Das Energie- und IT-Unternehmen LichtBlick hat einen großen Ladesäulen-Check in Deutschland durchgeführt. Das Fazit: Für Fahrer von Elektroautos ist das Stromtanken an öffentlichen Ladesäulen kompliziert und häufig zu teuer. Auch versteckte Kosten können anfallen.
In der Spitze zahlen Autofahrer beim Stromtanken an öffentlichen Ladesäulen laut LichtBlick für eine Reichweite von 100 Kilometern inklusive einmaliger Gebühr bis zu 25 Euro. Die komplexen Tarifstrukturen seien für Verbraucher kaum zu durchschauen. Bei acht der 11 untersuchten Ladesäulenbetreiber sei zudem kein spontanes Laden ohne vorherige Anmeldung möglich. Das sind laut dem Energieanbieter „die wichtigsten Ergebnisse des ersten großen Ladesäulen-Checks in Deutschland“. Die Untersuchung, die rund 80 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen stichprobenartig betrachtet hat, wurde durch das Recherche- und Marktforschungsunternehmen statista im Auftrag von LichtBlick durchgeführt. „Das Chaos an Deutschlands Ladesäulen ist gewaltig. Intransparente Stromtarife und Zugangshürden schrecken Verbraucher ab. Selbst die Experten benötigten für unsere Untersuchung mehrere Tage, um die Tarife und Preise der verschiedenen Betreiber vergleichen zu können. Mit diesem System ist die Verkehrswende zum Scheitern verurteilt“, so Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick.
Gegenvorschlag: Tanken nach Haushaltsstromtarif
LichtBlick schlägt deshalb eine radikale Umkehr beim Ausbau der Ladeinfrastruktur vor. „Künftig muss jeder Kunde seinen Haushaltsstromtarif an jeder öffentlichen Ladesäule tanken können. Das ist transparent und verbraucherfreundlich“, so Lücking. „Dazu sollten die Stromzapfsäulen dem Netz zugeschlagen werden, jeder Stromanbieter soll seine Tarife an jeder Ladesäule anbieten können. Nur so kann auch die regionale Monopolstellung einzelner Betreiber konsequent verhindert werden.“
Die meisten Ladesäulenbetreiber rechneten nicht nach Verbrauch ab, sondern nach Ladezeit, teilt LichtBlick mit. Umgerechnet auf den Preis pro Kilowattstunde ergäben sich oft deutlich höhere Preise als für Haushaltsstrom.
Das Unternehmen belegt dies mit folgenden Zahlen: Beim größten deutschen Ladesäulenbetreiber, innogy, der vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet Stromtankstellen betreibt, kostet die Kilowatt Ladestrom 66,9 Cent. Bei der EWE, deren Ladesäulen im Elbe-Weser-Ems-Gebiet stehen, kostet die Kilowattstunde 52,7 Cent, bei den Stadtwerken München 47,3 Cent und bei Allego/The New Motion in Berlin 32,2 Cent. Diese Tarife sind damit deutlich teurer als Haushaltsstrom mit durchschnittlich 29 Cent je Kilowattstunde. Besonders kostspielig ist das Laden an den Säulen von EnBW im Raum Stuttgart, denn neben einem Kilowattstundenpreis von 32,4 Cent fällt hier eine einmalige Registrierungsgebühr von 20 Euro an.
Hamburg auf Haushaltsstrompreis-Level
Vergleichbar mit dem Haushaltsstrompreis ist dagegen der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie (29,5 Cent/kWh), günstiger ist der Tankstrom bei Mainova (18,8 Cent/kWh) oder bei Drewag-Stadtwerke Dresden (13,5 Cent/kWh).
Berechnungsgrundlage waren jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem Nissan Leaf (ca. 16 kWh) an einem AC-1-Anschluss mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt. Es wurden ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt.
Kostenlos tanken Elektroautofahrer Strom bislang bei den Stadtwerken Leipzig, den Stadtwerken Düsseldorf und der RheinEnergie, stellt LichtBlick fest, „da sich für diese Betreiber vermutlich eine Abrechnung aufgrund der wenigen Tankvorgänge bisher noch nicht lohnt“.
Spontan Stromtanken ist die Ausnahme
Ein weiteres Hindernis für Elektroautos ist der Zugang zu den Ladesäulen. Ein spontanes Stromtanken ist nur bei drei von elf Ladesäulenbetreibern möglich (innogy, EWE, Mainova).
Ein Praxistest von LichtBlick in Hamburg hat zudem ergeben, dass beim Laden an öffentlichen Säulen auch noch versteckte Kosten anfallen können. Wählt der E-Autofahrer an einer Säule von Stromnetz Hamburg das Zahlen per SMS, so zahlt er hierfür zusätzlich einen Starttarif von 1,73 Euro sowie einen festen Aufschlag von 12,5 Prozent auf den Gesamtbetrag als Servicegebühr.
LichtBlick mit Sitz in Hamburg ist Pionier und Marktführer für Ökostrom und Ökogas. Das innovative Unternehmen entwickelt mit dem SchwarmDirigent die IT-Plattform der Energiewende zur intelligenten Vernetzung dezentraler Kraftwerke, Speicher und Lasten. LichtBlick beschäftigt 500 Mitarbeiter und erzielte 2016 einen Umsatz von rund 670 Millionen Euro.
Bildquellen
- lichtblick_1707_ladesaeulen_check_deutschland_infotext_002: LichtBlick SE