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Engpasskonzentrierte Strategie · Geheimtipp unter den Strategielehren

Bereits Ende der 60er Jahre entwickelte Prof. Wolfgang Mewes mit der Engpasskonzentrierten Strategie eine Strategie, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vielen Unternehmen zur Marktführerschaft oder sogar zu einer Spitzenposition auf dem Weltmarkt verholfen hat. Anders als in vielen anderen Strategiemodellen liegt das unternehmerische Ziel bei der Engpasskonzentrierten Strategie nicht in der Gewinnmaximierung, sondern darin, für die Zielgruppe den größtmöglichen Nutzen zu schaffen.

StrategieCentrum S�dwestfalen

Mewes hatte erkannt, dass der finanzielle Erfolg und die mittel- bis langfristige Marktführung im jeweiligen Segment die logische Folge sind. Aus seinen Erkenntnissen resultierten tausende von Erfolgsbeispielen, allein der von Wolfgang Mewes entwickelte Lehrgang Engpasskonzentrierten Strategie wurde mehr als 10.000 Mal verkauft.

Für uns Grund genug, den außergewöhnlichen Erfolg der „Engpass-konzentrierten Strategie“ einmal genau zu hinterfragen. Hierzu haben wir uns mit der führenden Expertin für die Engpasskonzentrierten Strategie, Frau Dr. Kerstin Friedrich unterhalten.

business-on: Die Engpasskonzentrierten Strategie ist seit über 40 Jahren eine der erfolgreichsten Strategien für die Unternehmensentwicklung. Wie erklären Sie sich diesen lang anhaltenden Erfolg und was macht die  Engpasskonzentrierte Strategie so besonders?

Dr. Kerstin Friedrich:  Das besondere an der  Engpasskonzentrierten Strategie ist ihre Fundierung auf evolutionären Gesetzmäßigkeiten.  Wie der Begriff „Evolution“ schon sagt, stecken millionen Jahre alte Prinzipien und Naturgesetze hinter dieser Strategie; und diese werden auch in Zukunft Bestand haben.

business-on: Spricht man von der  Engpasskonzentrierten Strategie, werden immer wieder Unternehmen wie OBI, Würth oder Kärcher als Beispiele für die Wirksamkeit dieser nachhaltigen Strategie herangezogen. Gibt es auch Beispiele aus neuerer Zeit, vielleicht sogar aus Ihrer eigenen Praxis?

Dr. Kerstin Friedrich: Einer der Shooting-Stars der neueren Zeit ist sicherlich das Franchisesystem Town & Country; das innerhalb von nur 15 Jahren in einer Krisenbranche – dem Einfamilienhaus-Bau – mit Hilfe der  Engpasskonzentrierten Strategie Marktführer geworden ist. Viele erfolgreiche Anwender der Engpasskonzentrierten Strategie sind allerdings sogenannte Hidden Champions; also Unternehmen die selten in den Schlagzeilen stehen und eher unbekannt sind.

Viele Spezialisten sind nicht wirklich spezialisiert

business-on: Ist die  Engpasskonzentrierte Strategie nur etwas für große Unternehmen, oder können auch kleine Unternehmen oder gar Einzelunternehmer von einer Spezialisierung durch die  Engpasskonzentrierten Strategie profitieren?

Dr. Kerstin Friedrich: Die  Engpasskonzentrierte Strategie ist eine Strategie, die ganz besonders leicht von kleinen Unternehmen angewendet werden kann, denn sie erfordert mitunter sehr radikale Veränderungen. Kleinere Unternehmen vollziehen so einen Wandel in der Regel leichter und schneller; sie sind beweglicher als Konzerne. Auch wenn ein Unternehmer an der Spitze steht ist das für die  Engpasskonzentrierte Strategie Umsetzung förderlich; denn diese sind eher bereit für einen Strategiewechsel die Verantwortung zu übernehmen als ein bezahlter Manager, dessen Erfolg  in aller Regel nach klassischen Erfolgkriterien wie dem Gewinn gemessen wird.

business-on: Bei der  Engpasskonzentrierten Strategie geht es um Spezialisierung, je spezieller desto besser. Ist denn heute nicht ohnehin jedes Unternehmen spezialisiert oder versteht die  Engpasskonzentrierte Strategie unter Spezialisierung noch etwas ganz anderes?

Dr. Kerstin Friedrich: Auch wenn Unternehmen heute so wirken, als seien sie spezialisiert, sind sie es bei Licht betrachtet nicht wirklich.  Die meisten Unternehmen tun das, was ihren Kernkompetenzen entspricht; das ist jedoch ein himmelweiter Unterschied zu einer Spezialisierung. Einen Augenoptiker beispielsweise würde  man landläufig als Spezialisten bezeichnen. Im Sinne der Engpasskonzentrierten Strategieist er dann ein Spezialist, wenn er sich auf eine konkrete Zielgruppe oder ein konkretes Problem spezialisiert hat. Solch ein Spezialist ist der Optiker Martin Mütsch in Landau  – er ist auf die augenoptische Versorgung von Schlaganfall- und Hirntrauma-Patienten spezialisiert und hat Patienten die aus der ganzen Bundesrepublik kommen.

Nicht die Menge unseres Einsatzes bestimmt über unseren Erfolg, sondern der kluge Einsatz der Kräfte an den richtigen Hebeln

business-on: Spezialisierungsstrategien gelten als gefährlich und einseitig – wie ist Ihre Meinung dazu?

Dr. Kerstin Friedrich: Nur wenige Spezialisierungsarten sind wirklich gefährlich – zum Beispiel wenn man sich auf die Erzeugung eines einzigen Nahrungsmittels spezialisiert und dann einer der zahlreichen Lebensmittel-Skandale daher kommt. Spezialisierungen nach der Engpasskonzentrierten Strategie verlaufen immer ganzheitlich und gehören zu den sichersten Strategien überhaupt da sie auf tiefem Know-how und auf Zielgruppenbindung basieren.

business-on: 1989 übernahm die FAZ GmbH die Rechte an der  Engpasskonzentrierten Strategie. Als leitende Redakteurin der FAZ hatten Sie die Gelegenheit, in den folgenden Jahren gemeinsam mit dem Begründer der Engpasskonzentrierten Strategie, Wolfgang Mewes an der Neufassung dieser Strategie arbeiten. Sie selbst bezeichnen dies als einen der großen Glücksfälle in Ihrem Leben. Wie sehr hat Sie dieses Meister-Schüler-Verhältnis geprägt?

Dr. Kerstin Friedrich:  Die Engpasskonzentrierte Strategie und Mewes haben mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt – oder besser gesagt: auf die Füße. Ich habe zwar ziemlich lange gebraucht um meine in der Schule und in der Ausbildung erlernten „Erfolgsrezepte“ wieder zu ent-lernen und die  Engpasskonzentrierte Strategie im Kern zu verstehen, nachdem der Groschen aber endlich gefallen war  habe ich das erlebt was viele Anwender der Engpasskonzentrierten Strategie kennen: nicht die Menge unseres Einsatzes bestimmt über unseren Erfolg, sondern der kluge Einsatz der Kräfte an den richtigen Hebeln. Wolfgang Mewes war und ist seiner Zeit mit seinen Ideen weit voraus. Gerade in Zeiten, in denen klar ist dass die Weltwirtschaft neue Paradigmen braucht und die Gewinnmaximierungs-Doktrin uns in den Untergang führt, zeigt Mewes mit der  Engpasskonzentrierten Strategie einen deutlich attraktiveren und sozialverträglichen Weg des Wirtschaftens.

business-on: Insbesondere kleine und Einzelunternehmen haben häufig Angst davor, durch Spezialisierung Kunden und Aufträge zu verlieren. Ist diese Angst aus Ihrer Sicht begründet?

Dr. Kerstin Friedrich: Begründet ist sie nicht, aber außerordentlich verständlich. Häufig reicht unsere Phantasie nicht aus um uns vorzustellen, dass man mit einem Bruchteil seines Leistungsspektrums um ein Mehrfaches wachsen kann. Ein Beispiel ist die Firma Schwalbe, Marktführer für  Fahrradreifen. Früher handelte  das Unternehmen mit Fahrradteilen jeder Art; heute ist es europaweit der führende Spezialist für Zweirad-Reifen und eine wahre Innovationsschmiede. Das Buch „Hidden Champions des 21. Jahrhunderts“ von Hermann Simon ist voll von ähnlichen Beispielen: erst als die Unternehmen ihren Ballast abgeworfen hatten wurden sie so stark dass sie in ungeahnte Dimensionen wachsen konnten.

business-on: Wie sieht der Wechsel vom „Bauchladen“ zum hochspezialisierten Unternehmen in der Praxis aus?

Dr. Kerstin Friedrich: Schrittweise und evolutionär! Das Schöne an der  Engpasskonzentrierten Strategie ist, dass man keine Entscheidungen am grünen Tisch trifft und dann an der Realität scheitert, sondern dass man ganz natürlich zusammen mit seiner Zielgruppe in eine Spezialisierung hineinwächst. Dies geschieht ohne Risiko und mit einem Höchstmaß an Sicherheit, das mir das Feedback der Zielgruppe liefert.  Man braucht dazu aber einige Voraussetzungen: den Willen, sich zu spezialisieren, Lernfreude, Veränderungsbereitschaft und Dialogfähigkeit. Ohne dem tut man sich mit der Anwendung der Engpasskonzentrierten Strategie sehr schwer.

business-on: Am 30. September sind Sie mit Ihrem Workshop “ Engpasskonzentrierte Strategie“ zu Gast in Südwestfalen, genauer gesagt in Iserlohn. Was dürfen Teilnehmer dieses Workshops erwarten? Werden sie anschließend in der Lage sein, erste Schritte zur Neuausrichtung ihres Unternehmens in die Wege zu leiten?

Dr. Kerstin Friedrich: Die Engpasskonzentrierte Strategie kann man im Moment ausschließlich über ein einjähriges Fernstudium erlernen; und es ist natürlich illusorisch zu glauben, man können das  gesamte Wissen in einen Tag hinein packen. Am Ende des Tages werden die Teilnehmer ein klares Verständnis davon haben wie die Engpasskonzentrierten Strategie „funktioniert“ und wo die Ansatzpunkte im eigenen Unternehmen sind. In manchen Fällen reicht dieses Wissen schon aus, um die erforderlichen Schritte für die Neuausrichtung selbst zu gehen. In allen anderen Fällen bietet das StrategieCentrum Südwestfalen das Forum für weitere Vertiefungen.

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