Die Mehrheit der Personalabteilungen hat noch immer erhebliche Defizite bei der Umstellung auf die Digitalisierung. Das ergab eine aktuelle Studie in sieben europäischen Ländern.
Sie müssten die Vorreiter sein, wenn es um neue Personalstrategien und die systematische Ermittlung von aktuellen und künftigen Kompetenzbedarfen in ihren Unternehmen geht. Doch tatsächlich tun sich die Human-Ressources-Abteilungen (HR) immer noch schwer, sich an die Erfordernisse der digitalen Geschäftswelt anzupassen. Das ist ein Ergebnis der Studie „Benchmarking HR Digital 2019”, die von der Unternehmensberatung Promerit AG, Frankfurt am Main, durchgeführt wurde. Diese zeigt den Digitalisierungsgrad der an der Studie teilnehmenden Unternehmen aus Sicht der befragten Personalmanager.
Nutzung herkömmlicher Systeme weit verbreitet
„Die Mehrheit der Personalabteilungen hält noch an On-premise-Altsystemen fest und erschließt nur schleppend die Möglichkeiten der HR-Digitalisierung“, heißt es dazu in einer Mitteilung. Einerseits bestünde hoher Weiterbildungsbedarf, um Mitarbeiter fit für künftige Aufgaben und Rollenwechsel zu machen. Andererseits seien die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Belegschaft nicht vollständig bekannt. Personalstrategien und Kompetenzbedarfe würden nicht systematisch hergeleitet.
ON-PREMISES
Der Begriff On-premise-Altsysteme bezieht sich auf Lizenz- und Nutzungsmodelle für serverbasierte Computerprogramme. Der Kunde erwirbt eine Lizenz oder mietet die gewünschte Software und nutzt diese in seinen eigenen Räumen, in seiner IT-Infrastruktur. Betrieb und Wartung der Software liegen im eigenen Verantwortungsbereich. Im Gegensatz dazu stehen das heute zunehmende Cloud Computing und Software as a Service (SaaS). Die Grundlage von SaaS-Anwendungen: Der Kunde nutzt via Internet Computerprogramme und IT-Infrastruktur eines externen Anbieters. Diesem Dienstleister obliegt die Bereitstellung und Wartung der Software.
Die Studie wurde in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie Großbritannien, Frankreich, Italien und Portugal durchgeführt. Insgesamt nahmen laut Promerit 607 Personalmanager in leitender Funktion an der Befragung teil. Um den Status quo der digitalen Reife zu ermitteln, wurde mit den befragten Personen ein umfassendes Benchmarking durchgeführt.
Weniger Fortschritte als erwartet
„Nach unserer ersten Studie im Jahr 2016 hatten wir viele Fortschritte erwartet. Bei der Digitalisierung geht es um Geschwindigkeit, dachten wir. Es wäre doch jetzt die ideale Zeit, um neue Technologien zu nutzen und lästige Routine-Arbeiten loszuwerden. Das mag auf die Geschäftsseite der meisten Unternehmen zutreffen, aber zu unserer Überraschung nicht auf die Personalabteilung“, kommentiert Promerit-Vorstand Kai Anderson die Studienergebnisse.
Von den 125 Studienteilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befänden sich laut eigener Aussage 98 Prozent inmitten der digitalen Transformation. Nur zwei Prozent hätten erklärt, den digitalen Wandel bereits geschafft zu haben.
Unnötig viel Zeit für Administration
Noch immer fließe zu viel Zeit in administrative Arbeiten anstatt in HR-Kernleistungen und strategische Arbeit. Im Bereich der Digitalisierung der HR-Funktion seien die Möglichkeiten immer noch nicht ausgeschöpft. Laut Promerit belegte die Vielzahl der untersuchten Handlungsfelder, dass jedes Unternehmen seinen eigenen Weg der digitalen Transformation finden müsse.
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