Connect with us

Hi, what are you looking for?

Aktien & Fonds

Gold und Kryptowährungen im Höhenflug

Banken im Stresstest nach der Pleite der Silicon Valley Bank (und dem Zusammenbruch der Credit Suisse), Notenbanken werden wieder als Retter des globalen Finanzsystems, großes großes Dilemma bei der Bekämpfung der Inflation, schwacher Ölpreis signalisiert eine kommende Rezession. Es gibt gute Bankalternativen in Osteuropa. Gold und Kryptowährungen sind als „sicherer Hafen“ wieder gefragt. Andreas Männicke mit seinen Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen und neuen Chancen.

Kryptowährung und Gold. Foto: WorldSpectrum / Pixabay.com

Kommt nach der Bankenkrise eine Immobilienkrise?

Auf der gut besuchten Messe „Invest“ am 17./18. März in Stuttgart waren die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA und der Credit Suisse in der Schweiz sowie die Auswirkungen auf die Aktienmärkte das allseits bestimmende Thema. Es stellt sich die Frage, ob aus der Bankenkrise eine globale Immobilienkrise werden könnte. Nicht wenige fühlten sich an die Immobilien- und Bankenkrise im Jahr 2008/9 erinnert, als die fünftgrößte US-Investmentbank Lehman Brothers Pleite ging. Durch die bekannten Dominoeffekte kann aus einer Bankenkrise sogar eine globale Systemkrise erwachsen, was damals 2009 nur durch den Staat und die Notenbanken verhindert wurde. Die große Frage ist jetzt, wie weit die Notenbanken die Zinsen erhöhen können, um die Inflation zu bekämpfen ohne eine Immobilienkrise oder Rezession herbeizuführen.

Vortrag „G7 gegen BRICS – wo investieren?“

In einem Vortrag auf der „Invest“ behandelte ich das Thema „G7 versus BRICS – wo investieren?“, wobei das Thema Schwellenländer bzw. Emerging Markets auf der Messe kaum thematisiert wurde. Dabei sollte man sich jetzt auch mit den BRICS-Ländern, also Brasilien, Indien, China und Südafrika einmal genauer befassen. Sie haben durchaus gute Zukunftschancen aufgrund der niedrigen Bewertung. Freilich sind russische Aktien wegen der Sanktionen weiterhin nicht an der Moskauer Börse handelbar und die ADR-Programme wurden alle aufgelöst. Dennoch sollten Anleger im Blick behalten, dass es vielleicht in den nächsten Monaten wieder möglich sein wird, ADR in russische Originalaktien zu tauschen.

Neue Chancen in Kasachstan

Eine gute Alternative für russische Aktien sind Aktien aus Kasachstan, die jetzt sehr preiswert sind. Überhaupt gibt es einige Banktitel in Osteuropa, die gerade jetzt mehr Beachtung finden sollten, etwa die Bank of Georgia, die Banken in Kasachstan Kaspi.kz und die Halyk Savings Bank. Interessante Aktien aus Kasachstan sind auch der Ölproduzent Kazmuniagas und der Uranproduzent Kazatomprom.

Pleiten der Silikon Valley Bank und Credit Suisse ziehen weite Kreise

Auslöser des Kurseinbruchs von allen Bankaktien weltweit im zweistelligen Prozentbereich war die Pleite der Silikon Valley Bank in den USA, die wiederum viele Starts-ups und Venture-Capital-Gesellschaften im Land finanzierte. Vor allem US-Regionalbanken, die auch Starts-ups und Venture-Capital-Gesellschaften finanzierten, brachen im Kurs brutal eine und mussten von der US-Notenbank Fed gestützt werden. SVB war immerhin die 17. größte Bank in den USA, die zu viel Geld in Anleihen investierte und die durch den Anleihencrash im März 2022 negativ beeinflusst wurde. Einen ähnlichen Fall gab es schon vergangenes Jahr in Großbritannien, als die britische Notenbank die Pensionskassen mit einer Geldspritze von 75 Milliarden Pfund retten musste, um einen globalen Flächenbrand zu verhindern. Dies zeigt immer wieder, wie verwundbar Banken in Krisensituationen sein können, obwohl die meisten Banken jetzt besser dastehen als in den Krisenjahren 2008/9.

Notenbanken sehen sich zu ungewöhnlichen Rettungsaktionen genötigt

Die Anleger und Kreditnehmer der Silikon Valley Bank zogen massenhaft ihr Geld ab, was dann zur Pleite führte. Im Fall eines Bankenruns kann das gesamte Finanzsystem sehr schnell kollabieren. Das weiß auch die US-Notenbank, die den US-Banken in der letzten Woche fast 300 Milliarden US-Dollar an Liquidität zur Verfügung stellte, um Dominoeffekte und Vertrauensverlust zu vermeiden. Zudem wurde seitens der Notenbank eine Garantie für alle Einlagen bei US-Banken gegeben. So etwas gab es noch nie in der ganzen US-Bankengeschichte. Dies zeigt aber auch, wie verwundbar das US-Bankensystem immer noch ist. Die große Finanzkrise in den Jahren 2008/9 hatte mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers auch in den USA ihren Ursprung.

Durch das neue „Quantitative Easing“  wurde die Bilanzsumme der Fed 300 Milliarden US-Dollar wieder ausgeweitet, nachdem sie zuvor von 8,8 auf 8,3 Milliarden US-Dollar reduziert wurde, indem auslaufende Anleihen nicht wieder neu aufgekauft wurden. Zuvor nahm die Geldmenge in den USA zwei Monate lange ab, was es zuvor noch nie gab. Die SVB wurde nun von der HSBC aufgekauft.

Die Credit Suisse bleibt ein Trauerspiel

Die Credit Suisse war schon lange ein Sorgenkind in der Schweiz. Nun gingen mehrere wichtige Geschäfte schief. Die Credit Suisse war neben der UBS einer der größten Vermögensverwalter der Welt. Jetzt fiel der Aktienkurs von 8 Euro Anfang 2022 auf 0,87 Euro, dabei allein am 20. März um über 50 Prozent an einem Tag. Die Anleihenanleger werden hier leer ausgehen. Anleihen der Credit Suisse im Volumen von 17,3 Milliarden US-Dollar wurden wertlos. Deutsche Banken sind angeblich nicht von der Pleite der Credit Suisse betroffen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, gab Entwarnung für deutsche Banken. Nur eine Tochter der Silikon Valley Bank musste geschlossen werden.

Damit sank die Marktkapitalisierung der Credit Suisse auf nur noch 3,2 Milliarden Euro während die UBS noch eine Marktkapitalisierung von 58 Milliarden US-Dollar hat. Aber auch der Kurs der UBS fiel von 21,25 auf 18,20 US-Dollar. Ebenso brach der Kurs der Deutschen Bank AG in den letzten beiden Wochen von über 12 auf 8,40 Euro im Tief am Montagmorgen ein, erholte sich nun aber intraday wieder auf 9,30 Euro. Am 20. März erholte sich auch der deutsche Leitindex Dax wieder um 1,5 Prozent auf 14.987 Indexpunkte, der zuvor im freien Fall war.

Auch bei der Credit Suisse wurde vorher massenhaft Kundengelder abgezogen, so dass sich die Schweizer Notenbank in der letzten Woche genötigt sah, eine Liquiditätshilfe im Volumen von 50 Milliarden Schweizer Franken zu geben, um die systemrelevante Bank zu retten. Nun will die Schweizer Grossbank UBS die Credit Suisse für 2 Milliarden Schweizer Franken aufkaufen. Ähnliche Überlegungen gab es damals in der Finanzkrise 2008/9 bei der Deutschen Bank und Commerzbank, wobei auch die Deutsche Bank trotz der guten Gewinnergebnisse immer noch sehr verwundbar ist.

Kommen jetzt die „goldigen Zeiten“?

Durch die Bankenkrise waren die Anleger in der letzten Woche sehr verunsichert und es wurden Aktien verkauft. Dagegen waren Gold und Kryptowährungen als „sicherer Hafen“ wieder nachgefragt. So stieg Gold temporär erstmals seit langem wieder auf über 2.000 USD/Unze und damit um 8 Prozent in einem Monat während Silber nur um etwas über 4 Prozent in einem Monat zulegen konnte. Noch mehr nachgefragt waren Kryptowährungen: So stieg der Bitcoin um 13 Prozent in einem Monat auf über 28.000 BTC/USD und in sechs Monaten damit sogar um 67 Prozent. Auch Ethereum konnte um 5 Prozent in einem Monat und damit um 45 Prozent in drei Monaten zulegen. Dadurch erholten sich nun fast alle Kryptwährungen kräftig.

Schwache Ölpreise deuten auf eine Rezession hin

Dagegen brach der Brentölpreis in den letzten drei Monaten um 8,8 Prozent auf 73,75 USD/Barrel und der WTI-Ölpreis sogar um 12,4 Prozent auf 67,7 USD/Barrel ein, was jeweils ein neues Jahresstief bedeutete. Beim Ölpreis wird jetzt eine Rezession eingepreist, die durchaus kommen kann. Durch die fallenden Energiepreise – auch der Gaspreis halbierte sich schon seit Jahresbeginn – dürfte die Inflation in Zukunft sinken. Allerdings wird sich durch die nun in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale weiterhin hoch bleiben.

Notenbanken in der Zwickmühle

Die Notenbanken müssen jetzt den Spagat machen, einerseits die Inflation mit steigenden Zinsen zu bekämpfen, anderseits aber nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und eine Rezession oder Unternehmenspleiten zu verursachen. Die Europäische Zentralbank EZB hatte zuletzt die Leitzinsen noch einmal auf 3,5 Prozent erhöht. Nun blicken am Mittwoch alle Anleger gespannt auf die Fed, die wahrscheinlich aber in Anbetracht der Turbulenzen an den Aktienmärkten eine Zinserhöhungspause einlegen wird.

Beachten müssen wir auch weiterhin die geopolitischen Gefahren bei einer Eskalation in der Ukraine. China und Russland wollen jetzt noch enger zusammenarbeiten und sich damit aber auch gegen die USA positionieren. Der Ex-US-Präsident Donald Trump ermunterte seine Anhänger zu Protesten auf der Straße, falls er demnächst verklagt und verhaftet wird. Droht dann etwa noch ein Bürgerkrieg in den USA? Trotz der Erholung am 20. März dürfte es an den Aktienmärkten weiterhin turbulent und volatil bleiben.

Gute Chancen in Osteuropa in der Balkan-Region und im Baltikum

Dennoch sind neben Gold auch Aktien ein guter Inflationsschutz. In Osteuropa sind sogar Bankaktien eine gute Alternative zu westlichen Bankaktien. Die Bank of Georgia erreichte von kurzem sogar ein neues Allzeithoch, korrigierte nun aber auch etwas. Neue Chancen tun sich jetzt auch in Kasachstan auf, wobei Freedom Broker den direkten Zugang zur Börse in Kasachstan ermöglicht. Sehr stabil ist auch die Balkan- und Baltikum-Region. Der CROX-Index für Aktien aus Kroatien stieg sogar um 12 Prozent und der CTX-Index für Aktien aus Tschechien um 11 Prozent seit Jahresbeginn. Beide Osteuropa-Indices konnten den Dax klar outperformen. Es wird weiterhin Outperformance-Chancen in Osteuropa geben, so dass sich auch weiterhin für deutsche Anleger ein Blick über den Tellerrand gen Osten lohnt.

_________________________

ZUM AUTOR

Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de

Bildquellen

Werbung

Anzeige

RECHTSPUNKTE

Rechtsanwältinnen und -anwälte des AGA Unternehmensverbands informieren über arbeitsrechtliche Themen und mehr …

Beginn des Kündigungsverbotes in der Schwangerschaft

Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung

Mindestlohn für ein „Vorpraktikum“?

Lesen Sie weitere rechtliche Themen in der Rubrik „Recht & Steuern“

Kolumne Kann passieren

KOLUMNE KANN PASSIEREN

Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Beiträge, die von Andreas Ballnus erschienen sind.

Interview: 100 x Andreas Ballnus

Lesen Sie auch die  Buchbesprechung zur Antologie „Tierisch abgereimt“.

ANZEIGE

Weitere Beiträge

Aktien & Fonds

Neue Eskalationsgefahren durch den Drohnenangriff von Iran auf Israel – droht ein Flächenbrand im Nahen Osten? Neue Allzeithochs an den Weltbörsen. Osteuropa-Börsen boomen weiter....

Aktien & Fonds

Schlechter Start an den Westbörsen, guter Start hingegen an vielen osteurpäischen Börsen. Der Osteuropa-Börsenexperte Andreas Männicke berichtet über die aktuellen Entwicklungen. 

Aktien & Fonds

Die meisten Weltbörsen legten eine beeindruckende Jahresendrallye seit November mit neuen Jahreshöchstständen bei den Indices hin. Der deutsche Leitindex Dax erreichte sogar ein neues...

Aktien & Fonds

Die Jahresendrallye ist in vollem Gange. Die Opec drosselt die Ölproduktion. Gold befindet sich im Aufwind nahe dem Allzeithoch, Silber hat hingegen Nachholpotenzial. Bitcoin...

Aktien & Fonds

Anleger erlangen wieder mehr Mut. Sinkende Inflationsraten in den USA machen Hoffnung. Aktienbörsen weltweit haben sich kräftig erholt. Der Euro erholt sich ebenfalls. Gold...

Aktien & Fonds

Welche Geldanlagemöglichkeiten eignen sich für junge Menschen, um Vermögen aufzubauen? Eine breite Diversifizierung ist empfehlenswert. Für ein ausgewogenes Anlage-Portfolio rücken auch Kryptowährungen ins Blickfeld.

Finanz-News

Die kultige Zeichentrickfamilie, die Simpsons, beschäftigt sich in ihrer jüngsten Folge mit Kryptowährungen, Blockchain und Distributed-Ledger-Technologie.

Aktuell

Wer Überlegungen anstellt, als Arbeitgeber seine Mitarbeiter in Bitcoin zu bezahlen, oder als Arbeitnehmer den Lohn in Bitcoin ausbezahlt bekommen möchte, der muss sich...

Werbung