In den Medien ist ja gelegentlich immer von Behördenwillkür die Rede – und kaum jemand weiß mit diesem Begriff etwas anzufangen.
Ein praktisches Beispiel erleben gerade die Bewohner der Bothestraße in Leipzig, über deren Schicksal ich ja schon in der vergangenen Woche geschrieben habe. Hier hält das Verkehrschaos, hervorgerufen durch das Missmanagement bei Straßenbauarbeiten von städtischen Verkehrs- und Tiefbauamt und den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB), an.
Mehr als 100 Linienbusse sowie der normale Pkw-Verkehr und unzählige Baustellenfahrzeuge passieren täglich diese Straße und belasten die Bürger bei Verkehrsstaus, Hin- und Her-Rangieren und Schleichfahrten mit extremen Lärm und Abgasen.
Bei meinem Recherchen stieß ich in diesem Zusammenhang auf einen interessanten Fakt. Bisher dachte ich immer die Polizei wäre für die Verkehrsregelung, also die Regelung als auch die Steuerung des Verkehrsflusses zuständig und wirke auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer ein mit dem Ziel, den Ablauf des Verkehrs flüssig und sicher zu ermöglichen bzw. zu verbessern
Doch die Polizei in Leipzig ist nicht zuständig und man schrieb mir auch warum: „Wenn die Situation sich so darstellt, wie es vor Ort der Fall ist, besteht die Handlungspflicht anderer Behörden.“
Das werde im übrigen in der gesamten Bundesrepublik so gehandhabt. Im Klartext bedeutet das, dass sich die Polizei nicht bewegt, selbst wenn andere Behörden wie das Tiefbauamt und die Verkehrsbetriebe in Leipzig mit ihren Maßnahmen ein permanentes Verkehrschaos verursachen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass mir die Leipziger Polizei nicht mitteilen wollte, ob sie denn die Zuständigen vor Beginn der Baumaßnahmen wenigstens vor diesem Verkehrschaos gewarnt habe. Beteiligt war die Polizei – ihre Antwort: „Die Fragen zum Anhörungsverfahren und dessen Inhalt richten Sie bitte an die Herrin des Verfahrens – vorliegend die Stadt Leipzig.“
Die Verkehrsbetriebe haben mir auf eine Anfrage geantwortet: „Eine „Alternative und andere sinnvolle Umleitungswege sind nicht vorhanden.“
Die Stadt Leipzig verwies auf einige Internet-Veröffentlichungen mit allgemeinen Infos zu den Straßenbau- und Umleitungsmaßnahmen im Stadtviertel – von dem extremen Anwohner-Mobbing durch den Busverkehr auf der Bothestraße war darin nicht die Rede.
Ich frage mich aber auch, wie sich die Busfahrerinnen und Busfahrer fühlen, die ihre überlangen und riesigen Busse in einem Verkehrschaos durch eine schmale Straße manövrieren und die jede Sekunde damit rechnen müssen, dass beim Rangieren der Fahrzeuge irgendein Fußgänger, der mal schnell die Straße überqueren will, von Ihnen überfahren und womöglich getötet wird.
In der nächsten Woche soll der Spuk beendet sein – falls nicht die Baumaßnahmen selbst ins Stocken geraten ist. Wer weiß das schon bei dieser speziellen Leipziger Informationspolitik.
Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…
Ihr Peter Jamin
Unser Autor arbeitet als Schriftsteller und Publizist sowie als Berater für Kommunikation seit Jahrzehnten immer wieder auch für ausgewählte Projekte. Sein soziales Engagement gilt der Situation von Angehörigen vermisster Menschen, auf deren Situation er in Büchern, TV-Dokumentationen und Artikeln seit mehr 20 Jahren aufmerksam macht. Mehr unter www.jamin.de
Peter Jamin
