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Mit gemischter Tüte durch die Nacht der Museen zum „Hetjens-San“

Im Zeichen Japans stand die Nacht der Museen im Hetjens-Museum. Neben Karaoke wurden in einem Wettbewerb die besten Cosplay-Kostüme bewertet. Museums-Leiterin Daniela Antonin (3.v.r.) und ihr Vize Wilko Beckmann zeigten eindrucksvoll, wie sehr sich ein Museum einem neuen Publikum öffnen kann, ohne an Ernsthaftigkeit zu verlieren.

Natürlich bildeten sich in der Nacht der Museen lange Schlangen vor einzelnen Orten. Natürlich ist das nicht immer schön, besonders wenn es dabei noch regnet. Und trotzdem war die Nacht der Museen die erfolgreichste „ever“. Über 25.000 Menschen bewegten sich zwischen den über 40 Locations, die sich an dieser Kultur-Rally beteiligten.

Ich gehörte dazu. So entstand eine persönliche „Nacht der Museen“!

Regen, ein trauriges Thema. Am Nachmittag noch schönster Sonnenschein und als wäre Petrus ein Kulturbanause öffneten sich gegen 19 Uhr, pünktlich zum Start, die Schleusen des Himmels und begrüßten die ersten Kulturenthusiasten mit einem feuchten Gruß. Nichtsdestotrotz – und das ist im Grunde der wahre Erfolg der Museennacht – machten sich eben erwähnte Anzahl an Kulturfreunde auf den Weg durch die Stadt. Auch der Autor dieser Zeilen mischte sich unters Publikum, ließ die großen Museen links und rechts liegen und entschied sich für einige besondere Ereignisse und Veranstaltungen und empfand dies wie bei einem Bescuh in einem Freizeitpark. Alle Fahrgeschäfte geöffnet, aber kaum eine Chance, nur einen Bruchteil zu besuchen. Deswegen stand glasklar als Fixpunkt auf der persönlichen Agenda: Das Finale gegen Mitternacht im Hetjens-Museum so fest eingeplant, dass … – dazu später mehr.

Erste Station – nachdem die ersten Funksprüche über lange Wartezeiten vor der Kunstakademie eintrafen – war der Behrensbau am Rheinufer mit dem Thema „Treffpunkt Trinkhalle“. Dort herrschte eine tolle, erfrischende Atmosphäre, ein gemischtes Publikum, wie eben jene Tüte für zwei Euro als Wegzehrung und mit einer Wundertüte für fünf ging´s weiter zur nächsten Station.

NRW-Landtag: „Order“ und Verschnaufpause auf sedierenden Stühlen

Dies war der Landtag, wo die Ankäufe der Landesregierung im Zeitraum von 2020 bis 2022 ausgestellt waren. Wobei ausgestellt – höflich ausgedrückt – übertrieben war. Die Exponate hingen lieblos in einem Nebensaal der Bürgerhalle, wobei sie ein besseres Schicksal verdient hätten. So war das andere Highlight spannender: Einmal auf einem Abgeordnetenstuhl oder auf der Ministerbank im Plenarsaal Platz zu nehmen. Um es gleich vorweg zu nehmen. Die Sitze sind dermaßen bequem, fast schon sedierend, so dass es nicht wundert, wenn angesichts des Sitzkomforts keine anregende Debatte zu Stande kommt. Wobei trotzdem die Realsatire an diesem Abend ebenfalls nicht zu kurz kam. Kaum wurden Jacken oder Taschen auf den Tisch vor einem abgelegt, ertönte der leise „Order“-Ruf eines Mitarbeiters, der sich selbst in die vorderste Reihe begab. Man möge doch bitte die Tasche und Jacke vom Tisch nehmen, da diese den empfindlichen Lack des Tisches verkratzen würde. So etwas „kannste“ nicht erfinden.

Künstlerin Aoi Yamaguchi beschreibt Co-Autorin und Japan-Fan Mila Knoche ihr kaligrafisches Werk.

Weiter, nächste Station, Wacom Experience Center: Kalligrafie am Rechner und mit Aoi Yamaguchi eine renommierte japanische Künstlerin vor Ort, die in einer Live-Performance mit einem überdimensionalen Pinsel ihre Kunst demonstrierte. Ein Blick auf die Uhr? Was schon so spät? Denn um Mitternacht wollte ich im Hetjens-Museum sein. Noch schnell zum Sipgate, dort sich noch schneller umgeschaut, um anschließend mit der roten Linie zu einer Stadtrundfahrt aufzubrechen – denn Mitternacht rückte näher.

Auf den Plan der roten Linie geschaut, Fahrzeit gecheckt, Haltestelle Carlsplatz – alles im Lot. Denkste! Dass die Linie von der Gladbacher Straße zum Hauptbahnhof fährt, geschenkt, dass am Worringer Platz der Fahrer allerdings den Bus bei laufendem Motor für einige Minuten verlässt und in einer Döner-Bude verschwand, geschenkt wird kleiner, dann aber anstatt über die Friedrich-Ebert-Straße auf direktem Weg zur „Haltestelle Carlsplatz“ zu fahren, was natürlich nicht passierte, Geschenk wieder eingepackt. Stattdessen Karlstraße, Graf-Adolf-Straße, rechts ab in Breite Straße zur Haltestelle Carlsplatz, die zu meiner Verwunderung auch noch an der Breite-/Ecke Benrather Straße lag. Hier sollte nachjustiert werden.

Hetjens-San

Jetzt aber sputen, schnell ins Hetjens-Museum. Dieses Kleinod im Herzen der Altstadt/Karlstadt war – und kein Ausstellungsraum, keine Galerie, kein Museum darf sich jetzt zurückversetzt fühlen – war mein Highlight des Abends. Leiterin Daniela Antonin und ihr Vize Wilko Beckmann rockten das Museum und verwoben Kunstausstellung und Moderne – wobei dieser Begriff zu kurz gedacht ist – zu einem tollen Ereignisklangteppich, der noch lange nachhallen wird. Als Ausgangspunkt die Ausstellung über japanisches Kunsthandwerk gewählt, blieb es inhaltlich beim oder im Land der aufgehenden Sonne. Japanische Trommlerinnen zelebrierten ein Percussion-Festival im Kastanienhof und der „Kyudo“ spannte sich weiter über Karaoke bis zum Cosplay-Wettbewerb. „Das Thema hat eingeschlagen“, freute sich Wilko Beckmann überschwänglich, der als „Stargast“ sogar Pikachu empfangen durfte.

Gerade am Hetjens-Museum zeigte sich der Charme und die Chance der „Nacht der Museen“. An solchen Abenden kann selbst ein Museum dem Alltag entfliehen und sich, wie die beiden Verantwortlichen an diesem Abend und ihr Haus, in ein Kostüm zu kleiden, wie man es bei Tag nicht kennt und Lust darauf macht, die Location an einem helllichten Tag zu besuchen.

Apropos Rally wie eingangs erwähnt. Lästig ist es schon, vor jeder neuen Tür die Eintritts-Karte zu zücken, um Einlass zu erhalten. Vielleicht sollte die Nacht der Museen ideeller Nachfolger des Buttons werden, mit dem die Jazz-Rally vor Jahren erfolgreich voranging, bis . . . Aber das ist eine andere Geschichte.

Co-Autorin: Mila Knoche

Bildquellen

  • : Manfred Fammler/Mila Knoche
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