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Jamin-Kolumne: NRW-Forum Düsseldorf – Mädchen und Frauen warten hinter pinkelnden Männern

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Unisex-Toilette im NRW-Forum Düsseldorf ©Jamin

Diesmal habe ich zunächst eine Frage an Sie, liebe Leser: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie vor dem Urinal auf einer öffentlichen Toilette stehen und Wasser lassen, während Mädchen oder Frauen hinter ihnen darauf warten, dass eine WC-Kabine im gleichen Raum frei wird?

Der Grund meiner Frage ist dieser: In dem von mir sehr geschätzten NRW-Forum in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf gibt es seit einiger Zeit zwei öffentliche Toilettenbereiche: 1. Eine reine Damentoilette. 2. Die frühere Herrentoilette, die zu einer geschlechtsneutralen Toilette umfunktioniert wurde. Diese Unisex-Toiletten stehen zu Recht etwa bei den Feministinnen von „Emma“ in der Kritik.

Alle Geschlechter in einem Raum

Die Toilette mit dem neuen Aufgabenbereich im NRW-Forum wird also nicht nur von Herren und anderen Geschlechtern mit einem dringenden Bedürfnis, sondern auch von sehr vielen Mädchen und Frauen frequentiert. Denn dieses WC befindet sich entgegen der reinen, nicht weniger günstig, aber etwas versteckt liegenden Frauen-/Mädchen-Toilette in Sichtweite neben dem Café Pong im NRW-Forum. Die Lage ist so, dass zumindest ortsunkundige Mädchen und Frauen meist zufällig in dieser Vielgeschlechter-Toilette landen.

In dieser Unisex-Toilette befinden sich in einem recht kleinen Raum drei abschließbare, sichtgeschützte Toiletten-Kabinen sowie drei offen zugängliche Urinale. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Das sind an der Wand angebrachte kleine Keramikbecken in etwa einem Meter Höhe, vor denen die Männer mit offenem Hosenschlitz stehen und Wasser lassen.

Komische Bewegungen der Männer

Das geht meistens gut. Manchmal spritzt aber auch Urin neben das Becken auf den Boden, wenn der Penis nicht genau auf die Beckenmitte ausgerichtet ist. Außerdem machen viele Männer am Ende des Uriniervorgangs meist abrupte, komisch anzusehende, leicht tänzelnde Bewegungen mit dem Unterleib, um die letzten Tropfen vom Penis abzuschütteln.

In diesem engen Raum zwischen drei Urinalen und drei WC-Kabinen stehen also in der geschlechtsneutralen Toilette des NRW-Forums seit einiger Zeit auch Mädchen und Frauen, wenn sie darauf warten, dass eine WC-Kabine frei wird. (Für alle, die es nicht wissen: Urinale können nicht von Frauen benutzt werden, obwohl auch das schon andernorts vorgekommen ist.)

Showtime für pinkelnden Männern

Es ist also ein wenig wie Showtime für pinkelnde Männer. Mädchen wie Frauen sind nicht nur gezwungen, in einem Abstand von etwa einem Meter zu den Urinalbecken der Männer auf das Freiwerden einer WC-Kabine zu warten. Sie müssen notgedrungen auch noch das Pieselverhalten der Männer miterleben.

So gibt es also immer wieder Situationen, die Ausgangspunkt für meine eingangs gestellte Frage waren. Meine Antwort dazu: Ich persönlich empfinde diese Situation als peinlich, obwohl ich mich nicht zu den prüden Menschen in dieser Republik zähle. Doch bevor ich mich neben einer Frau zum Urinieren an ein Becken stelle, warte ich lieber im Vorraum, bis der Urinalbecken-Raum frauenfrei ist.

Hinweisschild würde helfen

Allerdings empfinde ich es vor allem auch gegenüber den Mädchen und Frauen als eine Zumutung, an Männern mit entblößtem Geschlechtsteil und offener Hose vorbeigehen oder gar minutenlang hinter oder neben ihnen stehen zu müssen. Das in Stilfragen meist ausgezeichnete NRW-Forum Düsseldorf versagt hier vollends. Auch im „Toilettenkonzept der Stadt Düsseldorf“ sind Peinlichkeiten, wie die von mir beschriebenen nicht berücksichtigt worden.

Mein Lösungsvorschlag: Man sollte eine extra Toilette für alle Menschen einrichten, die sich nicht als Mann oder Frau fühlen. Und die Herren- eine Herren- und die Damen- eine Damen-Toilette sein lassen. Alternativ muss im NRW-Forum zumindest ein großes, sehr großes Hinweisschild neben dem Alle-Geschlechter-Schild der Unisex-Toilette (siehe Foto) darauf aufmerksam machen, dass es für Mädchen und Frauen noch eine nur etwa zehn Meter entfernt liegende, separate Nur-Damen-Toilette gibt.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

Bildquelle: ©Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
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