Lob und Kritik: Beschäftigte wollen mehr gelobt werden und Vorgesetze holen sich kaum Rückmeldungen zu ihrem Führungsstil ein. Das ergab „Talents & Trends“, eine Umfrage der Talent- und Karriereberatung von Rundstedt unter mehr als 600 Berufstätigen.
Um sich im Job weiterentwickeln zu können, ist jeder auf Feedback angewiesen – im Arbeitsalltag oder bei regelmäßigen Personalgesprächen. In deutschen Unternehmen findet das laut der Umfrage jedoch viel zu selten statt. Nur 37 Prozent der Beschäftigten sind der Meinung, ausreichend Feedback von ihren Chefs zu erhalten. Vier von zehn Berufstätigen wünschen sich darüber hinaus mehr Lob vom Chef.
Chefs bitten selten um Feedback
Die Umfrage deckt außerdem auf, dass es gleichzeitig an Kritikbereitschaft seitens der Führungskräfte mangelt: Nur jeder fünfte Befragte gibt an, dass sich Vorgesetzte Feedback zu ihren Leistungen und ihrem Führungsstil bei ihnen einholen. Hier unterscheiden sich die Erfahrungen von männlichen und weiblichen Arbeitnehmern: Während 28 Prozent der Männer von ihren Chefs um Rückmeldung gebeten werden, sind es bei den Frauen lediglich 18 Prozent.
Generation Y möchte mehr Lob von Vorgesetzten
Beim Thema Loben zeigen sich in der Umfrage deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Fast jeder zweite der 18- bis 34-Jährigen wünscht sich mehr Lob im Arbeitsalltag, dem Vorgesetzten fallen ihre guten Leistungen offenbar nicht auf. Bei den 50- bis 69-Jährigen trifft dies hingegen nur auf jeden Dritten zu.
Was die Häufigkeit von Kritik angeht, sind alle Altersgruppen jedoch weitestgehend zufrieden: Nur rund ein Fünftel aller Befragten ist der Meinung, dass das Betriebsklima unter zu häufiger Kritik leidet und man selten das Gefühl hat, etwas richtig zu machen.
Offenes Feedback für die Karriereentwicklung
„Um die eigene Karriere aktiv mitzugestalten und Stärken sowie Entwicklungspotenziale zu identifizieren, ist ein Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten zu Leistungen, Erwartungen und Zielen wichtig“, sagt Sophia von Rundstedt, CEO der gleichnamigen Talent- und Karriereberatung. „Leben Unternehmen eine offene Feedbackkultur, sind sie innovativer und als Arbeitgeber attraktiver. Mitarbeiter fühlen sich ernst genommen, wenn sie regelmäßig Lob und konstruktive Kritik erhalten, diese aber auch gegenüber dem Chef aussprechen können. Grundlage hierfür ist eine Lernkultur, die einen konstruktiven Umgang mit Fehlern bedingt, statt eines Angstklimas.“
Die Ergebnisse im Detail zur Frage: Wie bewerten Sie die Feedbackkultur – sowohl bezüglich Lob als auch Kritik – in Ihrem Unternehmen?
- 41 Prozent der Berufstätigen empfinden das Feedback ihres Vorgesetzten meist als konstruktiv.
- Ebenfalls rund 41 Prozent haben das Gefühl, dass ihre guten Leistungen gar nicht auffallen und wünschen sich mehr Lob.
- 37 Prozent erhalten nur selten Feedback zu ihrer Arbeit, wünschen sich aber mehr Rückmeldung.
- Gleichzeitig sind 37 Prozent der Meinung, ausreichend Feedback zu erhalten – im Arbeitsalltag und/oder bei regelmäßigen Personalgesprächen.
- 32 Prozent geben an, dass alle Kollegen ausgewogen Lob und Kritik vom Vorgesetzten erhalten.
- 30 Prozent geben an, von ihrem Vorgesetzten viel gelobt zu werden, was sie bei der Arbeit motiviert.
- 23 Prozent haben einen Vorgesetzten, der sich Feedback zu seinen Leistungen und seinem Führungsstil bei ihnen abholt.
- 21 Prozent sind der Ansicht, dass ihr Betriebsklima unter häufiger Kritik leidet. Sie haben nur selten das Gefühl, etwas richtig zu machen.
- Rund 20 Prozent wissen oft nicht, was ihr Vorgesetzter ihnen mit seinem Feedback sagen möchte.
- 19 Prozent haben das Gefühl, dass ihr Vorgesetzter immer dieselben Mitarbeiter lobt bzw. kritisiert.
Die Umfrage Talents & Trends ist eine regelmäßig stattfindende, repräsentative Erhebung zu den Themen „Talent“ und „Karriere“. Von Rundstedt befragt hierzu nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG rund 1.000 Männer und Frauen. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der repräsentativen Verteilung der deutschen Bevölkerung. Die aktuelle unabhängige Online-Erhebung mit 615 Berufstätigen in Voll- und Teilzeit fand im Juni 2015 statt.
