Schwieriger wird es vermutlich sein, diese sieben Toiletten zu finden. Das heißt, über eine campusübergreifende Beschilderung mit neuen Piktogrammen muss dann ebenfalls nachgedacht werden. So zieht ein Beschluss den nächsten nach sich.
Wer denkt, dass Toiletten und deren Nutzung unwichtig sind, der irrt. In Amerika hat sich die Debatte um separate Toiletten für das dritte Geschlecht oder Unisex-Klos mittlerweile zum „bathroom war“ zugespitzt.
Wer Männer und Frauen auf eine Toilette lässt, gibt also auch hierzulande ein politisches Bekenntnis ab. Denn das bedeutet, dass auf diese sieben Toiletten nicht nur die 3,3 Prozent der geborenen, umgewandelten oder gefühlten Intersexuellen gehen dürfen. In der Universität sind sie sogar ausdrücklich dazu gedacht, dass auch der moderne (Bart)vater seinen Nachwuchs auf einem dafür vorgesehenen Tisch wickeln kann. Um Vater, Mutter und diverse andere Toilettennutzer nicht zu kompromittieren, ist zudem von einem Sichtschutz um die Urinale die Rede.
Gleich und gleich gesellt sich gern
Ich finde, alle sollten auf die Toilette gehen können. Und auch bei größtem Verständnis für die Bedürfnisse von Intersexuellen plädiere ich ebenfalls knallhart für ganz viele Unisex-Toiletten in der Öffentlichkeit.
Zu Hause hat man ja – wenn in mehrfacher Ausführung vorhanden – eher die Einteilung eigene Toilette und Gästetoilette oder Erwachsenen- und Kindertoilette. Im öffentlichen Raum hätte ich Unisex-Toiletten sehr gerne im Theater, in der Oper, auf Konzerten und im Kino, also überall da, wo sich zu Stoß- und Pausenzeiten lange weibliche Warteschlangen bilden. Wertvolle Zeit, die mir für den Genuss eines Pausengetränks fehlt.
Und wenn diese Örtchen dann ohnehin für alle gedacht sind, dann könnten auch alle LGBTIQs (die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queer) diese nutzen. Das wäre doch schön. Und wenn sich dann – je nach Andrang auf die heteronormativen Toiletten – auch noch ein paar Männer einreihen, dann wären wir alle auf einmal ununterscheidbar in unserer Genderausrichtung oder unseren sexuellen Vorlieben.
Aber ist das wirklich gewollt? „Wenn sich alles gleicht, zählt der Unterschied.“ Dieses Zitat des Schweizer Wurstfabrikanten Kurt Brugger, das sich vermutlich eher auf Würste bezog, lässt sich ohne Probleme auf die immer engmaschigeren Diversity-Bemühungen unserer Gesellschaft beziehen.
Was mir in der Toilettenfrage aber fast noch wichtiger ist: wie der/die/xjenige den Ort wieder verlässt. Da soll es ja bei den Frauen angeblich auch nicht besser sein als bei den Männern. Die geschlechtsneutralen Toiletten wären auf jeden Fall soziologisches und hygienisches Neuland.
— Susan Tuchel —