Das befreiende Gefühl, mit weniger zu leben. Fumio Sasaki gibt in seinem Ratgeber „Das kann doch weg!“ 55 Tipps für einen minimalistischen Lebensstil. Denn: Ob DVD-Sammlung, die eine ganze Zimmerwand einnimmt, Anziehzimmer, das einen Kleiderschrank ersetzt, oder die Amiibo-Figurensammlung: Wir besitzen zu viel.
Fumio Sasaki nennt sie die stumme To-do-Liste: Während wir uns auf das Arbeiten am Rechner konzentrieren möchten, rufen andere Aufgaben nach uns. Auf dem Schreibtisch warten Bücher darauf gelesen zu werden, für den baldigen Urlaub in Schweden wollten wir noch kurz ein paar Brocken Schwedisch lernen. Die eingestaubte Gitarre symbolisiert unser zukünftiges Ich als Lagerfeuer-Musiker. Die ungetragenen Kleider bleiben im Schrank, denn bald wollen wir die drei notwendigen Kleidergrößen verlieren, um sie tragen zu können. Oft genug kommt uns das Leben dazwischen und die Dinge bleiben liegen, Bücher ungelesen. Aber sie bleiben, denn wir identifizieren uns über sie.
Der Japaner hat dieses Leben satt. Er lebt in seiner Wohnhöhle, trinkt abends einsam zu viel Alkohol, legt Bauchspecke an und identifiziert sich über seine Bücherregale. „Die Bücher stellten einen verzweifelten Versuch dar, anderen zu zeigen, was für ein kluger Kerl ich bin“, so Fumio Sasaki, „das Gleiche galt für meine Berge an CDs und DVDs, für meine antiken Stücke, die kunstvollen Fotografien an den Wänden, mein Geschirr und meine Kamerasammlung“. Rechner und Smartphone ersetzen viele Geräte im Haushalt.
Was wir zum Leben brauchen
Er entdeckt die Idee des minimalistischen Lebens und geht radikal vor. Er gibt alles weg: alle Bücher, DVDs, seine Fotokamerasammlung, Tisch, Stuhl und sein Bett. Weniger zu putzen, kein Verlust bei in Japan häufigen Erdbeben und weniger Ausgaben für Konsum und Prunk: Minimalismus hat für den Japaner viele Vorteile.
„Der Minimalismus gab mir die Chance, darüber nachzudenken, was Glück wirklich bedeutet“, so Fumio Sasaki, „ich trennte mich von zahllosen Dingen, von denen ich viele jahrelang besessen hatte. Und trotzdem lebe ich jetzt glücklicher“. Heute besitzt er wenig mehr als seine Matratze, wenig Essgeschirr und eine auf wenige Stücke begrenzte Kleiderauswahl, die er wie früher Steve Jobs miteinander kombinieren kann. Auch persönliche Erinnerungsstücke gibt er weg. Zuvor fotografiert er sie und speichert sie auf dem Rechner ab. Allein die Erinnerung zählt, nicht der Platz im Regal.
In seinem Minimalismus-Ratgeber „Das kann doch weg!“ beschreibt er, wie er mit immer weniger Besitz zu einem reicheren Menschen wurde. Er identifiziert sich nicht mehr über seinen Besitz und ist mehr Mensch als je zuvor. „Heute besitze ich nichts mehr von dem, was ich früher für einen Teil meiner selbst hielt“, so der Asket, „heute bin ich einfach Mensch und weiß, dass ein Gegenstand unmöglich ein Teil meiner Persönlichkeit sein kann“.
Fumio Sasaki gibt in seinem Ratgeber 55 Tipps zum minimalistischen Leben und erklärt, welche zwölf Veränderungen zu einem maximalen Glück führen. Außerdem stellt er andere Blogger und Vorreiter des Trends zum minimalistischen Leben vor.
Christiane K. / www.roter-reiter.de
Bildquellen
- das_kann_doch_weg: Integral Verlag