Dies sind nur zwei der Fragen, zu denen die EuroCIS, „the Leading Trade Fair for Retail Technology“, noch bis morgen Antworten geben möchte.
Mit 460 Ausstellern aus 37 Ländern hat die EuroCIS bereits ihre bisherige Bestmarke eingestellt. Zwar besetzt die Messe nur zwei Hallen auf dem Stockumer Geländer, doch die haben es in sich. Können die dort gezeigten Techniken und Innovationen doch unser Kaufverhalten nachhaltig verändern. Werden sie dies aber auch?
Sinnvoll ist der Einsatz von Robotern am Kunden – jedenfalls in den neuzeitlichen Kathedralen der Moderne, den Baumärkten. Bevor dort nämlich das entsprechende Utensil gefunden ist, können gefühlte Jahre vergehen. Große Hilfe bieten die örtlichen Mitarbeiter kaum, da sie entweder in einer Echtzeit-Pause oder umringt von anderen suchenden Kunden sind.
Tory könnte da eine Alternative bieten. Nachts rauscht der Roboter durch die Gänge, inventarisiert den Bestand und meldet ungewollte Besucher. Tagsüber könnte er den Verbraucher direkt zum gesuchten Türknauf oder zur M6-Mutter aus Edelstahl leiten. Eine Vision, die einen gewissen Charme bietet.
Andere Visionen dagegen lassen eher erschauern. Wie generell der Einsatz der „künstlichen Intelligenz“ (KI). „Sie wird zu einer großen Veränderung im Handel in den nächsten Jahren führen“, prophezeit Ulrich Spaan, EHI Retail Institute e. V. Und was den Handel verändert, verändert letztlich auch den Kunden.
Preisroulette zum Mittagstisch?
Einen kleinen Ausblick in diese neue Warenwelt gewährte der erfahrene Handelsmann und sprach von kassenlosem Checkout (keine schlechte Idee), erkennen und wiedererkennen von Gesichtszügen (eine ganz schlechte Idee für Anhänger der informationellen Selbstbestimmung) und von „Dynamic Pricing“ (eine gewagte Idee). Denn wie an der Tankstelle könnte dann der Preis eines Artikels über den Tag hinweg Schwankungen unterliegen – vergleichbar dem Benzinpreis. Beispiel: Mittags, wenn viele Menschen auf der Suche nach einem Snack sind, steigt der Preis für Salat oder Tagesgerichte, während er davor und danach geringer liegt. So wird der Mittagstisch zum Roulettespiel.
Themenwechsel: Witzig dagegen die Idee, einer Umkleide mit Sounddusche, individuellen Lichtverhältnissen und der Möglichkeit, sein neues Outfit in einem adäquaten Umfeld zu entdecken, sprich im Anstoßkreis des Stadions seines Favoriten. Gutes Beispiel: Die Anprobe des Trikots des Lieblingsvereins, was bereits ein Bundesligist mit einem Adler auf der Brust aus einer Stadt mit einem Fluss, der im Rhein mündet, in seinem Fanshop gut integriert hat.
Längst überfällig ist allerdings die Integration und Kombination von realer und digitaler Welt. Gegen die Verödung der Innenstädte und die drei Onlinegiganten sollen nun digitale Verkaufsassistenten als Gegenentwurf dienen. Sie sollen beim Betreten der Boutique über Verfügbarkeit, Größen und Farben informieren und vielleicht sogar darüber, wo das Produkt im Shop zu finden ist. Zudem sollen Mitarbeiter mit Tablets ausgerüstet werden, damit online im Shop bestellt werden kann, sollte das entsprechende Produkt nicht aktuelle verfügbar sein.
Das alles hat natürlich seinen Preis, einen teilweise sehr hohen, so dass im Grunde nur die großen Handelshäuser oder Modeketten sich dieser Innovationen bedienen können.
Die Branche entwickelt eine große Dynamik. Bei den Themen IOT, AI und Robotics soll in den nächsten Jahren vieles passieren, was auch für den Handel von hoher Relevanz sein wird. Diese Themen werden auch auf den Ausstellerständen der EuroCIS 2019 in den Vordergrund rücken.
Manfred Fammler