Managerinnen sind demnach kommunikativ, diplomatisch, organisiert, engagiert und diszipliniert. Ganz anders ihre männlichen Kollegen: Sie werden als machtbewusst, durchsetzungsstark, selbstsicher, autoritär und statusorientiert beschrieben. Das sind Ergeb- nisse einer Umfrage der Personalberatung InterSearch Executive Consultants unter 1.000 Bundesbürgern.
Deutschland ist sich einig: Männliche und weibliche Manager verhalten sich unterschied- lich. Chefs delegieren gern und setzen ihren Willen durch. Managerinnen dagegen zeichnen sich durch Fleiß aus und sind gesprächsbereit – so das einheitliche Bild einer aktuellen Bevölkerungsbefragung zum Thema Topmanager-Qualitäten.
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen
Eine genauere Betrachtung der Geschlechterperspektiven offenbart jedoch einige Differenzen: Während Männer weibliche Führungskräfte in erster Linie als kommunikativ betrachten, nehmen Frauen Manager ihres Geschlechts vor allem als organisiert wahr. Männer schreiben Chefinnen häufig auch Emotio- nalität und Sensibilität zu. Bei Frauen rangieren diese Merkmale weniger hoch. Sie bescheinigen weiblichen Führungskräf- ten dafür noch Weitsichtig- keit, was Männer nicht als besonders typisch weibliches Merkmal ansehen. Kooperatives, partnerschaftliches Verhalten sehen dagegen beide Geschlech- ter als Eigenschaft an, die weibliche Führungskräfte häufig an den Tag legen.
Die Einschätzungen männlicher Führungseigenschaften unterscheiden sich in den Perspektiven der verschiedenen Geschlechter nicht ganz so stark. Ein bedeutender Unterschied ist aber, dass Frauen bei männlichen Führungskräf- ten egoistisches Verhalten als besonders typisch wahrnehmen. Bei Männern rangiert dieses Merkmal erst im Mittelfeld. Dafür schreiben Männer den Chefs mehrheitlich fachliche Versiertheit zu – bei den Frauen fällt die Zustimmung dazu geringer aus. Fairerweise muss man dazu sagen, dass Männer auch bei Managern des anderen Geschlechts häufig fachliche Versiertheit konstatieren.
Männer wie Frauen nehmen bei männlichen Führungskräften aber eine hohe Sach-/ Faktenorientierung wahr – bei weiblichen Chefs eher nicht. Einig sind sich die Geschlechter auch in einem weiteren interessanten Punkt: Für kommunikativ halten sie Männer in Führungspositionen nicht.
Klischees beeinflussen häufig die Kandidatenauswahl
„Klischees über Rollenbilder am Arbeitsplatz sind weit verbreitet – auch bei den Personalentscheidern“, sagt Thomas Bockholdt, Managing Partner der Personalberatung InterSearch Executive Consultants. „Insbesondere, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht, wird den vermeintlich weiblichen und männlichen Eigenschaften große Bedeutung beigemessen – zumindest unbewusst oder versteckt hinter vorgeschobenen Gründen.“
Vor allem bei älteren Führungskräften herrschen noch immer erlernte
Differenzen in der Sichtweise vor: „Männer planen ihre Karriere mehrheitlich zielgenauer, weshalb sie machtbewusster wirken. Auch in Gehalts- verhandlungen sind sie es gewohnt, selbstbewusst aufzutreten“, sagt Thomas Bockholt. Weibliche Führungskräfte scheuen laut dem Experten außerdem häufig davor zurück, sich selbst als durchsetzungsstark oder selbstbewusst zu präsentieren, weil sie befürchten, dass ihnen „übertriebenes Männergehabe“ vorgeworfen wird. „Genauso halten es einige männliche Führungskräfte für ein Zeichen von Schwäche, wenn sie Einwände zulassen – was Unsinn ist und eher zu Fehlentscheidungen führt.“ Sowohl die Personalverantwortlichen als auch die Manager selbst sollten also weiter daran arbeiten, sich von alten Rollenbildern zu lösen.
Redaktion / ots