Der Gaststreit zwischen der Russland und der Ukraine könnte eskalieren. In Europa wird Gas derzeit billiger. Minsk II nimmt Formen an. Griechenland bekommt eine Atempause. Der DAX befindet sich weiterhin auf einem Allzeit-Hoch und auch die Moskauer Börse ist weiter top. Russische Goldaktien sind gefragt.
Am 2. März 2015 treffen sich Vertreter der Ukraine und Russland in Brüssel, um den Gasstreit zu regeln. Russlands Präsident Wladimir Putin drohte zuvor der Ukraine den Gashahn abzudrehen, wenn die Ukraine die vereinbarten Vorauszahlungen nicht pünktlich leiste. Dies könnte auch Auswirkungen auf Europa haben. Der nun eingeleitete, beidseitige Waffenabzug in der Ost-Ukraine macht Hoffnung, dass die Minsker Vereinbarungen doch noch eingehalten werden.
Gasstreit mit der Ukraine könnte eskalieren
Der Gasstreit zwischen Ukraine und Russland geht in eine neue Runde, da die Ukraine nicht die im sogenannten „Winterpaket“ vereinbarten Vorauszahlungen für Gaslieferung geleistet hatte. Putin drohte der Ukraine den Gashahn abzudrehen, wenn die vereinbarten Zahlungen nicht pünktlich eintreffen. Nun wollen sich Vertreter der Ukraine und Russlands in Brüssel treffen, um den Streit unter Vermittlung der Europäischen Union zu schlichten.
Wer zahlt für das Gas in der Ost-Ukraine?
Bei den Verhandlungen wird es dann auch über die Gaslieferungen gehen, die Russland nach Donezk und Lugansk aus humanitären Gründen geliefert hat, weil Kiew die Gasversorgungen in diese beiden Städte der Ost-Ukraine angeblich wegen zerstörter Gasleitungen nicht beliefert hat. Zwischenzeitlich bezichtigte Putin die Ukraine des Völkermords wegen der Angriffe des ukrainischen Militärs auf Donezk und Lugansk.
Truppenrückzug macht Hoffnung
Derweil gab es Ende vergangener Woche erstmals einen Truppenrückzug und auch einen Rückzug von schweren Militärwaffen beider Seiten hinter die vereinbarte Pufferzone von 50 Kilometer – eine Wochen später, als es dies die Minsker Vereinbarungen vorsahen. Zuvor wollte das ukrainische Militär nicht weichen, bevor eine Feuerpause eintritt. Der 25. Februar war aber der erste Tag ohne Toten, so dass dann auch das ukrainische Militär zu einem Rückzug bereit war. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE sieht erstmals Anzeichen für eine Entspannung, obwohl sie nicht genau weiß, wie viele Panzer wohin genau abgezogen wurden.
Konterkariert der Gasstreit die Friedensinitiative?
Der Waffenabzug machte aber Hoffnung, dass die Minsker Vereinbarung eingehalten werden kann. Es wird aber wohl auch in den nächsten Tagen zu weiteren Toten kommen, da es sowohl rechtsextreme Freiwilligenverbände der Ukraine als auch Separatisten gibt, die unbedingt eine militärische Lösung wollen. Der Gaststreit könnte die Fronten wieder verhärten, falls Russland tatsächlich der Ukraine den Gashahn ab dem 3. März 2015 abdrehen sollte. Dies könnte dann zu einem ein Rückschlag für die beabsichtigte Friedensinitiative in der Ost-Ukraine führen. Die Separatisten fordern weiterhin, dass Ukraine kein NATO-Mitglied wird.
Deutsches Parlament stimmt für Griechenlandhilfe
Die zweite schwierige „Baustelle“ in Europa bleibt Griechenland. Das deutsche Parlament entschied sich zwar am 26. Februar mit großer Mehrheit für eine Fortsetzung der Griechenlandhilfe, frisches Geld im Volumen von 2 Milliarden Euro fließt aber nur dann, wenn die griechische Regierung bis Ende April die zugesagten Reformen auch durchgeführt hat. Für viele deutsche Abgeordnete war diese Entscheidung für die Fortsetzung der Kredithilfe unausweichlich, da die Alternative ein Staatsbankrott, und damit der Austritt Griechenlands aus dem Euro, den sogenannten Grexit“, bedeutet hätte. Die eigentlichen Probleme beginnen dann aber erst nach sechs Monaten, denn dann wird es sich herausstellen, unter welchen Bedingungen weiter Kredite an Griechenland gewährt werden können.
DAX mit neuem Allzeit-Hoch
Der deutsche Aktienindex DAX reagierte positiv auf die Meldungen eines Truppenabzugs in der Ost-Ukraine und der Tatsache, dass ein Grexit vermieden wurde. Der DAX stieg am 26. Februar 2015 auf das neue Allzeit-Hoch von 11.401 Indexpunkten (plus 0,66 Prozent), was ein Plus von über 12 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet. Der amerikanische Aktienindex Dow Jones Industrial-Index gab hingegen um 0,45 Prozent auf 18.133 Indexpunkte aufgrund durchwachsener Konjunkturdaten nach. Das Wachstum fiel im 4. Quartal geringer aus als erwartet und der Einkaufmanager-Index fiel unter 50, was eine Konjunkturabschwächung erwarten lässt. In den Vortagen wurden aber auch in Amerika neue Allzeit-Hochs erreicht, weil die Notenbank-Chefin Janet Yellen keine Eile hat, die Zinsen in den USA anzuheben.
RTS-Index weiterhin einer der Top-Performer der Welt
Der russische Aktienindex („Russian Trading Index“, kurz: RTS-Index) fiel zwar am 26. Februar um 1,68 Prozent auf 896 Indexpunkte aufgrund des neuen Gasstreits Russlands mit der Ukraine, der noch nicht geschlichtet ist, aber dies bedeutet immerhin noch ein Plus von 13,4 Prozent womit der RTS-Index knapp besser abschnitt als der DAX. Zwei Tage zuvor war die Moskauer Börse mit einem Plus von über 15 Prozent sogar die am besten performende Börse der Welt. Der auf Rubel basierende Index der Moskauer Börse, kurz: MICEX-Index, blieb an Freitag stabil bei 1758 Indexpunkten, was ein Kursplus von 26 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet.
Starker Rubel sorgt für Währungsgewinne für deutsche Anleger in Russland
Der Euro stieg zwar am Freitag zum Rubel leicht um 0,34 Prozent auf 68,73 Euro/Rubel; in den Tagen nach dem Minsker Abkommen fiel aber der Euro sehr kräftig von 78 auf 68 Euro/Rubel, sodass es in diesem Zeitraum auch hohe Währungsgewinne von über 10 Prozent für deutsche Anleger gab. Die russische Notenbank beließ den Leitzins bei hohen 15 Prozent, weil auch die Inflationsrate auf 15 Prozent in Russland gestiegen war.
Zu den größten Kursgewinnern zählte am 26. Februar die Telekom-Aktien Rostelecom mit einem Plus von 10,65 Prozent auf 8,13 Euro, gefolgt von dem Konsumwert X 5 Retail Group mit einem Plus von 6,56 Prozent auf 11,3 Euro. Aussichtsreich sind aber russische Goldaktien wie Polyus Gold International. Der Kurs stieg seit Jahresbeginn schon um 20,4 Prozent von 2,3 auf 2,77 Euro und am 26. Februar um 3,98 Prozent.
Andreas Männicke