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Jamin-Kolumne: Eine Weihnachts-Geschichte – mein Leben mit Musik

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Weihnachtsbeleuchtung in Düsseldorf-Oberkassel

Kolumnist Peter Jamin schreibt seit vielen Jahren seinen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern und den Leser*innen seiner Blogs zum Fest immer wieder eine neue Weihnachts-Geschichte.

Meine erste Schallplatte bekam ich zu Weihnachten. Sie hieß „Melancholie im September“, und ich träumte von einer ersten, großen Liebe. Die Melodie geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Auch Bill Ramseys Schnulze „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ vom ersten Kinobesuch in meinem Leben hat da noch Platz. Ebenso wie „Hohe Tannen“ aus Pfadfinder-Tagen und „Sah ein Knab ein Röslein steh‘n“ aus der Zeit als Sänger im Schulchor.

Seitdem hat Musik mein Leben begleitet. „She loves you, yeah, yeah, yeah“ von den Beatles wurde im Partykeller im schummrigen Schein einer Kerze auf der dickbauchigen Chianti-Flasche von „Satisfaction“ der „Rolling Stones“ abgelöst. Und mein Traum von der eigenen Sänger-Karriere endete, als ich zum ersten Mal auf einer Bühne stand und „My Baby Baby Balla Balla“ sang.

Später verbrachten wir viel Zeit mit Starjazzer Albert Mangelsdorff in verrauchten Kölner Jazzkellern. In Düsseldorf-Eller flüsterte mir eine Studentin Chansons von Jacques Brel ins Ohr; eine aus Bilk setzte die französische Romantik-Periode mit Sänger Michel Polnaref fort. Irgendwann hieß es dann „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ (von Franz Josef Degenhardt) und „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ (von Reinhard Mey).

Beethovens „Fünfte“ fand ich durch ein Mädchen mit einer Geige und Griegs „Peer Gynt“ durch eine Gesangslehrerin in unserer WG in meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel. Irgendwann schleppten mich Freunde in ein Konzert von „Prince“; die Betreiber der „Oberhausen Arena“ ließen uns 20 Minuten vor der Tür im Regen stehen – so fühle ich mich heute mit meinem Musikgeschmack.

Von Zeit zu Zeit versuche ich den Ballast der Musik vergangener Tage abzustreifen. Denn ich halte es nicht mit Nick Hornby, dem Kultautor seit „High Fidelity“, der seine Lebensmusiksammlung gerne mal nach Kaufdatum ordnet: „Das ist mein Leben, und es ist schön darin zu waten.“

Nein, ich haste orientierungslos durch die Musiktitel meiner Mediathek auf dem iPhone und suche die Musiker*innen, die meine Erinnerungen verdrängen und mich in meinen noch verbleibenden Jahrzehnten begeistern können. Taylor Swift, Kanye West …

Nur an einem Tag im Jahr fühle ich mich ruhig und zufrieden. Heiligabend. Da höre ich die vertraute Melodie, die mich schon seit jüngsten Kindertagen begleitet: „Stille Nacht, heilige Nacht…“

Ein ruhiges Weihnachtsfest, ein gutes Neues Jahr und eine sehr persönliche, klimafreundliche Zukunft wünscht Peter Jamin.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Weihnachtsbeleuchtung: Jamin
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