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Jamin-Kolumne: Ein Fotograf, der die Frauen liebt

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Fabio Borquez in der Bar Colette

Bei einem Besuch auf der Photo-Popup-Fair No 7, die noch bis einschließlich Sonntag, 4. Juli 2021, im Düsseldorfer „stilwerk“ stattfindet, entdeckte ich ihn. Fabio Borquez. Ein Fotograf, der die Frauen liebt. Ich blätterte an seinem Ausstellungsstand zufällig in seinem Bildband „Vida Loca“ (Edition Skylight). Und blätterte und blätterte und blätterte. Ich konnte nicht aufhören.

Alle Seiten mit Frauen

Fabios Bilder faszinierten mich. Jede Seite eine Frau. Nackt. Halbnackt. Bekleidet. Doch jedes Bild bestand nicht allein aus einem kunstvoll ausgeleuchteten Körper. Die meisten Frauen waren eingebettet in einer perfekten Inszenierung.

Ein magischer Raum in Blau. Ein orientalisch anmutendes Teppichmuster in Braun und Grau. Ein düster wirkender Palast in Schwarzweiß. Ein barockes Sofa in Weiß. Kein Foto gleicht dem anderen. Jede Frau in einem eigenen, oft gewaltig aufwendigen Arrangement. So einer, dachte ich, liebt die Frauen wirklich.

Fabios Borquez schönste Frau

Ein paar Tage später treffe ich Fabio Borquez (siehe Foto) im Künstlerlokal „Bar Colette“ in meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel zum Interview. „Es liegt an meinem lateinamerikanischen Temperament, dass ich gerne Frauen fotografiere“, erklärte mir der gebürtige Argentinier mit Wohnort in Mönchengladbach. „Ich habe immer Frauen gemocht. Aber nicht wegen der Sexualität. Ich habe einfach eine Schwäche für Frauen“, erzählt Fabio. „Für meine Mutter, meine Schwester, meine Frau.“ Und natürlich für seine neunjährige Tochter, die er als Bildschirmfoto auf dem iPhone immer bei sich trägt: „Die schönste Frau in meinem Leben.“

Liebe auf den ersten Blick

Sie ist, das spürt der Zuhörer, besonders wichtig in seinem Leben – neben zwei anderen Menschen. Seine Mutter in Argentinien besucht er einmal im Jahr. Bei jeder Begegnung macht er eine Fotoserie mit ihr. Und dann ist da noch seine Ehefrau Christine. In sie, 21 Jahre alt, verliebte er, 33 Jahre alt, sich vor 22 Jahren. Zehn Minuten nach der ersten Augen-Blick gestand er ihr: „Ich liebe dich. Ich heirate dich.“

Liebe auf den ersten Blick. Das Paar begegnete sich in Miami/USA, wo sich Fabio für einen Fotojob gerade aufhielt. Für seine große Liebe verließ er seine Heimat Argentinien und ließ sich mit Christine in Nordrhein-Westfalen nieder. Der Fotograf ohne Deutschkenntnisse nutzte die gewaltige Sprache seiner Bilder, um sich auf dem umkämpften Fotomarkt durchzusetzen. „Ich bin ein Workaholic“, sagt Fabio Borquez. Diese Eigenschaft ist – neben der Perfektion seiner Fotos – das Geheimnis seines Erfolgs.

Frauen haben Charakter

Gebäude, Stadtansichten und Wohnräume sind für den studierten Architekten ein wichtiges Merkmal seiner Fotos. Häufig arrangiert er Mensch und Raum zu einer ästhetischen Komposition. Ein Zirkuszelt. Möbelstücke in einem Zimmer. Eine Wand oder Wände. Ein Balkon mit Gebäuden im Hintergrund. Und im Mittelpunkt immer Frauen voller Selbstbewusstsein: „Sie müssen nicht schön sein, aber Charakter, eine ganz besondere Ausstrahlung haben.“

Eine Frau bestärkte den Künstler schon in frühen Berufsjahren darin, verstärkt auf den Akt mit Frauen zu setzen. Sie schickte eines seiner Fotos an einen Fotowettbewerb – und Fabio gewann. Fortan fotografierte er mehr und mehr Frauen. In seinen Fotokunstwerken sind sie immer eine dominierende, doch eine Komponente von mehreren. Da geht es etwa um eine verletzlich, schwach wirkende Frau in einem zerfallenden Kosmos. Wie serviert liegt sie auf einem riesigen Tisch inmitten von Holzlatten in einem gefliesten Abbruchhaus.

Frauen mit Aura

Fabio Borquez, der Fotograf, der die Frauen liebt, sagt, was man in seinen Bildern auch sehen kann: „Eine Frau muss eine Aura haben.“ Frauen sind nicht allein Körper. Er analysiert ihre Bewegungen und Gesten vor dem Shooting. Erst danach werden sie seine Kunstwerke – in der richtigen Umgebung in Szene gesetzt.

Gelegentlich zeigen seine Fotos auch ganz schlicht Dimensionen eines Menschen in seiner Welt: Auf dem Dach eines modernen Haus von Stararchitekt Frank Gehry steht eine Frau und blickt in die Weite. Ruhig mal hingehen & hinsehen: Dieses und andere Fotos finden die Besucher in Fabio Borquez Ausstellung auf der Photo-Popup-Fair No 7 (bis Sonntag noch täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet).

Ein modernes Happening

Für Fabio, fast von Anfang an seit Jahren bei der Photo-Popup-Fair mit seiner Fotokunst dabei, hat die Ausstellung den Charme eines „modernen Happenings“. Eine große Mischung von Fotostilen und Fotografen. Ein sozial breit gemischtes, interessantes Publikum von jung bis alt.

Ein Treffpunkt, um Fotokunst zu sehen und zu erleben. Ein Ort, an dem nicht allein die Bilder wie in einem Museum im Mittelpunkt stehen. Im Gegenteil: „Fotograf*innen und Publikum“, so schwärmt Fabio, „bilden die Seele dieser Ausstellung“. Neben seine Frauen natürlich…

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Fabio Borquez: Jamin
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