Im Hamburger Hafen wird seit Anfang Februar 2018 ein neues Netzkonzept, das Festnetz und Mobilfunk integriert, getestet. Dazu wurde eine Sendeanlage in über 150 Meter Höhe auf dem Hamburger Fernsehturm installiert.
Nach einem halben Jahr Vorbereitung haben die Projektpartner Hamburg Port Authority (HPA), Deutsche Telekom und Nokia nun ein Testfeld in Betrieb genommen, das sich über rund 8.000 Hektar Hafengebiet erstreckt. Ziel des auf zwei Jahre angelegten Versuchs ist es nach HPA-Informationen, 5G-Anwendungen im industriellen Umfeld zu testen.
Dazu sei ein besonders verlässliches und sicheres Telekommunikationsnetz erforderlich. Gleichzeitig müsse es eine große Anzahl unterschiedlicher Anwendungen unterstützen. Im Hamburger Hafen seien die Anwendungen vielfältig und die Anforderungen an das Netz deshalb besonders hoch. So sollen zum Beispiel Ampelanlagen im Hafengebiet über Mobilfunk gesteuert und Umweltmessdaten in Echtzeit erhoben und verarbeitet werden. Zudem sollen Virtual-Reality-Anwendungen helfen, die Infrastruktur besser zu steuern und damit sicherer zu machen.
5G – SCHLÜSSELTECHNOLOGIE IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG
„Innovationen wie das automatisierte und vernetzte Fahren, Industrie 4.0, E–Health oder intelligente Energienetze führen zu rasanter Vernetzung und enormem Datenwachstum. Zukünftig kommunizieren weltweit Milliarden Gegenstände, Sensoren oder Maschinen drahtlos miteinander. Der Zugang zum Internet der Dinge erfolgt dabei zunehmend mobil. 5G ist die Schlüsseltechnologie im Zeitalter der Vernetzung“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vom 12. Juli 2017. Bis 2020 soll 5G in Deutschland einsatzbereit sein. Der 5G-Standard soll unter anderem einen besseren Abruf von Medieninhalten, u.a. Virtual-Reality-Angeboten (Mediennutzung) möglich machen, die Grundlage für hoch automatisiertes Fahren (Mobilität) bilden sowie eine Optimierung des Zusammenspiels von Energieverteilnetzen (Device-2-Device-Kommunikation), Transportüberwachung und Wareneingangskontrolle in Echtzeit (Logistik), Steuerung von Produktionsmitteln im Sinne einer „Smart Factory“ und deren Kommunikation untereinander (Machine-to-Machine) ermöglichen. Quelle: BMVI.
Erster Test dieser Art unter industriellen Live-Bedingungen
In dem 5G-Testnetz überprüfen die Projektpartner laut HPA-Informationen nun, ob diese Anwendungen, die jeweils sehr unterschiedliche Anforderungen an den Datentransport stellen, in einem einzigen Netz zuverlässig funktionieren. Dafür werden in dem 5G-Testnetz spezielle virtuelle Netze, „Network Slices“, aufgebaut. Diese unterstützen spezifische Anwendungen im Hafen. So entstehen zum Beispiel jeweils separate, virtuelle Netze für die Steuerung der Ampelanlagen und die Übertragung der Umweltmessdaten.
„Diese neue Netz-Architektur erlaubt es mit 5G erstmals, Netzwerke dynamisch und flexibel an die Anforderungen verschiedenster Anwendungen anzupassen. Im Hamburger Hafen wird ein solches Netz mit mehreren Network Slices zum ersten Mal in Deutschland unter industriellen Live-Bedingungen getestet“, heißt es in der Mitteilung.
„5G bietet eine Sicherheit, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit, die es in mobilen Netzwerken vorher nicht gab. Der HPA eröffnet das völlig neue Anwendungsgebiete“, sagt Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority. „Wir können mit dieser Zukunftstechnologie bereits jetzt Erfahrungen sammeln und den Standard mitgestalten. Davon profitiert nicht nur der Hafen, sondern die gesamte Stadt Hamburg.“
Der 5G-Test im Hamburger Hafen ist Teil des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojektes „5G MoNArch“ (5G Mobile Network Architecture for diverse services, use cases, and applications in 5G and beyond). Während im Testfeld in Hamburg vor allem die Integration von 5G in die Verkehrs- und Infrastruktursteuerung getestet wird, stehen im zweiten Testfeld des Projektes in Turin Anwendungen aus dem Multimediabereich im Mittelpunkt.
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