Mehr als jedes dritte Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen hat nicht ein einziges gesundheitsförderndes Angebot für seine Mitarbeiter implementiert. Das sind Ergebnisse der Umfrage „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2016“, für die im Auftrag der pronova BKK 500 Angestellte aus Nordrhein-Westfalen und insgesamt 1.660 Arbeitnehmer aus Deutschland befragt wurden.
„Viele Betriebe in Nordrhein-Westfalen haben das Potenzial eines betrieblichen Gesundheitsmanagaments noch nicht erkannt – oder vielmehr das Risiko bei fehlender Gesundheitsförderung“, sagt Dr. Gerd Herold, Arbeitsmediziner der pronova BKK. Laut Studie leidet eine große Mehrheit von 90 Prozent der Angestellten in Nordrhein-Westfalen inzwischen unter Belastung am Arbeitsplatz. Termindruck, Überstunden und emotionaler Stress sind die Hauptursachen, doch auch ein schlechtes Arbeitsklima, ständige Erreichbarkeit und hoher Erfolgsdruck sind gängige Stressfaktoren. „Die Stressfaktoren wirken sich bei immer mehr Arbeitnehmern körperlich aus. Wie unsere Studie zeigt, leiden zwei Drittel der Angestellten in Nordrhein-Westfalen heute schon unter Nackenverspannungen, 62 Prozent unter Rückenschmerzen. Von Schmerzen im Schulterbereich, in den Armen oder Händen berichtet noch jeder Zweite. Das sind alarmierende Ergebnisse“, so Herold. Dem Experten zufolge können die Arbeitnehmer unter diesen Umständen keine Höchstleistungen bringen und die Unternehmen riskieren erhöhte Fehlzeiten!
Mittelstand und Handel riskieren hohe Krankenstände
Ausgerechnet kleine und mittelgroße Betriebe, für die der einzelne Mitarbeiter besonders wichtig ist, reagieren nicht auf diese Entwicklung. Bei Unternehmen mit 10 bis 50 Mitarbeitern gibt es mehr als der Hälfte der Firmen keine gesundheitsfördernden Angebote, bei Betrieben zwischen 50 und 100 Mitarbeitern sind es nur vier von zehn. „Der Mittelstand geht mit seinen Mitarbeitern nicht besonders sorgsam um. Dabei sind gesundheitsfördernde Maßnahmen nicht teuer und die Unternehmen können sie steuerlich absetzen“, sagt pronova BKK Experte Dr. Gerd Herold.
Im Branchenvergleich zeigt sich, dass vor allem im Handel mit Angeboten zur Gesundheitsförderung geizt. Für jedes zweite Handelsunternehmen in Nordrhein-Westfalen ist betriebliches Gesundheitsmanagement ein Fremdwort. „Die Unternehmen, die die Hände in den Schoß legen, riskieren hohe Krankenstände“, warnt der Mediziner.
Mehrheit der Mitarbeiter würde sich an den Kosten beteiligen
Sind gesundheitsfördernde Maßnahmen in einem Unternehmen vorhanden, stehen sie den Mitarbeitern mehrheitlich kostenfrei zur Verfügung. Dabei sind die Angestellten durchaus bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. An erster Stelle der Angebote, die Mitarbeiter anteilig oder vollständig zahlen würden, steht gesundes Essen in einer Kantine. 60 Prozent der Arbeitnehmer sind gesunde, hochwertige Zutaten eine Zulage wert. Auf Platz zwei kommen Massagen, die zur Entspannung beitragen und bei Nacken- und Rückenschmerzen sowie Stress helfen. Jeder zweite Nordrhein-Westfale würde ein solches Angebot aus eigener Tasche mitfinanzieren. 41 Prozent würden regelmäßig ins Fitnessstudio gehen, wenn ihr Unternehmen sich an den Kosten zumindest beteiligt. Für ein Drittel kommt eine Rückenschule mit Selbstbeteiligung in Frage. „Angebote zur Gesundheitsförderung müssen nicht vollständig kostenlos sein, sie können modular und in Kooperation mit örtlichen Dienstleistern angeboten werden“, so Herold. „Wenn nur ein Teil der interessierten Mitarbeiter die Angebote nutzt, können Leistungsfähigkeit und Motivation der Belegschaft deutlich gesteigert werden.“
Zur Studie
Die Studie „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2016“ wurde im März 2016 im Auftrag der pronova BKK online durchgeführt. Das Marktforschungsinstitut Toluna hat dafür deutschlandweit 1.660 Arbeitnehmer repräsentativ befragt sowie inklusive Aufstockung insgesamt 500 Arbeitnehmer repräsentativ aus Nordrhein-Westfalen.
