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„Mehr Frauen in Führungspositionen!“

PR-Profi Frank Behrendt hat ein neues Buch veröffentlicht: „Die Winnetou Strategie – Werde zum Häuptling deines Lebens“. Was es damit auf sich hat, warum er immer noch an den Helden seiner Kindheit hängt, und wie jeder das Ziel erreichen kann, ein selbstbestimmtes Leben zu leben, erklärt er im Exklusivinterview.

Liane Rapp

Frank Behrendt, 54, „PR-Kopf des Jahres“ und „Senior Advisor“ bei der Kölner Agentur Serviceplan, konnte mit seinem 2016 erschienenen Sachbuch-Bestseller „Liebe dein Leben und nicht deinen Job“ einen großen Erfolg feiern ( siehe unser Interview dazu vom 6.1.2017). Nun kam vor einigen Wochen sein neues Werk auf den Markt: „Die Winnetou Strategie – Werde zum Häuptling deines Lebens“. In dem ebenfalls autobiografisch geprägten und kurzweiligen Ratgeber macht er anhand von zehn Thesen deutlich, wie man seiner Meinung nach selbstbestimmt und selbstentschieden durchs Leben kommt, dabei beruflich erfolgreich ist und dennoch ein ausgefülltes Privatleben hat. Dabei greift er Botschaften und Ratschläge aus diversen Karl May-Büchern auf und transferiert sie ins hier und jetzt. Das Interview mit dem selbsternannten „Guru der Gelassenheit“ führte Liane Rapp für business-on.

Du machst in deinem Buch deutlich, wie wichtig es ist, „Blutsbrüder und -schwestern“ zu finden, in wenigen Sätzen: Wie erkenne ich sie, wie viele hast du selbst und wie viele sind dir „abhanden“ gekommen im Laufe des Lebens – und warum?

Bei Blutsbrüdern bzw. -schwestern ist es wie mit der Liebe: Du spürst es, dass da etwas Besonderes ist, eine Seelenverwandtschaft, mehr als nur Sympathie. Man teilt gemeinsame Werte, das ist der Schlüssel. Ich selbst habe derzeit drei, es kann ja durchaus noch jemand neu dazukommen, das Leben ist immer voller Überraschungen. Zwei frühere Blutsbrüder habe ich verloren. Ein wunderbarer langjähriger Weggefährte ist leider gestorben. Den vermisse ich sehr. Ein anderer hat mich enttäuscht, der hat den elementaren Kernwert Vertrauen verletzt. Bedauerlich, aber auch das gehört zum Leben.

Du schreibst, dass es eine „große Sehnsucht nach dem Lagerfeuer“ gäbe, was meinst du damit, und wie zeigt sich das anno 2018?

Unsere Welt ist in Summe keine Wohlfühloase, es gibt viele Ängste und Entwicklungen, bei denen das Zwischenmenschliche auf der Strecke bleibt. Der Mensch braucht aber auch emotionale Nähe und Wärme – gerade in einer immer technischer werdenden Umgebung. Der aktuell aus Dänemark kommende Hygge-Trend ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Menschen sich einen Ort gestalten, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen – ein wärmendes Lagerfeuer in der Wohnung gewissermaßen.

Winnetou und Old Shatterhand waren und sind Helden für dich, auch, weil sie für Werte wie Gradlinigkeit und Zivilcourage stehen?

Ja, absolut. Die beiden haben von ihrem literarischen Schöpfer Karl May eine entsprechende Haltung verpasst bekommen, die vorbildlich war und ist. Mein Vater hat uns immer gesagt, dass er auch im echten Leben vor solchen Leuten Respekt hat und wir sollten uns bemühen, ebenso zu werden. Das haben wir uns gemerkt.

Die meisten Erwachsenen haben die Helden ihrer Kindheit hinter sich gelassen, warum du nicht?

Ich hatte eine ganz wunderbare Kindheit, für die ich meinen Eltern unendlich dankbar bin. Meine Helden waren damals immer in meinen Gedanken und hingen als Poster in meinem Zimmer an der Wand. Wieso sollte ich so etwas Wertvolles einfach abhaken? Ich tauche auch heute immer wieder gerne in meine glücklichen Tage von früher ein, habe Freude an meinen alten Spielzeugen und fahre mit meinen Kindern an die Orte, an denen ich als Kind happy war. Zu den Karl-May-Festspielen beispielsweise. Da tanke ich Kraft und meine Kinder haben auch Freude – vielleicht ja auch, weil sie ihren Papa da so besonders glücklich erleben.

Welche Rolle spielen diese Helden in deinem Leben?

Meine Helden von damals stehen bei mir im Büro, als lebensgroße Pappfiguren. Captain Kirk, Mr. Spock, Han Solo, Wookie Chewbacca, Winnetou. Sie erinnern mich täglich an das, was mich damals an ihnen fasziniert hat. Zum Beispiel Mut. So agiere ich auch im Berufsleben – komplett angstfrei.

Du lebst mit den Helden deiner Kindheit heute noch, hast einen eigenen Raum mit Exponaten, die du ins Herz geschlossen hast, was sind deine Lieblingsstücke?

Der ganze Raum ist eine Zeitreise. Wenn ich da reingehe, bin ich wieder ein Junge im Jahr 1974. Besonders hänge ich an einem alten von meiner Mutter selbstgemachten Winnetou-Kostüm. Die Verzierungen wurden damals von mir selbst mit Kartoffeldruck gemacht. Es ist über 40 Jahre alt und hat etwas Magisches. In dem Outfit bin ich damals mit einem alten Staubsaugerrohr als Silberbüchse zusammen mit meinem Bruder über die Wiesen an der Nordsee gestreift. Eine herrliche Zeit voller Fantasie und Abenteuer. 

Manch Winnetou-Fan der 1970er Jahre war enttäuscht, als klar wurde, dass die Filme von damals in Kroatien gedreht worden waren und nicht im echten Wilden Westen, kam bei dir nie die Ernüchterung?

Nein, das war und ist mir völlig egal. Es ging mir immer um die Geschichten, nicht um realistische Drehorte. Die Filme haben mich in eine Traumwelt entführt und wenn ich sie heute ansehe, finde ich sie immer noch großartig. Auch wegen Pierre Brice und Lex Barker – die waren für uns als Jungs die perfekten Darsteller unserer Helden. Und in Marie Versini als Nscho-Tschi war ich verliebt, auch wenn ich das damals natürlich niemals zugegeben hätte.

Der Mythos „Indianer“ zieht sich durchs ganze Buch – klar, spiegelt sich ja auch im Titel – und wird mit Charakteren aus den Karl May-Büchern, aber auch realen Natives wie der Apachen-Kriegerin Tah-das-te belegt. Die heutige Realität der Natives sieht aber meist wenig mutmachend aus, blendest du das aus?

Nein. Ich kenne die wahre Geschichte der Natives und sie macht mich auch nicht glücklich. Aber mein Buch ist keine Dokumentation, sondern soll inspirieren und Mut machen – daher habe ich dazu die passenden positiven Botschaften – auch der echten Natives – verarbeitet. Tecumseh, ein echter Häuptling, hat vor über 200 Jahren aus meiner Sicht Bedeutenderes gesagt als der heutige amerikanische Präsident. Daher habe ich ihn auch am Ende meines Buches zitiert mit seiner „Liebeserklärung an das Leben“.

Du trägst einige Perlen-Armbänder am Handgelenk, was hat es mit denen auf sich?

Die erinnern mich täglich an „Mr. Dave“, einen Strandverkäufer auf Mauritius. Er hat sie gemacht. Ich bin vor einigen Jahren mit ihm ins Gespräch gekommen und sein klares einfaches Lebensmodell vom Glück hat mich fasziniert. Auch er ist ein Held für mich, ein realer. Seine Story steht auch in meinem Buch.

Stehenbleiben, schreibst du, sei keine Option. Warum nicht?

Weil man ja auch nicht die Zeit anhalten kann. Die Welt dreht sich weiter, es gibt permanent Veränderungen. Mein Punkt ist, dass man sich denen nicht verschließen sollte. Das heißt aber nicht, dass man alles mitmachen und gut finden muss. Das tue ich auch nicht. Aber mit einer gewissen Neugierde an die Dinge herangehen, schadet nicht. Mich beeindruckt meine Mutter, als sie sich mit 83 von ihren Kindern ein Notebook wünschte, um besser mit uns und ihren Enkeln Kontakt halten zu können. Heute ist sie so fit, dass sie sogar ihren letzten Flug nach Uganda online gebucht hat.

In deinem Buch kommst du auch zu dem Ergebnis, dass „die Zeit für die Frauen arbeitet“, was meinst du damit?

Ich finde es befremdlich, dass wir immer noch ein so gravierendes Ungleichgewicht in unserer Wirtschaft haben, was die Besetzung von Führungspositionen angeht. Da kann man weibliche Vorstände und Aufsichtsräte nach wie vor mit der Lupe suchen. Ich unterstütze daher Initiativen wie #StarkeFrauenStarkeWirtschaft oder sitze in der Jury des „Digital Female Leader Awards“. Frauen agieren als Führungskräfte in der Regel anders als Männer. Sie involvieren mehr, setzen auf Empathie und Emotion. Aus meiner Sicht sind das Attitüden, die in einer digitaler tickenden Welt zunehmend wichtiger werden. Außerdem wird Arbeit immer agiler, die tradierten hierarchischen Modelle mit den immer gleichen Chefs in der Endlosschleife werden zunehmend abgelöst. Temporäre Anführer machen oft mehr Sinn, vielfach wählen Mitarbeiter dabei selbst aus, wer die Projektleitung übernehmen soll. Interessanterweise sind das oft Frauen, sie sind oft nicht so „bossig“. Auch die Tatsache, dass im Zuge von NewWork immer mehr Arbeitsmodelle kreiert werden, bei denen man Job und Familie besser unter einen Hut bekommt, wird dafür sorgen, dass wir in Zukunft deutlich mehr Frauen in Führungspositionen erleben werden. Und das finde ich wunderbar – eine meiner ersten Chefinnen war schließlich auch eine Frau und von der habe ich extrem viel gelernt.

Was ist die wichtigste Botschaft dieses Buches?

Der Untertitel sagt es: Häuptling seines Lebens zu sein. Das heißt für mich, dass man einen Weg findet, Job und Privatleben so miteinander in Einklang zu bringen, dass man eine möglichst große persönliche Zufriedenheit erlangt. Das hat etwas mit einer Haltung zu tun, aber auch mit ganz pragmatischen Verhaltensweisen. Dafür gebe ich im Buch jede Menge Anregungen.

Für wen und warum hast du dein zweites Buch geschrieben, what comes next?

Auf mein erstes Buch „Liebe dein leben und NICHT deinen Job“ habe ich extrem viel positives Feedback bekommen. Zahlreiche Leser haben den Wunsch geäußert, mehr von mir zu erfahren. Das habe ich gerne umgesetzt und weitere Geschichten aus meinem Leben ausgepackt. Auch hier zeigen die bisherigen Reaktionen von jungen und älteren Lesern, dass jeder etwas aus der Winnetou-Strategie mitnehmen kann als Impuls für seinen ganz persönlichen Weg. Vor 2019 kommt aber kein weiteres Buch, man sollte den Bogen nicht überspannen, würde ein weiser Häuptling sagen. Ich bin ja immer für Überraschungen gut – vielleicht schreibe ich als nächstes einen Roman oder ein Drehbuch…

Zum Schluss: wie findest du neben all deinen anderen beruflichen Verpflichtungen Zeit zum Bücherschreiben, machst du das „heimlich“ nachts?

In der Tat habe ich oft nachts geschrieben, auf der Terrasse beim Kerzenschein – ganz idyllisch während meine Frau und die Kinder schon geschlafen haben. Nur unser Hund war noch wach neben mir, ein treuer Gefährte eben. Ich schreibe aber auch gerne im Urlaub, etwa während einer Kreuzfahrt. Der Blick übers Wasser in die Ferne inspirieren mich. 2018 gehe ich wieder an Bord und das Notebook habe ich definitiv dabei … 

Frank Behrendt (54) ist in Celle geboren und in Rio de Janeiro aufgewachsen. Nach der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München wechselte er in die Kommunikationsbranche. Im März zeichnete ihn die Deutsche Public-Relations-Gesellschaft als „PR-Kopf des Jahres“ aus. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Rodenkirchen. „Die Winnetou-Strategie“ ist nach „Liebe dein Leben und nicht deinen Job“ (2016) Behrendts zweites Buch. 

Autor: Frank Behrendt; Titel: „Die Winnetou-Strategie. Werde zum Häuptling deines Lebens.“; Verlag: Gütersloher Verlagshaus; Umfang: 224 Seiten; Preis: 17,99 Euro gebunden, 13,99 Euro als E-Book; ISBN: 978-3-641-21443-2

 

Liane Rapp

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