Connect with us

Hi, what are you looking for?

Aktuell

Gelassenheit ist Trumpf

Ruhig Blut zu bewahren ist nicht nur geschäftlich von Vorteil. Denn Wutausbrüche sind ein bekannter Trigger für Herzinfarkt und Schlaganfall. Wie Sie als Business-Diplomat dafür sorgen können, dass der berühmte Tropfen das Fass nicht zum Überlaufen bringt.

victor zastol'skiy / fotolia

Ruhig Blut zu bewahren ist nicht nur geschäftlich von Vorteil. Denn Wutausbrüche sind ein bekannter Trigger für Herzinfarkt und Schlaganfall. Wie Sie als Business-Diplomat dafür sorgen können, dass der berühmte Tropfen das Fass nicht zum Überlaufen bringt.

In den ersten beiden Stunden nach einem Wutausbruch erhöht sich das Risiko auf einen Herzinfarkt oder andere akute koronare Syndrome um den Faktor 4 und das Schlaganfallrisiko um mehr als den Faktor 3. Ausgewachsene Choleriker mit durchschnittlich fünf Wutausbrüchen am Tag leben in der Tat gefährlich.

Elizabeth Mostofsky von der Harvard School of Public Health in Boston errechnete auf der Grundlage verschiedener Studien, dass es dadurch zu 158 bis 657 zusätzlichen kardiovaskulären Ereignissen auf 10.000 Personenjahre kommt. „Das bedeutet, dass etwa jeder 15. Choleriker Gefahr läuft, durch einen seiner 1.825 jährlichen Wutausbrüche in eine lebensgefährliche Situation zu geraten.“ (Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57833)

Vor Überraschungen nicht gefeit…

„Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewußtseins“, notierte die österreichische Schriftstellerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830-1916) in ihren Aphorismen. Gelassenheit sollte man gerade bei Verhandlungen mit anderen Nationalitäten an den Tag legen. Bei Verhandlungen mit Russen, so erzählte ein Manager aus der Stahlbranche, waren die deutschen Gesprächspartner zu Anfang völlig überrascht, als die russischen Verhandlungspartner mit einem Mal aufsprangen und den Kommunismus lobten und den Kapitalismus beschimpften.

Ohne eine gehörige Portion Gelassenheit wird man weder in Russland noch im Nahen Osten oder in China zu einem guten Geschäftsabschluss kommen. Wie weit man allerdings mit seinem Verständnis für die Lage des Gesprächspartners gehen kann und soll, um eine zweckdienliche Beziehung einzugehen, das wird von der eigenen Haltung, der Sinnhaftigkeit, der Nachhaltigkeit und auch von Moral und Ethik bestimmt. Diplomatisch verhandeln heißt nicht, sich mit Haut und Haar zu verkaufen.

Die Waffe der Diplomatie ist das gesprochene Wort

Es gilt das gesprochene Wort – wie immer Sie es gemeint haben. Betrachten wir einmal folgenden kurzen Satz: „Du bist ein Gauner.“ Was kann er nicht alles bedeuten? Er mag Ausdruck von Enttäuschung sein, er kann Genugtuung ausdrücken, eine harmlose Frotzelei sein, er kann ein Schulterklopfen bedeuten, aber auch Neid. Mit Ihrer Mimik, Gestik und Ihrem Tonfall tun Sie auf der Beziehungsebene eine Menge dafür, dass beim Empfänger der Nachricht die Botschaft „richtig“ ankommt.

Für den diplomatischen Umgang sind sowohl die Sach- als auch die Beziehungsebene von großer Bedeutung. Und nicht selten entscheidet die indirekte Mitteilung, die sich aus der Beziehung zueinander ergibt, über den Erfolg einer Mission, über die Unterschrift am Ende des Verhandlungstages.

Sollten Sie selber in einem Gespräch attackiert werden, schlagen Sie den verbalen Ball nicht mit aller Wucht zurück, sondern kontern Sie nach- und umsichtig. Ihr Gesprächspartner möchte keine reine Antwort auf der Sachebene, er möchte immer auch eine persönliche, eine auf die Beziehung bezogene Antwort.

Meine Gelassenheitstipps für den Ernstfall:

  • Nehmen Sie eine Beschimpfung oder leichte Kränkung einfach nicht an. Lassen Sie sie ins Leere laufen, indem Sie erst einmal ein paar Sekunden schweigen, aber nicht so lange, dass es peinlich wird. Bleiben Sie aber auf keinen Fall sprachlos.
  • Kontern Sie bei Wiederholungen sanft und einfühlsam.
  • Wechseln Sie das Thema.
  • Stellen Sie eine sachliche Frage zum Thema.

Ihr diplomatisches Ziel sollte sein, eine andauernde Gegnerschaft zu vermeiden. Besser ist es, einen Verbündeten auf Zeit zu gewinnen. „Der beste Aussichtsturm des Lebens ist die Gelassenheit“, hat der österreichische Lehrer und Schriftsteller Ernst Ferstl einmal gesagt. Gönnen Sie sich diesen Weitblick auch im Geschäftsalltag.

 

Wulf-Hinnerk Vauk

Anzeige

Kolumne Kann passieren

KOLUMNE KANN PASSIEREN

Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Beiträge, die von Andreas Ballnus erschienen sind.

Lesen Sie auch die  Buchbesprechung zur Antologie „Tierisch abgereimt“.

Anzeige

Weitere Beiträge

Job & Karriere

Zum Jahresbeginn boomt das Coaching-Geschäft. Ziele und Visionen werden definiert, Strukturen festgelegt und der Rucksack mit neuen Vorsätzen gefüllt. Das Packen erfolgt, nein, nicht...

Buchtipp

Wie mit der „Kraft des Dialogs“ ein zufriedenes Ich und ein erfülltes Miteinander möglich wird, zeigt Dr. Mirriam Prieß, Ärztin, Coach und Autorin in...

Buchtipp

Entweder man hasst es oder man liebt es: Verhandeln. Dem einen schwitzen die Hände, wenn er nur daran denkt, gleich Ergebnisse, mehr Geld oder...

Aktuell

Was tun in schwierigen Kommunikationssituationen? Ruhig und souverän bleiben, meint Dr. Gudrun Fey, Expertin für wertschätzende Rhetorik, und führt dies in ihrem Ratgeber „Gelassenheit...

Aktuell

Ein Mangel an Kommunikation herrscht heute nicht. Die moderne Arbeitswelt wird von Meetings, Präsentationen und Videokonferenzen dominiert. Und per Messenger und E-Mail sind die...

Aktuell

Wenn in Politik und Wirtschaft bis spät in die Nacht verhandelt wird, dann liegt das häufig weniger daran, dass die Meinungen zur Sachfrage weit...

Bizz-News

Sascha Zöller sprach im Rahmen der Interviewreihe "Erfolgsfaktor - DIGITAL" mit "Deutschlands Stressexperte Nr. 1 (SAT1)" Christian Bremer über den Einfluß der Digitalisierung in...

Aktuell

Viele Inhaber müssen ihr Unternehmen weit unter Wert verkaufen. Doch aus welchem Grund scheitern so viele Unternehmer jenseits der Sechzig und wie kann die...

Anzeige