Seit Mai 2014 gibt es das Wahlpflichtfach „Maritime Medizin“ im integrierten Modellstudiengang Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Medizinstudierende sollen darüber die Möglichkeit erhalten, intensiv die praktischen arbeitsmedizinischen Herausforderungen der weltweiten Schifffahrtsbranche kennen zu lernen.
Maritime Medizin hat in Hamburg eine lange Tradition. Das Hamburger Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), eine gemeinsame Einrichtung der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), ist Deutschlands älteste zivile Forschungseinrichtung im Bereich der Schifffahrtsmedizin. Das Institut verfügt über jahrzehntelange praktische Erfahrung in der Ausbildung von Schiffsoffizieren und in der Durchführung wissenschaftlicher Projekte im Hafen und an Bord. Diese Erfahrung soll nun auch Medizinstudierenden in Hamburg zu Gute kommen.„Für uns als traditionsreiche Hamburger Institution ist die Maritime Medizin weit mehr als nur eine thematische Auseinandersetzung mit der Kreuzfahrtmedizin“, so Universitätsprofessor Dr. Volker Harth, Direktor des ZfAM. „Wir wollen den angehenden Ärztinnen und Ärzte vielmehr die vielseitigen gesundheitlichen Risiken in der Schifffahrt sowie im Hafen aufzeigen und ihnen Kenntnisse über die medizinische Versorgung an Bord vermitteln“.
Praxisnahe Expertenvorlesungen und Exkursionen
Die Studierenden sollen durch lebensnahe Expertenvorlesungen und praktische Exkursionen mit den medizinischen und arbeitsmedizinischen Herausforderungen des globalen Schiffsverkehrs vertraut gemacht werden. Das Dozententeam des ZfAM habe dazu zusätzlich vier Gastdozenten aus dem Schifffahrtmedizinischem Institut der Marine in Kiel sowie erfahrene Ärzten von Kreuzfahrtschiffen und nautische Offiziere verpflichtet, heißt es. Auf diese Art sollen die Herausforderungen im Arbeitsalltag der Besatzungen der Kreuzfahrtschiffe und anderer Schiffstypen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
Durch die seit Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit mit dem Hafenärztlichen Dienst der Freien und Hansestadt Hamburg, dem von Professor Dr. Bernhard Nocht gegründeten ältesten Hafengesundheitsamt der Welt, sollen die Studierenden unter anderem auch die Möglichkeit haben, an Begehungen von Containerschiffen und an der medizinischen Seemannssprechstunde teilzunehmen.
Wissenschaftliche Fragestellungen rund um die Gesundheit von Seeleuten und Hafenarbeitern
Das ZfAM beschäftigt sich neben der universitären Ausbildung auch mit den oft speziellen wissenschaftlichen Fragestellungen rund um die Gesundheit von Seeleuten und Hafenarbeitern. Darüber hinaus übernimmt es als weltweit einziges „WHO Collaborating Center for the Health of Seafarers“ wichtige Beratungsfunktionen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO), beispielsweise zur Trinkwasserhygiene auf Schiffen oder auch zur medizinischen Ausrüstung von Handelsschiffen. Bereits seit den 1970er-Jahren werden im Institut nautische Schiffsoffiziere für die verantwortungsvolle Zusatzaufgabe der medizinischen Versorgung an Bord von Handelsschiffen ausgebildet. Da es auf vielen Schiffen keinen Schiffsarzt gibt, übernimmt in der Regel der Schiffsoffizier diese Aufgabe.
Als arbeitsmedizinisches Institut betrachtet das ZfAM die Schifffahrtsmedizin nicht nur aus dem Blickwinkel der ärztlichen Akutversorgung, sondern auch aus einem präventiven Ansatz heraus. Für die Studierenden bedeutet dies die Möglichkeit auch einen Blick dafür zu entwickeln, wie sich beispielsweise Unfälle in diesem speziellen Arbeitsumfeld besser vermeiden lassen.
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