Wer heute mit dem Auto unterwegs ist, braucht starke Nerven. Nicht nur Straßensperrungen und Baustellen strapazieren die Geduld, nein, auch die Spezies ‚Germanicus Autofahricus‘ kann eine Herausforderung sein. Gerade im Straßenverkehr vergessen viele neben den Regeln der Straßenverkehrsordnung auch ihre guten Manieren.
Rücksicht, Höflichkeit und Toleranz, gepaart mit einem Quäntchen Hilfsbereitschaft sind im Straßenverkehr ebenso wichtig wie im persönlichen Umgang miteinander.
Höflichkeit am Steuer hilft nicht nur den anderen, auch Sie selbst fahren entspannter und sicherer.
Es ist doch viel souveräner, dem Drängler auf der Autobahn Platz zu machen, statt nun erst recht besonders langsam zu fahren. Lassen Sie ihn durch, ärgern Sie sich nicht und lassen Sie sich nicht zu eindeutigen Gesten hinreißen.
In den letzten Jahren konnte ich einige Erfahrungen im britischen Straßenverkehr sammeln. Ich bin immer wieder erstaunt, wie rücksichtsvoll die Engländer selbst im dicksten Stau miteinander umgehen. Da wird ganz selbstverständlich eine Lücke gelassen, wenn jemand auf die Hauptverkehrsstraße einbiegen will. Kaum einer besteht aggressiv auf seinem Vorfahrtsrecht und auch die Drängler sind in der Minderzahl. Wenn dies in der Millionenmetropole London möglich ist, geht das sicher auch bei uns.
Auch beim Autofahren ist Gelassenheit für mich das Zauberwort. Lassen Sie sich von ungeduldigen Mitmenschen nicht provozieren, bleiben Sie ruhig und freundlich. Und versuchen Sie nicht, andere zu verkehrsgerechtem Verhalten zu zwingen. Auch im Straßenverkehr haben wir keinen Erziehungsauftrag, es sei denn, Sie sind Fahrlehrer.
Denken Sie als Autofahrer auch an die anderen Verkehrsteilnehmer. Fußgänger und Radfahrer haben es manchmal wirklich schwer. Sie werden leicht übersehen und so mancher hat schon eine unfreiwillige Dusche abbekommen, wenn ein Auto mit viel Schwung durch eine Pfütze fuhr. Von zu geparkten Radwegen will ich gar nicht reden.
Nicht immer sind wir allein im Auto unterwegs. Seit es die automatische Fernentriegelung gibt, vergisst so mancher, dass es höflich ist, der Mitfahrerin oder dem Gast die Wagentür zu öffnen.
Das Auto ist ja schon auf, also kann sie/er den Rest ja auch allein. Sicher kann das jeder selbst tun, es ist aber schon ein Zeichen von Wertschätzung, der Begleitung die Autotür zu öffnen. Wenn Sie dann ganz korrekt weiter machen wollen, gehen Sie vorne um den Wagen herum und halten so den Blickkontakt zu Ihrem Gast.
Der Ehrenplatz im Auto ist übrigens der Platz hinten rechts. Bieten Sie einem Gast aber ruhig an, neben Ihnen auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Manche Menschen fühlen sich dort wohler. Lassen Sie ihnen die Wahl.
Spätestens wenn Sie andere in Ihrem Wagen mitnehmen, sollten Sie sich ein paar Gedanken über den Zustand Ihres Fahrzeugs machen. Ein ungepflegtes Auto macht keinen guten Eindruck und lässt genauso Rückschlüsse zu, wie ein ungepflegtes Äußeres. Also öfter mal durch die Waschanlage fahren und auch die Innenraumpflege nicht vergessen.
Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, fühlen wir uns geborgen, sicher und unbeobachtet in unserer ‚Blechkiste‘. Aber Sie sind nicht so allein wie Sie glauben. Verschieben Sie das Nasenbohren, Ohren putzen oder die Nagelpflege lieber auf später; das sind Tätigkeiten, die man lieber im stillen Kämmerlein tun sollte.
Ein Auto ist auch Statussymbol und Imageträger. Der Mercedesfahrer hat ein anderes Image als der Porschebesitzer; auch Golf- oder Mantafahrer werden schnell in Schubladen gesteckt. Man muss ja nicht jedes Klischee bestätigen und Understatement in Sachen Statussymbole schadet auch nicht.
Jetzt ließe es sich noch vorzüglich weiter plaudern über Flirts an der Ampel oder ‚witzige‘ Aufkleber am Auto, aber ich denke, nun reicht es mit den Tipps rund um das gute Benehmen beim Autofahren.
Marlis Smits
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