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Interviews

Eine Stütze des Konjunkturaufschwungs

Dr. Axel von Zimmermann, Geschäftsführer des Personaldienstleisters GESS & Partner, sieht eine steigende Nachfrage für die Zeitarbeit vor allem im qualifizierten Bereich. Das mit 14 Standorten bundesweit agierende Unternehmen setzt deshalb verstärkt auf Spezialisierung.

Gess

Dr. Axel von Zimmermann, Geschäftsführer des Personaldienstleisters GESS & Partner, sieht eine steigende Nachfrage für die Zeitarbeit vor allem im qualifizierten Bereich. Das mit 14 Standorten bundesweit agierende Unternehmen setzt deshalb verstärkt auf Spezialisierung.

business on: Die Wirtschaft brummt wie nie, die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Welchen Anteil hat daran die Zeitarbeit?

Dr. Axel von Zimmermann: Zur schnellen Erholung der Konjunktur hat vor allem die flexible Nachfrage durch die Zeitarbeit beigetragen. Gut jede dritte gemeldete Stelle am ersten Arbeitsmarkt – so die Bundesagentur für Arbeit – kam im Oktober aus dieser Branche. Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden bald wieder Beschäftigungswerte erreicht wie im Sommer 2008 mit rund 820.000 Zeitarbeitnehmern. Das zeigt: Unsere Branche hat sich seit den 90er Jahren zu einem eigenständigen und dauerhaften Beschäftigungs-segment in der Wirtschaft entwickelt und ist ein sehr gutes Konjunkturbarometer.

business on: Am 1. Mai 2011 fallen in der EU die Grenzen für Arbeitskräfte aus den osteuropäischen Beitrittsstaaten. Um Lohndumping zu verhindern, wird die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn für die Zeitarbeit immer lauter. Was halten Sie davon?

Dr. Axel von Zimmermann: Ich unterstütze diese Forderung. Für gering Qualifizierte, den so genannten Helferbereich, ist der Mindestlohn sicher richtig und wichtig. Dies betrifft rund ein Drittel der Zeitarbeitnehmer. Für den hochqualifizierten Bereich gelten allerdings andere Regeln. Hier zählt nach einer aktuellen Studie der Universität Erlangen-Nürnberg vor allem, dass die Firmen die Zeitarbeit als Teil einer Flexibilisierungsstrategie sehen und für sie das Qualifikationsniveau des temporären Personals mit Abstand das wichtigste Kriterium ist. Nicht die Höhe des Lohns.

business on: Viele Zeitarbeitsfirmen spezialisieren sich vor diesem Hintergrund auf bestimmte Berufsfelder oder Teilbereiche. Wie ist das bei Ihnen?

Dr. Axel von Zimmermann: Wir bei GESS & Partner vermitteln Arbeitnehmer hauptsächlich in den Sparten „Büro“ sowie „Gewerbe und Technik“. Aber auch wenn der Bereich „Medizin“ derzeit bei uns nur fünf Prozent des Umsatzes ausmacht, wird dieser Sektor wegen des demografischen Wandels unabhängig von der Konjunktur weiter boomen. Deshalb spezialisieren wir uns auch dort.

business on: Mit dem Image der Zeitarbeit steht es in der Öffentlichkeit nicht immer zum Besten. Wo sehen Sie ihren größten Nutzen?

Dr. Axel von Zimmermann: Nach einer Studie der Bundesagentur für Arbeit waren 62 Prozent der im ersten Halbjahr 2009 eingestellten Zeitarbeitnehmer zuvor arbeitslos, davon 15 Prozent sogar langzeitarbeitslos oder noch nie erwerbstätig. Die Kernkompetenz der Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittler liegt in schnellen (Wieder-)Einstiegen, der Vermittlung von älteren Mitarbeitern mit oder ohne Migrationshintergrund sowie von (Langzeit-)Arbeitslosen. 30 bis 40 Prozent der Arbeitskräfte, die wir unseren Kunden „überlassen“, werden uns abgeworben. Und darin liegt ja auch ein Sinn der Zeitarbeit. Sie ist für viele Mitarbeiter lediglich eine Durchgangsstation und Sprungbrett für die weitere Karriere.

business on: Wie kommen Sie an Ihr Personal?

Dr. Axel von Zimmermann: Wir erfassen in unserem Bewerberpool fast 600 Mitarbeiter pro Woche. Gleichzeitig finden in unseren 14 Niederlassungen bundesweit 250 bis 300 Vorstellungsgespräche statt. Unsere Bewerberdatendank umfasst derzeit rund 115.000 Kandidaten. Damit stellen wir sicher, dass wir unseren Kunden immer die geeigneten Bewerber schicken können.

business on: Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich infolge der wirtschaftlichen Erholung deutlich verändert. Die Zahl der Arbeitssuchenden sinkt weiter und insbesondere gut qualifizierte Bewerber können sich aktuell schon wieder die besten Jobs aussuchen. Es wird also auch für Sie schwieriger, geeignetes Personal zu finden?

Dr. Axel von Zimmermann: Auch wir bei GESS & Partner verspüren diese Bewegung und beschäftigen uns daher intensiv mit dem Bewerbermarketing und der Betreuung der externen Mitarbeiter. So verstärken wir den Außenauftritt im Rahmen unserer Rekrutierungskanäle im Web und gründen neue Job Channels wie den eigenen Assistenzbereich. Unsere Experten-Teams ermöglichen sowohl eine direktere Ansprache von qualifizierten Bewerbern als auch der Aufbau eines Pools von Fachkräften. In diesem Rahmen beschäftigen sich die Rekrutierer von GESS & Partner auch mit der Erweiterung der Rekrutierungswege und bedienen sich nicht nur der klassischen Stellenanzeigen, sondern organisieren zum Beispiel bundesweit Job-Wochen oder Tage-der-offenen-Tür, besuchen Fach-und Personalmessen, engagieren sich auf Social-Media-Plattformen und intensivieren auch die Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden in den Spezialbereichen.

 

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