Die Barkassen der Maritime Circle Line, Reederei Gregors, fahren seit sechs Monaten mit dem synthetischen Dieselkraftstoff GTL Fuel durch den Hamburger Hafen. Die erste Bilanz der Reederei zum Einsatz des umweltfreundlichen Kraftstoffs fällt durchweg positiv aus.
Im Hamburger Hafen ist die Abgasbelastung durch herkömmliche Schiffsdiesel ein brisantes und viel diskutiertes Thema. Mit dem synthetischen Dieselkraftstoff GTL Fuel gibt es eine emissionsärmere Alternative, die die Umwelt entlasten kann. Seit September 2016 nutzt die Barkassenreederei Gregors diesen neuen Kraftstoff. Reeder Gregor Mogi berichtet, als er von dem neuen Kraftstoff und dessen Verfügbarkeit im Hamburger Hafen erfuhr, habe er sich ausführlich informiert und für die komplette Umstellung all seiner fünf Ausflugsbarkassen entschieden. Seine Barkassen fahren die „Hop-on Hop-off“-Touren der Maritime Circle Line und sind im Einsatz für Lichterfahrten, Gruppen- und Sonderfahrten zu Großevents rund um den Hafen.
Nach rund sechs Monaten zieht der Tourismus- und Freizeitanbieter eine rundum positive Bilanz. Bereits mit dem ersten Tanken seien die Emissionen stark zurückgegangen im Barkassenbetrieb liefen die Schiffsmotoren leiser, was eine geringe Lärmbelastung vor allem für die Hafenrundfahrtmitarbeiter bedeute. Zudem seien die deutlich kleiner ausfallenden Abgaswolken nahezu geruchsneutral. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig“, betont Mogi, „wir konnten die gesundheitsgefährdenden Abgasschwaden reduzieren und GTL gilt als nicht krebserregend.“
Weitere Vorteile des synthetischen Dieselkraftstoffs bringt Frank Böhm, Geschäftsführer der Hamburg Bunker Service GmbH, auf den Punkt: GTL Fuel von Shell sei biologisch abbaubar und weniger gewässergefährdend als herkömmlicher Diesel. Böhm ist überzeugt: „Der Kraftstoff wäre sogar für Dieselgeneratoren von Kreuzfahrtschiffen geeignet, um während der Liegezeiten in städtischen Häfen die lokalen Emissionen deutlich zu verringern.“ Sein Unternehmen bietet den neuen Kraftstoff über die im Hamburger Hafen gelegene Bunkerstation an.
Nachhaltiges Flottenmanagement
Die Reederei Gregors musste die Schiffsmotoren ihrer traditionellen Barkassen nicht umrüsten, um GTL einzusetzen. Der neue Kraftstoff werde einfach getankt und es fielen die gleichen Arbeitsschritte an wie vor der Kraftstoff-Umstellung. Laut Mogi verbrauchen die Ausflugsbarkassen die gleiche Menge des synthetischen Kraftstoffs im Vergleich zum herkömmlichen Diesel. Sein begeistertes Fazit: „Es ist kein Hexenwerk, einen Beitrag für Mensch und Umwelt zu leisten! Mit der Nutzung dieses neuen Kraftstoffs können wir mit wenig Aufwand sehr viel erreichen. Das ist einfach toll.“
GTL Fuel sei etwas teurer als herkömmlicher Diesel. Durch den Einsatz des umweltfreundlicheren Kraftstoffs koste eine Hafenrundfahrt etwa 50 Cent mehr. „Die höheren Kosten sind ein Beitrag, den wir für Mensch und Umwelt gern leisten wollen! Wir glauben an die gute Sache und sind fest davon überzeugt, dass sich dies für alle Beteiligten auszahlen wird“, so der Innovator.
Mittelfristig erwartet die Reederei durch den Einsatz des neuen Dieselkraftstoffs einen geringeren Wartungsaufwand bei den Schiffsmotoren verbunden mit Kosteneinsparungen. Durch den hohen Reinheitsgrad des Kraftstoffs sollen sich die Ablagerungen im Motor erheblich reduzieren. Weniger Ruß und kein Schwefel bedeuteten für das Motorenöl, dass es länger nutzbar ist, da die Additive deutlich weniger beansprucht werden.
GTL (GTL = Gas-to-liquids)
Shell GTL Fuel ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der vorwiegend aus Erdgas hergestellt wird. Der synthetische Kraftstoff verbrennt erheblich sauberer als herkömmlicher Dieselkraftstoff und setzt weniger lokale Emissionen frei. Messungen des Herstellers mit Testbetrieben hatten den Ausstoß von bis zu 70 Prozent weniger Ruß, bis zu 20 Prozent weniger Stickoxide ergeben. GTL verbrennt geruchsneutral. Der Kraftstoff ist frei von Schwefel und enthält weder aromatische Verbindungen noch organischen Stickstoff. GTL ist biologisch abbaubar, nicht toxisch und nicht krebserregend. Des Weiteren ist der synthetische Kraftstoff weniger gewässergefährdend als herkömmlicher Diesel: WGK (Wassergefährdungs-klasse) 1 versus WGK 2. Und er weist ganzjährig eine Kältefestigkeit bis minus 20 Grad Celsius auf. Eine höhere Zündwilligkeit sorgt für einen bis zu 5 Dezibel leiseren Motorlauf. GTL kann in vorhandenen Fahrzeugen mit Dieselmotor ohne Umbaumaßnahmen eingesetzt werden. (Quelle: Shell)
Wie der Hafenschiffahrtsverband Hamburg e.V. im September 2016 per Pressemitteilung bekanntgab, beabsichtigten zehn private Schifffahrtsbetriebe sich mit einzelnen, insgesamt 20 Fahrzeugen an dem GTL-Probebetrieb zu beteiligen, unter ihnen die Barkassenreederei Gregors. Auf Nachfrage hieß es beim Verband jetzt, dass jeder Teilnehmende die Testphase für sich auswerte.
Bildquellen
- speicherstadt_backbord_web: Maritime Circle Line