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Japan: Das Land, in dem nicht nur die Sonne aufgeht

Jeder kennt ihn, den höchsten Berg Japans, den Fuji-san. Doch die wenigsten waren oben.

Susan Tuchel

Jeder kennt ihn, den höchsten Berg Japans, den Fuji-san. Doch die wenigsten waren oben.

Das liegt daran, dass der Aufstieg bis zum Gipfel nur im Juli und August möglich ist. Die Anmeldezeiten betragen Monate. Morgens um 2.00 Uhr muss man los, um den Sonnenaufgang zu erleben. Den sieht man unter Umständen dann doch nicht, weil die Menschentraube am Abhang steckenbleibt oder weil es regnet.

Auf meinem Japantrip sah ich den Fuji-san kurz, als ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen mit rund 300 Kilometern vorbeibrauste und ein zweites Mal, als der Vulkan mit seinen 3.776 Metern beim Flug von Tokio nach Okinawa majestätisch durch die Wolkendecke lugte.

Meine erste Japanlektion: Sag niemals Fujiyama, denn das heißt Fuji-Berg. Was auch nicht im Reiseführer steht: Am Fuße des Fuji-san gab es einen sogenannten Selbstmordwald. Der wurde entdeckt, als der heilige Berg 2013 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde und man im Wald auf Leichen stieß, zum großen Teil ältere Japaner, die ihren Familien nicht als Pflegefälle zur Last fallen wollten.

Pünktlichkeit ist keine Hexerei

Doch zurück zum Shinkansen, der zum Direktvergleich mit der Deutschen Bahn reizt. Sämtliche Shinkansen-Züge zusammen verspäten sich pro Tag weniger als fünf Minuten. Die Zugbegleiter gleiten zu Recht mit einem Lächeln auf den Lippen an den Passagieren vorbei, drehen sich am Ende des Wagens um und verneigen sich höflich vor den Fahrgästen – jedes Mal.

Aber auch der normale ÖPNV ist beispielhaft, wie er Millionen Menschen im Minutentakt befördert und millimetergenau da hält, wo es vorgesehen ist. Verspätungen und technische Störungen: Fehlanzeige.

Aber auch hier herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Denn in U-Bahnen, Zügen und Skytrains vergessen Japaner gerne ihre sprichwörtliche Höflichkeit. Wenn sie nicht ohnehin nur auf ihr Handy starren, stehenden Fußes einschlafen oder sich Nasenhaare mit einer Pinzette entfernen.

Gekennzeichnete Sitze für Behinderte, Alte und Schwangere sollen für Mitmenschlichkeit sorgen. Frauen können ihre noch nicht sichtbare Schwangerschaft mit rosa Buttons bezeugen. Ist der Nachwuchs geboren, werden die Buttons schon mal im Internet zum Verkauf angeboten.

Land und Leute

Es gibt für Deutsche in Japan viel zu erleben: die moderne Megacity Tokio, in der wegen des funktionierenden ÖPNVs und des nicht bezahlbaren Parkraums erstaunlich wenig Autos fahren. Das macht die Straßenschluchten zwischen den 100 Wolkenkratzern einschließlich der zahllosen Getränkeautomaten irgendwie menschenfreundlich.

Man kann mit dem Fahrrad durch das historische Japan, durch Kyoto, Nara und Kamakura von Tempel zu Tempel, von Pagode zu Pagode und von Riesenbuddha zu Riesenbuddha fahren. Vier Kilometer lang ist die Wanderung durch die 10.000 roten Torii des Fushimi-Inari-Schreins auf den Gipfel des Inari-Bergs in Kyoto.

Das ist toll, wenngleich nicht unbedingt im Juli bei 38 Grad im Schatten.

Japaner gehen auf Nummer sicher – immer. Selbst beim Anflug auf Tokio-Naheda während eines Taifuns setzt die Maschine direkt beim ersten Versuch sauber auf. Ich glaube sogar dem jungen Deutschen, der auf der Insel Zamami lebt und arbeitet, dass dort jeden Morgen die Schwimmbuchten von giftigen Fischen und Schlangen gesäubert werden. Und ich bewundere den unbedingten Willen, die eigene Arbeitskraft und die der anderen durch das Tragen eines Mundschutzes zu erhalten.

Technik im Dienst des allzu Menschlichen

Ganz besonders haben mir die Toiletten gefallen, die vielerorts nur in bereitstehenden Toilettenschuhen betreten werden dürfen. Die stillen Orte erfüllen neben der bekannten auch allerlei Hygienefunktionen, die gendermäßig differieren. Aber Achtung: Es gilt, erst die bekannte Funktion mit einer Spülung zu beenden, bevor die weiteren Tasten gedrückt werden.

Sollte danach alles zur Zufriedenheit ausgefallen sein, unbedingt die Stop-Taste betätigen bevor man sich erhebt, weil die Reinigungsdüse aus der Toilettenschüssel ansonsten munter ins Bad sprudelt.

 

Susan Tuchel

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