selbst mit den Lockerungen kommt der Einzelhandel nur schwer wieder in Tritt. Durch die Pläne des neuen Rot-Grünen Senats in Hamburg drohen dramatische Eingriffe in die Infrastruktur der Innenstadt und damit ein weiterer Stresstest für den Handel.

Favorit-Media-Relations GmbH

Der Einzelhandel im Norden und insbesondere in der Metropole Hamburg hat sich durch Corona massiv verändert: Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit und auch Insolvenzen sind sichtbare Folgen der Pandemie. Selbst mit den Lockerungen kommt der Einzelhandel nur schwer wieder in Tritt. Durch die Pläne des neuen Rot-Grünen Senats in Hamburg drohen dramatische Eingriffe in die Infrastruktur der Innenstadt und damit ein weiterer Stresstest für den Handel.

Das war die Ausgangslage für die öffentliche Jahrestagung des Verbandes der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord, die am 27. Mai 2020 virtuell standfand. Bei der Diskussionsrunde waren mit dabei: Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz, Ludwig Görtz von der Ludwig Görtz GmbH und Ehrenvorsitzender des Trägerverbundes Projekt Innenstadt, Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg und Prof. Dr. Jörg Knieling von der HafenCity Universität Hamburg sowie Volker Tschirch, Geschäftsführender Vorsitzender des Verbands der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord e.V. (VMG).

Attraktivität und Erreichbarkeit der Einkaufsstraßen und -zentren sichern

Minister Buchholz erinnerte in seinem Eingangsstatement daran, dass die Genesung des Einzelhandels und die Erreichbarkeit der Geschäfte in der gesamten Metropolregion sowie den Städten und Unterzentren in den Flächenländern zwei Seiten derselben Medaille seien: „Um im Wettbewerb mit dem durch die Krise nochmals angefachten Online-Handel mithalten zu können, muss der stationäre Einzelhandel es einerseits schaffen, den Einkauf langfristig wieder zu einem echten Shopping-Erlebnis zu machen. Andererseits müssen Wirtschaft und Politik gemeinsam dafür sorgen, dass die Einkaufsstraßen und -zentren dadurch attraktiv bleiben, dass sie auch erreichbar sind.“ Dies gelte gleichermaßen für den Auto- und Radverkehr als auch für den ÖPNV, so Buchholz.

Der ehemalige Hamburger Verlagsmanager erinnerte vor diesem Hintergrund an gemeinsame Verkehrsprojekte von Hamburg und Schleswig-Holstein wie den Ausbau der Bahnlinie S 4 Ost oder der S 21: „Denn auch alle schleswig-holsteinischen Umlandgemeinden leben und profitieren davon, dass sich der Handel und das gesamte wirtschaftliche Angebot in der Metropolregion wieder kraftvoll entfalten können.“

Hohes Ausbildungsniveau der Hamburger Wirtschaft erhalten

Wie dramatisch die Auswirkungen von Corona auf den Einzelhandel sind, bestätigten die Zahlen von Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock: „Auch in Hamburg katapultierte die Corona-Krise branchenübergreifend Unternehmen und tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Kurzarbeit. Allein aus dem Hamburger Einzelhandel sind uns im Monat April von 2.150 Unternehmen Kurzarbeit für zusammen über 32.000 Beschäftigte anzeigt worden.“

Er appellierte an die Unternehmen: „Setzen Sie vor allem auf Ihre Auszubildenden, nutzen Sie deren Kreativität und Flexibilität für anstehende Aufgaben! Gleichzeitig müssen Wirtschaft, Politik und Verwaltung das hohe Ausbildungsniveau der Hamburger Wirtschaft besonders in diesen schwierigen Zeiten mit aller Anstrengung aufrechterhalten.“

Pkw-Verkehr in den Innenstädten moderat reduzieren, Fußgängerbereiche aufwerten

Volker Tschirch, Geschäftsführender Vorsitzender des VMG, stellte fest: „Der Einzelhandel kämpft ums Überleben. Umso wichtiger ist es jetzt, für die Zeit nach Corona zu planen und alles zu vermeiden, was den Einzelhandel daran hindert, sich von der Krise zu erholen. Eine autofreie City ist dabei alles andere als hilfreich – in keiner norddeutschen Innenstadt.“

Tschirch begrüßte eine behutsame Reduzierung des ruhenden und fließenden Pkw-Verkehrs in den Innenstädten, die Erweiterung von Fußgängerzonen und eine Aufwertung von Plätzen und Wegen, aber: „Eine ideologisch motivierte, autofreie Innenstadt darf es nicht geben. Das ist Gift für alle innerstädtischen Gewerbetreibenden.“

City-Einzelhandel braucht Kunden, die mit dem Auto von außerhalb kommen

Ludwig Görtz unterstrich die Einschätzung von Tschirch und sagte: „Die nun in den Koalitionsverhandlungen fixierte Idee, den Jungfernstieg autofrei zu machen, halte ich für die völlig falsche Entscheidung. Die internationalen Gäste Hamburgs wollen über unsere Prachtstraße fahren. Hier wird eine Ideologie gegen das Auto gelebt und gegen das Interesse der Wirtschaft. Über 30 Prozent der Einzelhandelskunden kommen mit dem Auto von außerhalb. Das sind Umsätze, auf die kann der Einzelhandel gerade nach Corona nicht verzichten.“

Urbane Qualität der Innenstadt erhöhen

Prof. Dr. Jörg Knieling von der HafenCity Universität verwies dagegen auf die Vorteile, die weniger Autoverkehr für die City bedeuten kann: „Urbanität bringt Umsatz. Verschiedene Studien zeigen, dass die Umsätze im Einzelhandel dort steigen, wo der öffentliche Raum für Fußgänger zur Verfügung steht, wo Cafés und Sitzbänke zum Verweilen einladen und wo es wenig oder gar keinen Autoverkehr gibt.“ Er forderte: „Für die Innenstadt Hamburgs ist ein Paradigmenwechsel nötig: Einzelhandel und Stadtplanung sollten sich gemeinsam daran machen, die urbane Qualität der Innenstadt zu erhöhen. Aufenthaltsqualität und Nachfrage im Einzelhandel bedingen einander, so dass vor allem der Einzelhandel von einer höheren Qualität des öffentlichen Raumes profitiert.“

 

Bildquellen

  • binnenalster_in_der_hamburger_innenstadt_3_favorit_media_relations_gmbh: Favorit-Media-Relations GmbH
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