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Essen & Trinken

Bar „Colette La Belle“ – eine Schöne für die Kunst des Trinkens

Kneipen und Bars üben auf unseren Kolumnisten schon seit vielen Jahren eine stille Faszination aus. Jetzt hat er in seinem Stadtteil Oberkassel die Bar „Colette La Belle“ entdeckt und schwärmt von ihr wie von einem Juwel.

Peter Jamin

Kneipen und Bars sind unsere wahren Bühnen des Lebens. Dort finden die echten Dramen und Tragödien statt. Manche große Liebe findet dort ihren Anfang – und ein bitteres Ende. Manch wirtschaftlicher Höhepunkt wird hier gefeiert – zur Pleite finden sich dann die stillen Trinker ein. Manche schwere Krankheit wird hier fortgeredet – und mit einem Toast auf den Toten beendet.

Den Kummer vergessen, die Sau rauslassen

Doch es gibt einige wenige Kneipen und Bars, die zum Feiern und Fröhlichsein geschaffen sind. Wo wir den Kummer vergessen wollen und wo wir auch gerne einmal die Sau rauslassen und am liebsten auf der Theke tanzen würden.

Die Bar „Colette La Belle“ in meinem Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel ist so ein Ort. Ein Ort, an dem Männer vereint schweigen und Frauen verschwiegen miteinander tuscheln können.

Und feiern. Voller Lebensfreude und voller Spaß und gelegentlich mit einem geistreichen Witz oder einem Bonmot auf den Lippen.

Silvester habe ich hier gefeiert und das vom Achillessehnenriss lädierte und in einer Orthese gefesselte Tanzbein geschwungen mit fremden Frauen von fremden Männern, die nicht eifersüchtig waren und dem Spaß seinen Platz einräumten.

„Colette La Belle“ ist ein Ort, an dem man die Krücken des Lebens in die Ecke wirft.

Wenn Jamin ins Schwärmen gerät…

Das Ambiente lädt die traurigste Gestalt zum Lächeln ein. Es ist so viel zu sehen und zu bestaunen: Ein geheimnisvoll-romantisches Lichterspiel zwischen Spiegeln und Gläsern und Flaschen. Symbole des Animalischen – ein Hirschgeweih. Romantik pur – ein kunstvoll arrangierter Blumenstrauß.

Alkohol satt – für phantasievoll gemixte Cocktails und Genuss pur. Im Kerzenschein arrangierte Avantgarde-Fotos und gemalte Erinnerungen. Ecken zum Träumen, Schmusen und Verlieben.

Julia Stoschek, die berühmte Galeristin, die nicht allzu weit von der „Colette La Belle“ ein berühmtes Museum mit ihrer Videokunst-Collection errichtet hat, könnte hier neues Künstlerleben ausleben, klagte sie doch jüngst in einem Interview: „Das Leben der Bohéme ist vorbei, von Exzess ist nicht mehr viel zu spüren.“

Die stillen Stars finden hier ihr stilles Plätzchen

Ob Galerist, Fotograf, Modedesigner, Schriftsteller oder Fernsehreporter – in der Bar „Colette La Belle“ trifft man die stillen Stars der Düsseldorfer Szene, die ungern langweilige Schlagzeilen in der Tagespresse, aber gerne gute Laune am Bartresen verbreiten.

Es fehlt hier nicht viel – und ein Fest der Feste beginnt. Manche betuchten Gäste haben bereits den Party-Wert der Location erkannt und mieten die Bar für sich und ihre Freunde ganz allein. Burkhard Eikelmann, Inhaber der nach ihm benannten Galerie auf der Dominikanerstraße in Oberkassel, lud hier seine Vernissage-Besucher zum Drink, la belle.

Diese Bar ist eben auch ein Ort, um über Kunst zu sprechen, sich über Wirkung von Gemälden und Ästhetik von Objekten zu ereifern und dann Drink für Drink in eine ausgelassene Partystimmung überzuwechseln.

Gemütlich & sympathisch – mit Piaf & Paté

Sabine und Michael, die Inhaber, haben einen Ort geschaffen, den Düsseldorf gut gebrauchen kann. Eine Bar, die auch gemütlich und sympathisch wirkt, wenn sich nur wenige Menschen in ihr aufhalten und im Hintergrund eine leise Musik den Ton angibt – etwa Edith Piafs „Non, je ne regrette rien“.

Eine Kartoffelsuppe oder eine Paté aus Frankreich helfen gelegentlich den kleinen Hunger zu vertilgen und schaffen eine Grundlage für Michaels Wodka-Spezialität „Moscow Mule“ oder Sabines spanische Weine.

Volle Staunen beobachte ich im „Colette La Belle“ wie friedlich und gemütlich doch ein Barbesuch sein kann. Freundinnen verbringen hier ihre vertrauten Frauenrunden. Ungestört vor Aufdringlichkeiten. Pärchen plaudern hier mit anderen Pärchen über ihre Jobs oder die Familie – auch Fremde sind willkommen. Junge Männer prosten sich mit einem Bier zu und starten hier zu ihrem Streifzug durch das Düsseldorfs Nachtleben.

Der lebenslustige Hauch der Zwanziger Jahre

Kürzlich besuchte ich mit einer Freundin die historische Ausstellung „Tanz auf dem Vulkan“ im Berliner Stadtmuseum. Das Berlin der Zwanziger Jahre im Spiegel der Künste mit ihren Filmen und Festen, ihren Bildern und Burlesquen, mit ihrer Literatur und ihrem Luxus.

„Laute, schillernde Rastlosigkeit bestimmte das Lebensgefühl“, schreiben die Kuratoren der Ausstellung, „Rhythmen und Schritte aus der Neuen Welt“.

Die Zwanziger Jahre üben ja heute auf viele, vor allem junge Menschen einen unwiderstehlichen Reiz aus. Foxtrott, Shimmy, Charleston und Tango.

Kunstbegeisterte, Literaten, Musikliebhaber oder Cineasten verfallen der Stimmung der „Belle Époque“. Alter Schlager und Chansons füllen Säle, Literatur der Zwanziger erlebt Neuauflagen und sogar neue Stummfilme entstehen. In der Subkultur finden die Zwanziger ihren Widerhall und man feiert Zwanziger-Jahre-Partys, trifft sich in zeitgenössischer Kleidung zum Rollenspiel oder zum Krimi-Dinner im Stile der 1920er.

Die Bar „Colette La Belle“ ist das Angebot an Düsseldorf die Bar- und Party-Stimmung der „Belle Epoche“ der 1920er Jahre wieder aufleben zu lassen.

Eine Schöne für die Kunst des Trinkens und Genießens.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…
                                               Ihr Peter Jamin
PS: Wer eine wirklich verrückte Party plant, darf mich gerne einladen.

(PPS: Sie können sicher sein, Jamin wird Ihrer Einladung Folge leisten. Lächelnd: Die Red.)

PPPS: Vielleicht bringe ich sogar den Redakteur mit…

Unser Autor arbeitet als Schriftsteller und Publizist sowie als Berater für Kommunikation seit Jahrzehnten immer wieder auch für ausgewählte Projekte. Sein soziales Engagement gilt der Situation von Angehörigen vermisster Menschen, auf deren Situation er in Büchern, TV-Dokumentationen und Artikeln seit mehr 20 Jahren aufmerksam macht. Mehr unter www.jamin.de

 

Peter Jamin

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