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Privatinsolvenzen steigen im ersten Quartal 2021 sprunghaft an

Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel rechnet zum Jahresende mit einer Verdopplung der Zahlen gegenüber dem Vorjahr. Im Ranking der Bundesländer liegt Hamburg auf Rang 3. Unmittelbar pandemiebedingte Insolvenzen werden erst im zweiten Halbjahr erwartet.

Erstmals seit 2011 erwartet der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel für 2021 wieder einen Anstieg der Privatinsolvenzen.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage zeichnen sich jetzt allmählich ab – zunächst vor allem als indirekte Vorboten. So gab es nach Angaben des Informationsdienstleisters für Finanzinstitute und Unternehmen Crifbürgel im ersten Quartal dieses Jahres 31.821 private Insolvenzen. Das sind 56,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2020 lag die Anzahl an Privatinsolvenzen bei 20.328 Fällen. Das sind die zentralen Ergebnisse aus dem „Schuldenbarometer 1. Quartal 2021“ des Unternehmens.

Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen werden die Privatinsolvenzen 2021 voraussichtlich wieder steigen. „Aktuell gehen wir von bis zu 110.000 Privatinsolvenzen und damit von einer Verdopplung der Zahlen in diesem Jahr aus“, sagt Crifbürgel-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. 2020 gab es insgesamt 56.324 private Insolvenzen in Deutschland.

Aktueller Treiber: neues Gesetz auch zur rückwirkenden Restschuldbefreiung

„Der deutliche Anstieg an Insolvenzen ist derzeit vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen letztes Jahr entsprechende Anträge zurückgehalten haben. Sie wollten von einer Gesetzesreform profitieren, die Betroffenen von Privatinsolvenzen künftig – statt wie bisher nach sechs – schon nach drei Jahren eine Restschuldbefreiung ermöglicht. Da diese Reform ein großer Vorteil ist, haben viele Antragssteller auf den entsprechenden Beschluss des Bundestages gewartet“, erklärt Schlein.

Die Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens auf drei Jahre wird rückwirkend auch für alle Insolvenzverfahren gelten, die ab dem 1. Oktober 2020 beantragt wurden. Damit können auch diejenigen Schuldnerinnen und Schuldner bei einem wirtschaftlichen Neuanfang unterstützt werden, die durch die Covid-19-Pandemie in die Insolvenz geraten sind, so Crifbürgel in einer Pressemitteilung von Anfang Juni.

Auswirkungen voraussichtlich bis 2022

Die unmittelbar von der Corona-Pandemie verursachte Insolvenzwelle wird nach Einschätzung der Experten ab dem zweiten Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind laut Crifbürgel nicht nur für Beschäftigte im Niedriglohnbereich existenzbedrohend, sondern auch im mittleren Einkommensbereich deutlich spürbar, zum Beispiel durch Kurzarbeit.

Zudem werde die höhere Arbeitslosigkeit wieder zu mehr Privatinsolvenzen führen, da die betroffenen Verbraucher bei weiterhin hohen Kosten über weniger Geld verfügen. So bleibe den Menschen weniger Geld, um ihren Verpflichtungen wie Kreditzahlungen, Mieten oder Finanzierungen nachzukommen. Auf Dauer führe weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann in die Privatinsolvenz, heißt es in der Unternehmensmitteilung.

Norden mehr betroffen als der Süden – Hamburg auf Platz 3

Die nördlichen Bundesländer sind laut Analyse auch im ersten Quartal 2021 stärker von Privatinsolvenzen betroffen als der Süden Deutschlands. So führt Bremen die Statistik mit 76 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohnern an. Es folgt Hamburg mit 57 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner. Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 38 Privatpleiten je 100.000 Einwohner. Am wenigsten Privatinsolvenzen verzeichneten im ersten Quartal 2021 Bayern. Hier gab es 26 Fälle je 100.000 Einwohner. In Hessen gab 29 Fälle und in Thüringen sind es 30 Privatinsolvenzen.

In der Statistik der absoluten Privatinsolvenzzahlen stehen Nordrhein-Westfalen (8.142), Niedersachsen (4.146) und Baden-Württemberg (3.479) an der Spitze.

Anstieg in allen Bundesländern

Die Privatinsolvenzen sind in allen Bundesländern angestiegen. Allen voran Mecklenburg-Vorpommern mit einem Plus von 86,7 Prozent. Nordrhein-Westfalen verzeichnet einen Anstieg um 81,1 Prozent. Hamburg blickt auf ein Plus von 77,5 Prozent und Thüringen verzeichnet ein Plus von 75,3 Prozent. Mit plus 0,3 Prozent meldet Sachsen-Anhalt lediglich einen geringen Anstieg.

18.813 Privatinsolvenzen und damit 59,1 Prozent der Fälle wurden von Männern gemeldet. Auch im relativen Vergleich der Geschlechter sind die Männer führend. Auf 100.000 Männer entfielen 46 Privatinsolvenzen. Demgegenüber stehen 31 Privatpleiten je 100.000 weibliche Einwohner. Allerdings fiel der Anstieg bei den Frauen mit einem Plus von 61,2 Prozent stärker aus als bei den Männern mit 53,4 Prozent.

Die Privatinsolvenzen sind im ersten Quartal 2021 über alle Altersgruppen hinweg angestiegen. Die größten Zuwächse gab es vor allem in den beiden jüngsten Altersgruppen. Bei den 18- bis 20-Jährigen mussten 83 Personen und damit 93 Prozent mehr eine Privatinsolvenz anmelden. In der Gruppe der 21- bis 30-Jährigen stiegen die Fallzahlen um 84,9 Prozent auf 5.171 Insolvenzen. Hier verzeichnet die Statistik im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 2.797 private Insolvenzen.

Die komplette Studie zu den Privatinsolvenzen im ersten Quartal 2021 gibt es auf der Webseite unter www.crifbuergel.de

Bildquellen

  • privatinsolvenzen-deutschland-jahresvergleich-chart: Crif Bürgel GmbH
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