Die neuesten Ergebnisse der ifo-Konjunkturumfrage unter Selbstständigen zeigen eine unerwartete Verschlechterung des Geschäftsklimas im Juni auf minus 14,0 Punkte. Besonders auffällig ist der spürbare Rückgang der Geschäftserwartungen von minus 16,6 auf minus 20,2 Punkte im Vergleich zum Vormonat. Auch die Bewertung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich um 0,7 Punkte. Gleichzeitig nahm die Unsicherheit in diesem Sektor leicht zu.
In der Gesamtwirtschaft sank der Geschäftsklimaindex ebenfalls auf minus 6,3 Punkte, hauptsächlich bedingt durch pessimistischere Erwartungen. „Die deutsche Wirtschaft tut sich weiterhin schwer, die Stagnation zu überwinden”, kommentiert Katrin Demmelhuber vom ifo Institut. Matthias Henze, CEO und Co-Gründer von Jimdo, fügt hinzu: „Die Verschlechterung bei den Selbstständigen ist wieder stärker als in der Gesamtwirtschaft. Das beweist erneut, dass dieser Sektor mehr Aufmerksamkeit verdient.”
Zugang zu Finanzierung
Der Zugang zu Krediten bleibt eine strukturelle Herausforderung, besonders für Selbstständige. Der Anteil der Firmen, die Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten melden, nahm im Vergleich zum letzten Quartal wieder zu. Insbesondere in der Industrie und im Bauwesen nahmen die Finanzierungsschwierigkeiten sowohl bei Selbstständigen als auch insgesamt zu. Der Anteil der Selbstständigen, die Kreditverhandlungen führen, bleibt mit 9,8 Prozent wesentlich geringer als in der Gesamtwirtschaft (27 Prozent). Seit dem dritten Quartal 2021 bewerten mehr Selbstständige die Kreditvergabe als restriktiv als der Durchschnitt der Gesamtwirtschaft.
Digitale Technologien bergen eine große Chance für Selbstständige
Die Nutzung digitaler Technologien unter Selbstständigen nimmt laut der aktuellen Umfrage zu, ist jedoch im Vergleich zu größeren Unternehmen noch weniger verbreitet. Henze sieht in künstlicher Intelligenz (KI) eine große Chance für die Selbstständigen: „Selbstständige können schon jetzt massiv von KI profitieren. Denn,vor allem im Bereich der Produktivitätssteigerung funktionieren die jetzigen Modelle schon sehr gut für Selbstständige.”
Laut Jimdo-ifo-Befragung setzen aktuell gut ein Drittel der Selbstständigen auf Cloud Computing (35 Prozent), gefolgt von künstlicher Intelligenz (14 Prozent) und Blockchain (1 Prozent). Insbesondere bei KI und Cloud Computing ist eine spürbare Zunahme im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen. Besonders im Handel hat der Anteil der Selbstständigen, die mindestens eine dieser Technologien nutzen, deutlich zugenommen seit 2023.
Andreas Lutz, Vorstand des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) erwartet bei den Zahlen für Cloud Computing in den nächsten zwölf Monaten einen steilen Anstieg bei den Solo- und Kleinstunternehmen, vor allem durch den Einsatz von webbasierten Rechnungs- und Buchhaltungsprogrammen:
„Mit der Einführung der E-Rechnungs-Pflicht muss jedes Unternehmen ab 1. Januar 2025 elektronische Rechnungen annehmen und weiterverarbeiten können. Das bedeutet eine große Umstellung, bringt aber auch neue Chancen, zum Beispiel für die Kundenbindung.”
Bildquellen
- Geschäftsentwicklung: Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex, Juni 2024