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Jamin-Kolumne: Corona #24 – Liefers Boerne seziert die bösen Medien

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Eigentlich wollte ich mich ja in meinem Blog nicht mit den Videoclips der etwa 50 Schauspieler*innen befassen, die vor einigen Tagen in den Medien so viel Aufsehen erregt haben. #allesdichtmachen.de war mir zu schlecht satirisch für ein so wichtiges Thema wie die Pandemie. Doch dann las ich bei Facebook einen Kommentar von Jan Josef Liefers alias Tatort-Boerne. Der wiederum von Tausenden anderen Facebook-Freunden kommentierte wurde. Liefers gab – ganz im Stil der Querdenker und Lügenpresse-AFD – den Medien die Schuld an mangelnden und mangelhaften Informationen zur Pandemie.

Schwacher Clip von Liefers

Liefers, einer der Hauptakteure der ziemlich verunglückten Allesdichtmachen-Initiative, schreibt da über seinen inhaltlich recht schwachen Filmbeitrag: „Einige Kollegen und auch ich haben hier gesagt, was gesagt werden wollte. Mein Punkt waren die Medien und ihre primäre Berichterstattung im letzten Jahr.“ Liefers suchte offensichtlich Unterstützung beim Publikum.

Der Gerichtsmediziner-Darsteller fragte ziemlich scheinheilig und manipulativ seine Facebook-Follower, um die Medien so richtig böse sezieren zu können: „Habt Ihr Euch rundherum gut informiert gefühlt? Konntet Ihr Euch aus den Nachrichten eine eigene Meinung bilden? Oder habt Ihr Euch manipuliert gefühlt? Nur halb informiert? Habt Ihr es auch so erlebt, als wären die meisten Journalisten plötzlich einem Chor beigetreten? Mich interessieren Eure Ansichten dazu.“

Weniger Facebook-Stammtisch

Die Schauspielerinnen von allesdichtmachen.de fühlen sich nicht rundum informiert. Da kann ich nur empfehlen: weniger dem Stammtisch Facebook folgen oder das Märchenbuch Instagram nutzen und mehr Tageszeitungen lesen oder die Nachrichtensendungen und Dokumentar-Sendungen der öffentlich-rechtlichen und privaten Medien verfolgen.

Mir selbst war der vieltausendfache Klang der unterschiedlichen Informationen und Meinungen, die die Medien präsentierten oft viel zu viel. Es fiel einfach schwer sich eine Meinung zu bilden bei den vielfachen Stimmen von Medizinern und Politikern und Wissenschaftlern und Journalisten unterschiedlichster Fakultäten.

Medien-Welt anders gesehen

Ja, liebe Schauspieler*innen aus Tatort & Co., ich habe die Medien-Welt komplett anders gesehen. Gelegentlich habe ich mir sogar gewünscht, dass die Politik mit einer Stimme spricht. Das klar gesagt wird, mit welchen Maßnahmen etwa man die Pandemie bekämpfen kann und muss.

Mir war an manchen Tagen der vielstimmige Chor der Politiker, Journalisten und Mediziner viel zu groß. Kaum wurde eine Maßnahme zur Bekämpfung von Corona in die Welt gesetzt, ergoss sich eine Flut von Gegenstimmen und Gegenmeinungen durch die Medien.

Niemand wurde manipuliert

Aber auch ich muss bekennen, dass ich mich mit etlichen Beiträgen in diesem Blog zum vielstimmigen Chor der Meinungen über die Pandemie und das Verhalten dazu eingemischt habe. Und ich habe so auch dazu beigetragen, dass die Verwirrung für die Menschen schon fast grenzenlos geworden ist.

Ich kann niemanden verstehen, der sich manipuliert und schlecht informiert fühlt. In diesem Chor so genannter Querdenker einzustimmen, zeigt eigentlich nur wie wenig man selbst dafür getan hat, informiert zu werden. Mein wichtigster Tipp: Tageszeitung täglich lesen.

Vielstimmiger Chor mit Infos

Man kann immer wieder Kritik an den Medien jede Art veröffentlichen. Auch ich bin nicht einverstanden mit allem, was da geschrieben und gesendet wird. Aber das macht natürlich die Vielfalt unserer wunderbaren Medien-Welt aus. Und nicht nur in der Pandemie führt das zu einem vielstimmigen Chor von Nachrichten, Meinungen und Empfehlungen.

Mehr Medienkompetenz vermitteln

Ich denke, liebe Schauspielerinnen und Schauspieler, das es nicht zu wenige oder manipulative, sondern zu viele Informationen waren, die euch ein wenig die Sicht vernebelt haben. Dafür habe ich Verständnis. Die Bürger*innen in unserer Republik benötigen mehr Medienkompetenz. Das hat uns die Natur nicht in die Wiege gelegt.

Das müssen wir lernen. Wir müssen wir vor allem mit den klassischen Medien und den Social Medien umgehen lernen. Das bedeutet für die jungen Deutschen mehr Unterricht zur Medienkompetenz in den Schulen. Und für uns Erwachsene ein Lernen mit den Medien über die Medien. Die Medien sollten uns dazu dringend möglichst viele Angebote machen.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • WDR Tatort Jan Josef Liefers: Westdeutscher Rundfunk
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