Jeden Tag erscheinen neue Artikel über die Digitalisierung. Der Tenor: Sie ist nicht nur auf dem Weg, sie ist unausweichlich. Für viele Unternehmen ist sie aber ein Buch (oder vielmehr eine PDF-Datei) mit sieben Siegeln. Wo soll die Digitalisierung anfangen? Direkt die Fertigung oder das Lager mit den neuesten Möglichkeiten der Technik auszustatten, kann beispielsweise ein kostspieliges und zeitintensives Vorhaben sein. Empfehlenswert sind zunächst Pilotprojekte:
Kleinere, aber dennoch bedeutende Prozesse zu digitalisieren kann dem Unternehmen wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Projekte bringen. Welche Kosten müssen aufgewendet werden? Welche sind notwendige Voraussetzungen für die Einführung einer Software und welche Vorteile ergeben sich daraus? Mitarbeiter können aktiv an diesem Prozess teilhaben und ihr Feedback kann wertvolle Informationen für zukünftige Projekte enthalten. Ein Beispiel für ein solches Pilotprojekt: Die Einführung von digitaler Weiterbildung in Form eines Sprachlernkurses.
Berufliche Weiterbildung ist ein Prozess, der in vielen Unternehmen seit Jahren nach einem festen Schema abläuft. Auch bei Sprachkursen wird häufig auf bewährte Methoden zurückgegriffen: Es wird für einen oder mehrere Mitarbeiter ein Kurs gebucht, dieser wird dann von den Lernern ein paar Mal besucht, es werden Sätze und Vokabeln gepaukt und der Fortschritt in Tests abgefragt. Diese Art des Lernens ist dann ertragreich, wenn eine homogene Gruppe den Kurs belegt – also wenn jeder Teilnehmer zumindest vorher auf dem gleichen Wissensstand ist. So können im Idealfall alle ein ähnliches Tempo halten und sich untereinander austauschen und motivieren. Da dies keine realistische Ausgangssituation darstellt, sind die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen einer heterogenen Lerngruppe ein idealer Anknüpfungspunkt für den Einsatz einer digitalen Variante des Lernens.
Digitale Tools: Mehr Flexibilität, Effizienz und Personalisierung
Einmal getestet stellen Unternehmen schnell fest, dass ein digitaler Prozess im Bereich der Mitarbeiterweiterbildung eben auch die Anforderungen an moderne Arbeitsbedingungen erfüllt: Dazu gehören mehr Flexibilität, Effizienz und Personalisierung. Im Zuge des „New Work“-Trends erlauben immer mehr Unternehmen das Arbeiten von unterwegs oder Zuhause aus. Digitale Sprachkurse fügen sich nahtlos in diese neue Flexibilität ein. Dem Mitarbeiter ist es möglich, selbst zu bestimmen, wann und wo er lernt. So muss er keine wichtigen Aufgaben vernachlässigen. Dank (Video-)Telefonie und Live-Tutoring muss er dennoch nicht auf den persönlichen Unterricht mit einem Lehrer verzichten.
Ein weiterer Vorteil der digitalen Sprachkurse ist die Effizienz und die einfache Messbarkeit. Selbstverständlich können auch “stationäre” Sprachkurse gemessen werden, jedoch arbeitet die HR-Abteilung eines Unternehmens kaum noch mit Stift und Papier. Das bedeutet, dass digitales Feedback oder eine digitale Fortschrittsmessung direkt in bestehende Software übertragen werden kann und nicht händisch eingearbeitet werden muss.
Neben der Flexibilität und der Messbarkeit spielt auch die Problematik der eingangs erwähnten unterschiedlichen Lernniveaus eine Rolle. Eine digitale Sprachlernsoftware kann dabei sehr viel einfacher personalisiert werden. Zu Beginn legen die Mitarbeiter beispielsweise einen Einstufungstest ab und erhalten anhand des Ergebnisses ein individuelles Training. In persönlichen Live-Tutoring Sessions können sie dann mit dem Lehrer bestimmen, welche Themen im Fokus stehen sollen. Neben Lernort und –zeit bestimmen die Mitarbeiter also auch die Art und Weise.
Mit der Einführung eines digitalen Sprachkurses lässt sich nicht auf einen Schlag das Zeitalter der Digitalisierung einläuten. Jedoch kann diese erste Erfahrung ein wichtiger Schritt für ein zukunftsfähig aufgestelltes Unternehmen sein.
Sabine Schnorr
