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Zahl der Firmeninsolvenzen ist 2013 bundesweit zurückgegangen

26.733 Unternehmen meldeten im vergangenen Jahr in Deutschland Insolvenz an. Das sind 9,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Entgegen dem bundesweiten Trend verzeichnete Hamburg einem Zuwachs um 21,9 Prozent auf 907 Firmenpleiten. Etwa ein Viertel der Unternehmen, die 2013 in Deutschland Insolvenz anmelden mussten, war nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Das ergaben Auswertungen der Wirtschaftsauskunftei Bürgel.

Foto: Eisenhans / Fotolia.com

26.733 Unternehmen meldeten im vergangenen Jahr in Deutschland Insolvenz an. Das sind 9,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Entgegen dem bundesweiten Trend verzeichnete Hamburg einem Zuwachs um 21,9 Prozent auf 907 Firmenpleiten. Etwa ein Viertel der Unternehmen, die 2013 in Deutschland Insolvenz anmelden mussten, war nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Das ergaben Auswertungen der Wirtschaftsauskunftei Bürgel.

Laut der Wirtschaftsauskunftei gab es zum vierten Mal in Folge einen Rückgang der Firmeninsolvenzen in Deutschland. Dennoch bewegten sich die dadurch verursachten Schäden mit 26,5 Milliarden Euro weiter auf hohem Niveau. Aufgrund des für 2014 prognostizierten steigenden Wirtschaftswachstums in Deutschland – von 0,4 Prozent im Vorjahr auf 1,5 bis 1,7 Prozent im Jahr 2014 – rechnen die Experten auch im aktuellen Jahr mit weniger Unternehmensinsolvenzen. Sie erwarten einen Rückgang auf 26.200 Insolvenzen.

Unsichere Jahresprognose

Im Hinblick auf die Jahresprognose sehen die Experten jedoch Risiken: So sei die Konjunktur in einigen Mitgliedsländern des Euroraumes weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Sofern sich hier andere Entwicklungen ergeben, müsste entsprechend auch die Insolvenzprognose für 2014 angepasst werden. Im aktuellen Jahr drohten in Deutschland zudem Firmeninsolvenzen durch die Umstellung auf das Zahlungssystem SEPA. Vielen Firmen sei nicht bewusst, dass sie kein Geld mehr per Lastschrift einziehen können, wenn sie nicht die Umstellung von dem bisherigen auf das neue SEPA-Lastschriftverfahren vorbereiten. Das könne zu Liquiditätsproblemen und drohender Insolvenz führen.

Binnennachfrage stützt Konjunktur

Die Ursachen für die aktuelle Entwicklung bei den Fallzahlen sieht Bürgel-Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin im stabilen und positiven konjunkturellen Umfeld mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent, das vor allem aus der starken und robusten Binnennachfrage durch private Konsumenten resultiert. Diese wirke sich positiv auf die Beschäftigungsquote und die Lohnzuwächse aus. Der Arbeitsmarkt habe sich das ganze Jahr über in guter Verfassung gezeigt.

Dagegen stiegen die Exporte 2013 nur um 0,6 Prozent, nach einem Plus von 3,2 Prozent im Jahr 2012. Die schlechte Konjunktur in der Euro-Zone und die Abkühlung auf wichtigen Absatzmärkten wie China belasteten das Geschäft der Exporteure.

Aber auch die gute Zahlungsmoral der Unternehmen habe weitere Insolvenzen verhindert. Weniger Zahlungsausfälle schonten die Liquidität von Lieferanten und Kreditgebern, so dass 2013 weniger Dominoeffekte gemessen wurden, bei denen zahlungsunfähige Unternehmen auch bei anderen Firmen für Liquiditätsengpässe sorgen und im Extremfall diese mit in die Insolvenz treiben. Zum Jahresende 2013 kamen 16,1 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren Zahlungsverpflichtungen verspätet oder gar nicht nach.

Insolvenzen verursachen Schäden in Milliardenhöhe

„Allerdings trüben mehrere negative Aspekte diese Euphorie“, analysiert Sellin. Insolvenzen sind demnach weiterhin ein Problem mit hoher volkswirtschaftlicher Relevanz. Durch Firmeninsolvenzen entstünden Unternehmen und Gläubigern jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland beliefen sich diese im Jahr 2013 auf rund 26,5 Milliarden Euro. Auch sei die Anzahl insolventer Unternehmen in vier Bundesländern gestiegen. Darüber hinaus verzeichneten einzelne Branchen höhere bzw. auf überdurchschnittlich hohem Niveau stagnierende Zahlen von Firmeninsolvenzen. Das habe überdurchschnittlich stark insbesondere die Speditions- und Logistikbranche, die Druckindustrie, der Versand- und Internethandel, die Solarbranche und das Baugewerbe seien von Firmeninsolvenzen betroffen.

Bei einem Viertel (26,7 Prozent) der 2013 angemeldeten Insolvenzen, handelte es sich um junge Unternehmen, die nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv gewesen seien. Dies wertet die Auskunftei als Indikator dafür, dass es Neugründer weiterhin schwer haben. Gerade in der Startphase sorge vor allem eine fehlende Kapitalausstattung für Finanzierungsschwierigkeiten junger Unternehmen. Auch scheiterten Neugründungen, wenn sich deren Geschäftsideen als nicht marktgerecht erweisen. Den Gründern machten vor allem auch Marktveränderungen, strategische Fehlentscheidungen und mangelnde fachliche Kompetenz zu schaffen.

Die Mini-GmbH – die Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) – bleibt laut den Experten eine risikobehaftete Rechtsform. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Fallzahlen bei dieser Rechtsform 2013 um 16,5 Prozent angestiegen.

Firmeninsolvenzen führten auch immer zum Verlust von Arbeitsplätzen. Für 2013 geht die Wirtschaftsauskunftei von rund 150.000 Betroffenen aus.

Nordrhein-Westfalen mit den meisten Firmeninsolvenzen

Beim Ländervergleich gehen sowohl bei den absoluten, als auch bei den relativen Werten („Insolvenzquote“) die meisten Firmeninsolvenzen auf das Konto von Nordrhein-Westfalen – mit 9.256 zahlungsunfähigen Unternehmen absolut bzw. 123 Fällen je 10.000 Unternehmen. Es folgen Sachsen-Anhalt (89 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Bremen (86) und Berlin (81). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 74 Insolvenzen je 10.000 Firmen. Am wenigsten Unternehmensinsolvenzen meldeten indes Baden-Württemberg – hier mussten nur 42 Firmen je 10.000 Insolvenz anmelden –, Bayern (48) und Mecklenburg-Vorpommern (49).

Hamburg verzeichnet höchsten Anstieg

Obwohl die Zahl der Firmeninsolvenzen 2013 gegenüber dem Vorjahr im Bundesdurchschnitt um 9,7 Prozent fiel, stiegen die Insolvenzfälle in vier der sechzehn Bundesländer: Allen voran hatte Hamburg mit einem Zuwachs um 21,9 Prozent auf 907 Insolvenzen zu kämpfen. Und auch in Sachsen-Anhalt (plus 5,3 Prozent), Hessen (plus 4,2 Prozent) sowie Berlin (plus 0,5 Prozent) stiegen die Insolvenzen im Untersuchungszeitraum.

Den stärksten Rückgang hingegen verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit minus 17,2 Prozent. Deutlich weniger Insolvenzverfahren ereigneten sich im vergangenen Jahr auch in Schleswig-Holstein (minus 14,6 Prozent), Thüringen (minus 13,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 12,9 Prozent).

Erneut viele Jungunternehmen betroffen

39,3 Prozent (10.511 Fälle) aller Firmeninsolvenzen in Deutschland gehen auf das Konto des Kleingewerbes, ermittelten die Experten. Bei den GmbHs kam es zu 9.997 Insolvenzfällen (Anteil an der Insolvenzstatistik: 37,4 Prozent). Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 6,7 Prozent an Unternehmenspleiten in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Insolvenzfälle bei dieser Rechtsform um 16,5 Prozent.

Gründe für Unternehmenspleiten

Als Hauptursachen für Firmeninsolvenzen werten die Experten das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. deren Stornierung oder Verschiebung. Auch sorgten Anschlussinsolvenzen dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Marktteilnehmer in den Insolvenzstrudel reißen. „Selbst gesunde Unternehmen können in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, denn immer noch sind rund 15 Prozent der Firmeninsolvenzen von Dominoeffekten betroffen“, erläutert Sellin. Des Weiteren seien Managementfehler wie falsche Markteinschätzung oder eine fehlende Wettbewerbsfähigkeit für ein erhöhtes Insolvenzrisiko verantwortlich. Hinzu kämen Kriterien wie eine fehlende Unternehmensplanung, kein Controlling oder ein unzureichendes oder fehlendes Debitorenmanagement.

 

Bildquellen

  • Börsenkurse: Eisenhans / Fotolia.com
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