Menschen wie Marken kreieren speziell in sozialen Netzwerken ein digitales ‚Ich‘, welches mit der Realität oft kaum mehr etwas gemein hat. Göran Göhring (STAGG & FRIENDS) verfasste für busines-on.de einen Gastbeitrag über die Gefahr der digitalen (Über-)Inszenierung von Marken.
Grundsätzlich ist nichts daran auszusetzen, wenn Unternehmen und Marken die Möglichkeiten der Produkt-Inszenierung mithilfe neuester Technologie voll ausschöpfen. Bildgewaltige ‚Insta‘-Storys, präsentiert von Influencern oder reißerische Posts fluten die Newsfeeds der jungen Fans. Marken schaffen so eine Produktwelt, an der jeder gerne teilhaben würde.
Entscheidend dabei ist allerdings, dass es den Marken gelingt, diesen Glamour auch ins reale Leben, spricht an den PoS, an die Haustür oder als Live-Aktivitäten in den öffentlichen Raum zu übertragen. Schließlich sind es – gerade in Zeiten der Digitalisierung und der Masse an (Shopping-)Möglichkeiten – die echten Markenerlebnisse, die Kunden begeistern und langfristig binden. Folglich haben es Marken, die online ein Versprechen geben, das sie offline nicht einlösen können, schwer.
Kommunikative Harmonie zwischen ‚digital‘ und ‚real‘
Viele Unternehmen setzen bereits erfolgreich und beispielhaft auf echte Marken- und Live-Erlebnisse im realen Raum – sei es über zum Produkt passende Services, dem Einsatz von Retail Experiences beispielsweise auch mithilfe innovativer AR- und VR- Technologie im Handel und bei Events oder einem Erlebnis, was unsere fünf Sinne stimuliert.
Apple versteht es beispielsweise seit Jahren, mit stationären Stores zu begeistern. Die besondere Markenwelt wird hier regelrecht hör-, seh- und fühlbar. Auch Sportartikel-Hersteller wissen, wie man die Online-Welt der Marke mit erlebnisorientierter Markenkommunikation in die reale Welt bringt – als Beispiel sei hier der Marathon-Weltrekordversuch ‚Breaking2‘ von Nike genannt.
Einige ursprünglich digitale Player wie das Brillenlabel Ace & Tate, Amazon mit Amazon Go oder Westwing setzen erfolgreich auf stationäre Showrooms, Roadshows, Pop-up Stores oder Live-Experiences und demonstrieren damit, dass Digital- und Live-Inszenierung sehr wohl harmonieren können.
Alle Welten zählen
Markenverantwortliche sollten dafür sorgen, dass das reale und haptische Markenerlebnis nicht in den Hintergrund gerät, auch wenn sich der Alltag der Menschen immer mehr online bzw. digital abspielt. Denn wenn der Nutzer von seiner Lieblingsmarke online geblendet werde, sie im realen Leben jedoch nicht wiedererkennt, kann das das Ende der Kundenbeziehung bedeuten. Konsistenz, Authentizität und kanalübergreifend inhaltlich aufeinander abgestimmte Kampagnen- und Markenbotschaften sorgen dafür, dass sich Nutzer kontinuierlich verstanden, ernst genommen und angezogen fühlen.
Göran Göhring ist geschäftsführender Partner der Düsseldorfer Live-Experience-Agentur STAGG & FRIENDS. Mit seinem Agenturteam kreiert er seit über 20 Jahre Events, von Trainings Face-to-Face und Digital über Presseveranstaltungen bis Management-Konferenzen.
