Kurz vor Beginn der Welthafenkonferenz IAPH hat in Hamburg eine Weltpremiere stattgefunden: Am 30. Mai 2015 wurde in der Hafencity erstmals ein Kreuzfahrtschiff mit umweltfreundlichem Strom aus einem schwimmenden Flüssiggas-Kraftwerk beliefert.
Hamburgs Senator für Umwelt und Energie Jens Kerstan und Wirtschaftssenator Frank Horch weihten am Kreuzfahrtterminal die Kraftwerksschute „Hummel“ ein, die von der Firma Becker Marines Systems in einem gemeinsam Projekt mit Aida Cruises entwickelt wurde. Der emissionsarme Strom von dieser LNG-Hybrid-Barge wurde per Kabel auf das Kreuzfahrtschiff „Aida Sol“ geleitet.
Neben Hafenstrom aus dem Landnetz bietet die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG = Liquified Natural Gas) die Möglichkeit, Schiffe während der Liegezeit mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen. Die Stromversorgung von Schiffen durch ein mobiles Kraftwerk ist ein Baustein, um den Hafen nachhaltig und umweltfreundlich aufzustellen. Das trägt zur langfristigen Sicherung und Akzeptanz des Hafens inmitten einer Millionen-Metropole bei. Darüber hinaus verbessert sich die Luftqualität im Hafen.
Kerstan sagte, dies sei wichtiger Schritt hin zu einem noch umweltfreundlicheren Hafen – und vor der Welthafenkonferenz ein gutes Signal aus der Gastgeberstadt. Horch ergänzte, es müsse darum gehen, Lösungen und Wege aufzuzeigen, die die Interessen des Hafens wahren und zugleich die Symbiose von Hafen, Stadt und Umwelt nachhaltig berücksichtigen.
„Mit diesem Pilotprojekt setzen Becker Marine Systems und Aida Cruises gemeinsam ein Zeichen für den Umwelt- und Klimaschutz, nicht nur für die Hansestadt Hamburg, sondern für die gesamte maritime Industrie“, so Michael Ungerer, President Aida Cruises. Und Dirk Lehmann, Managing Director Becker Marine Systems, bestätigte, dass der Hamburger Hafen mit dieser gelungenen Premiere eine globale Vorbildfunktion einnehme.
Schwimmendes Gaskraftwerk
Die LNG-Hybrid-Barge funktioniert wie ein schwimmendes Gaskraftwerk. In der Gasaufbereitungsanlage wird das kalte (minus 163 Grad Celsius), flüssige Gas erhitzt und dann zu den Generatoren weitergeleitet, die den Strom für den Schiffsbetrieb während der Liegezeit erzeugen. Insgesamt fünf Gasmotoren stellen auf der Barge eine Leistung von 7,5 Megawatt bereit. Durch den Einsatz von Flüssigerdgas zur Energieversorgung von Schiffen wird der Emissions- und Partikelausstoß erheblich reduziert. Im Vergleich zur Nutzung von herkömmlichem Marinediesel mit 0,1 Prozent Schwefelanteil werden keine Schwefeloxide und keine Rußpartikel emittiert. Die Emission von Stickoxiden verringert sich um bis zu 80 Prozent, der Ausstoß von Kohlendioxid um 30 Prozent.
Für das gemeinsam mit Aida Cruises entwickelte Projekt wurde die Firma Becker Marine Systems vor wenigen Tagen mit dem GreenTec Award 2015 in der Kategorie „Reise“ vom DRV (Deutscher Reiseverband) ausgezeichnet.
Im Frühjahr 2016 soll mit der „Aida Prima“ das erste Schiff der neuen Aida-Generation erstmals in seinem zukünftigen Heimathafen Hamburg festmachen. Die „Aida Prima“ sei das erste Kreuzfahrtschiff, das sowohl über einen Landstromanschluss, ein umfassendes System zur Abgasnachbehandlung sowie einen Dual-Fuel-Motor verfüge. Dieser könne, je nach Verfügbarkeit, auch mit LNG betrieben werden, so die Reederei.
Bildquellen
- aidasol_2: AIDA Cruises
