Die Mode ist seit vielen Jahrhunderten Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung, des Lebensgefühls einer Generation, eines bestimmten Lifestyles. Die Düsseldorfer Designerin Uta Raasch ist seit über 40 Jahren am Puls der Modezeit. Aktuell präsentiert sie ihre dritte Strandfein-Kollektion beim Teleshopping-Unternehmen QVC und wünscht sich eine Wiederbelebung der Kö.
Business-on.de: Im Februar war das Kick-off für Ihre dritte Strandfein-Kollektion. Sind das für Sie die Zeichen der Zeit – Teleshopping statt Einzelhandel?
Uta Raasch: Zumindest sollte der Einzelhandel seine Konzepte überdenken. Es kann nicht sein, dass ich in ein Modegeschäft auf der Kö gehe und der Verkäufer mir sagt, dass die eigentliche Kollektion nur im Netz zu finden sei. Kaufen könne ich sie leider nicht bei ihm.
Business-on.de: Was schlagen Sie vor?
Uta Raasch: Es gibt keine Willkommenskultur in den Geschäften – wenn man von den Bodyguards absieht. Der Einzelhandel ist schockiert über seinen Misserfolg, das sieht man auch den Gesichtern an. Er stirbt, weil es für ihn keine Antwort gibt auf das Online-Business. Die gäbe es aber sehr wohl, wenn man die Concept-Stores zu eigenen Welten, zu Wohnzimmern umgestalten würde, in denen sich die Kunden wohl fühlen. Service ist das Zauberwort. Allerdings nützen auch die besten Konzepte nichts, wenn die Mieten weiterhin so utopisch bleiben und Investmentgesellschaften weiter Einzug halten.
Business-on.de: Sie kennen die Modewelt als Designerin für Umberto Ginocchietti und Malgari, Sie haben für die Basler Bekleidungswerke designt und parallel dazu drei UTA-RAASCH-Modegeschäfte in Kampen auf Sylt, in der Kö-Galerie und In Hamburg eröffnet. 2012 haben Sie Ihre Marken „UTA RAASCH“ und „UR BEAUTIFUL“ an die Peter Hahn GmbH verkauft. Was macht Sie heute so erfolgreich bei QVC? Sie haben dort eine eigene Fangemeinde, ihre Kollektionen werden immer größer.
Uta Raasch: Wenn ich auf Sendung bin, ist mir wichtig, dass ich meine Kompetenz und Erfahrung rüberbringe. Ich erzähle kleine Geschichten, plaudere aus dem Nähkästchen. Ich spüre, wer meine Zielgruppe ist.
Business-on.de: Dann gibt es noch Ihre Haute Couture – ein zweites Standbein oder Leidenschaft?
Uta Raasch: Leidenschaft, denn mit der Haute Couture lässt sich bei dem hiesigen Lohnniveau kein Geld verdienen. Ich habe drei Angestellte und hole mir je nach Auftragslage Freelancer hinzu. Das hat übrigens auch die Atelierlandschaft verändert – Designer kaufen sich in ein Atelier ein.
Business-on.de: Was empfehlen Sie jungen Menschen, die in die Modebranche gehen wollen?
Uta Raasch: So viel wie möglich zu lernen. Dazu gehört neben einer klassischen Ausbildung auch die IT, der Online-Handel, die wirtschaftliche Seite. Wichtig ist sich zu fragen, wo der eigene Schwerpunkt liegt. Möchte ich lieber im Design, im Marketing, in der Fertigung oder im Management arbeiten? Ohne internationale Praktika geht das nicht. Deutschland ist zu klein, um hier groß zu werden.
Susan Tuchel
