Hamburg hat sich als eines der beliebtesten Städtereisezielen in Europa etabliert: 1989 zählte die Stadt 3,8 Millionen Übernachtungen, vor zehn Jahren waren es 5,4 Millionen. In diesem Jahr sollen die Übernachtungszahlen die 12-Millionen-Grenze erreichen. Wegbereiter dafür ist seit einem Vierteljahrhundert die Hamburg Tourismus GmbH. Anlässlich dieses Jubiläums hatte der Hamburger Senat am 12. Dezember 2014 Vertreter der Tourismusbranche zum Empfang eingeladen.
Der Hamburger Senat würdigte die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) als eines der innovativsten Unternehmen der Branche. Mit ihren vielfach preisgekrönten Produkten und Marketingkampagnen gelte die HHT als Vorreiter von Schleswig-Holstein bis Bayern. Eines der erfolgreichsten Produkt ist die Hamburg-Card und zur nationalen wie internationalen Bewerbung der Stadt hat die HHT kürzlich die aktuelle Kulturmarketing-Kampagne „Hamburg ist Kulturstadt“ vorgestellt, in deren Rahmen erstmals das vielfältige Kulturangebot der Hansestadt im Vordergrund steht.
Der Tourismus habe für die deutsche Volkswirtschaft eine große Bedeutung. Darüber hinaus werde der Wirtschaftsfaktor Tourismus weltweit zunehmend eine Rolle dabei spielen, die Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) während des Senatsempfangs. Im Jahr 2012 hätten sich weltweit erstmals mehr als eine Milliarde Menschen auf touristische Reisen ins Ausland begeben. Damit habe sich die Zahl der Auslandsreisenden seit 1950 um das 40-Fache erhöht. Bis zum Jahr 2030 dürfte die Anzahl der Touristenankünfte weltweit sogar auf 1,8 Milliarden ansteigen, schätze die Welttourismusorganisation (UNWTO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen.
Tourismus in Hamburg, Deutschland und weltweit ist eine Erfolgsgeschichte
In Hamburg gehört die Tourismusbranche heute mit 110 Millionen Tages- und Übernachtungsgästen, 6 Milliarden Euro Umsatz und etwa 100.000 Beschäftigten zu den bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt. Laut HHT fördert der Tourismus zudem die Internationalität Hamburgs und die für Unternehmensansiedlungen immer wichtiger werdenden weichen Standortfaktoren; viele kulturelle Angebote oder die vielfältigen Dienstleistungs- und Serviceangebote wären ohne die Gästefrequenz nicht möglich. Frank Horch bezeichnete den Tourismus als „wesentlichen Motor der Modernität“. Dabei legt der Tourismus in der Hansestadt seit Jahren ein im Vergleich zu anderen Regionen überproportionales Wachstum hin. Eine solche dynamische Entwicklung mag niemand erwartet haben, als vor 25 Jahren zwei für das Tourismusmarketing in der Stadt verantwortliche Einrichtungen fusionierten: die von der Tourismusbranche getragene Fremdenverkehrszentrale Hamburg e.V. und die städtische Hamburg Information GmbH.
DIE HHT
Die Hamburg Tourismus GmbH wurde 1989, damals noch Tourismus-Zentrale Hamburg, gegründet. Gesellschafter der HHT sind die Hamburg Marketing GmbH (51 Prozent), der Tourismusverband Hamburg e. V. (29 Prozent), der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Hamburg e. V. (10 Prozent) und die Handelskammer Hamburg (10 Prozent). Die HHT ist als „Destination Management Organisation“ für die touristische Vermarktung der Reisedestination Hamburg im In- und Ausland verantwortlich. Mit einer markt- und zielgruppenspezifischen Ausrichtung bildet die HHT die Schnittstelle zwischen der Hamburger Tourismuswirtschaft und der Reiseindustrie sowie internationalen Marketinginitiativen – etwa Deutsche Zentrale für Tourismus e.V., Magics Cities e.V. und Deutsches Küstenland e.V. (Quelle: HHT).
Mit Gründung der HHT, die die Interessen der Stadt und der Tourismusbranche vertrete, sei eine neue Ära im Hamburg-Tourismus eingeläutet worden, sagte Horch, und die HHT habe eine steile Karriere hingelegt: „1989 wurden 3,8 Millionen Übernachtungen gezählt, vor 10 Jahren waren es schon 5,4 Millionen, in diesem Jahr werden wir aller Voraussicht nach bei fast 12 Millionen landen.“ Die wichtigsten Ziele seien nun, Hamburg noch internationaler aufzustellen und bekannter zu machen. Horch bekräftigte: „Nur wer den Gästen das Gefühl gibt, wirklich willkommen zu sein und die Chance eröffnet, an Vitalität und Vielfalt der besuchten Stadt teilzuhaben, kann nachhaltig Erfolg haben. Und das kann nur gelingen, wenn die Hamburgerinnen und Hamburger weiterhin ihre Gäste als Bereicherung und nicht als Belastung empfinden. Die Qualitäten, die eine Metropole touristisch reizvoll machen, sind mehr und mehr auch die Qualitäten, die sie für Fachkräfte, für Unternehmen, und nicht zuletzt für die Bewohnerinnen und Bewohner attraktiv gestalten. Und wir haben noch viel vor beim Ausbau dieser – nicht nur – touristischen Qualitäten: Das betrifft die Internationalität unserer Stadt, ihr Kulturangebot, ihre Angebote für gehandicapte Besucherinnen und Besucher und vieles mehr, von dem die Hamburgerinnen und Hamburger ebenso profitieren werden, wie ihre Gäste.“
Lob für die HHT kam während des Senatsempfangs auch von Petra Hedorfer, der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V.: Deutschland sei nach Spanien das beliebteste Reiseland in Europa. Mit und durch Hamburg gebe es in Deutschland einen erfolgreichen Tourismus mit einem facettenreichen Bild. Die HHT leiste mit innovativen Marketingansätzen und großem Engagement auch in überregionalen Marketinginitiativen einen starken Beitrag dafür, dass insbesondere der Städte- und Eventtourismus nach Deutschland boomt. Der Standort Hamburg vereine touristische Kompetenz, marktgerechte Interessenvertretung und erfolgreiche Akteure.
Gute Kooperation zwischen Leistungsträgern, Verbänden und der Stadt
Eine Erfolgsgeschichte mit vielen Beteiligten: Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der HHT seit der ersten Stunde, betonte, dass die erfolgreiche Entwicklung des Tourismus von der gesamten Branche mit großem Engagement getragen werde. Ein starkes Netz aus Branchenvertretungen, Leistungsträgern und Partnern aus Politik und Verwaltung arbeite täglich daran, die Lebensqualität und Wertschöpfung in Hamburg zu erhöhen und Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt für Hamburg zu begeistern. Auch erinnerte er an eine „deutliche Weichenstellung“ für den Tourismus durch eines der größten städtebaulichen Projekte in Europa: „Aus dem Selbstverständnis und dem Bewusstsein, dass Hamburg nicht der Nabel der Welt ist und die Welt nicht auf uns wartet, ist ein Projekt entstanden, das wie kein zweites für den Aufbruch in dieser Stadt steht – nämlich die HafenCity. Nur wenige Städte hätten die Chance, gewachsene urbane Strukturen so einschneidend zu modernisieren. Hamburg habe diesen Weckruf gebraucht, weil sich die Stadt in einer neuen Qualität des internationalen Wettbewerbs befinde. Allein Deutschland habe elf attraktive Metropolen, die Wachstumstreiber des Incoming-Geschäfts seien. Diese Magic Cities sind Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover, Hamburg, Köln, Leipzig, Nürnberg, München und Stuttgart. Der Tourismuschef mahnte in diesem Zusammenhang aber auch, dass es wichtig sei, größer zu denken. Das Hinterland und die Zusammenarbeit mit Städten wie Kopenhagen, St. Petersburg oder Amsterdam böten Chancen, die noch nicht ausreichend genutzt würden und die die internationale Sichtbarkeit Hamburgs erhöhen könnten.
Verdoppelung der Übernachtungen von ausländischen Gästen in Hamburg
Mit 2,6 Millionen Übernachtungen aus dem Ausland zählt Hamburg zu den Top-Metropolen in Europa. Allerdings verzeichnen andere Metropolen höhere Anteile ausländischer Touristen und höhere Ausgaben pro Gast als Hamburg. Die HHT peilt an, in Hamburg die Übernachtungen aus dem Ausland bis 2020 zu verdoppeln. Als Grundlage für dieses Wachstum haben HHT und Handelskammer Hamburg eine Studie über die Internationalität der Service- und Infrastrukturqualität in Hamburg erstellen lassen. Für diese Studie wurden mehr als 15.000 Einzelergebnisse aus quantitativen und qualitativen Befragungen ausländischer Gäste ausgewertet, speziell auch aus den Wachstumsmärkten China, Russland und Vereinigte Arabische Emirate, und zu sechs Handlungsfeldern und 21 Maßnahmen zusammengefasst. „Wir wollen Hamburg optimal auf die Bedürfnisse von ausländischen Gästen ausrichten. Nur wenn uns dies gelingt, werden wir das Wachstum fortschreiben können. Wenn wir die bestehenden Projekte der HHT und die aus der Studie abgeleiteten Maßnahmen gemeinsam mit den Akteuren umsetzen, dann können wir die Übernachtungen aus dem Ausland bis 2020 verdoppeln“, sagte von Albedyll bereits im Oktober 2014 anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse.
Hamburg ist multikulturell, gemütlich und grün
Gemäß der Studie sehen ausländische Gäste Hamburg als eine multikulturelle, internationale Metropole, die gleichzeitig gemütlich, grün und gastfreundlich wirkt. Einzelne touristische Attraktionen haben sie dabei nicht im Blick. Im Kern bestätigen die Studien-Ergebnisse die gute Arbeit der Akteure in Hamburg, zeigen aber gleichzeitig deutliche Handlungsfelder. So gibt es in der privaten und öffentlichen Infrastruktur deutlichen Nachhol- und Verbesserungsbedarf, um nicht-deutschsprachige Gäste – auch mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen – aus der ganzen Welt auf internationalem Niveau angemessen zu betreuen.
Neben den zahlreichen bestehenden Initiativen zur Internationalisierung will die HHT nun weitere Maßnahmen umsetzen. Als unerlässlich bewerten HHT und Handelskammer dabei die Einbindung der Leistungsträger, des Einzelhandels und der Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Einen ersten Erfahrungsaustausch mit Beteiligten hat es im Rahmen des Tourismustages 2014 und einer nachfolgenden Veranstaltungen in der Handelskammer bereits gegeben. Zudem plant die HHT nach eigenen Angaben in Kooperation mit der Hamburger Tourismuswirtschaft und der Reiseindustrie in den kommenden drei Jahren mehrere Millionen Euro in die internationale Positionierung und die Kundenkommunikation zu investieren. Dazu zählt die erfolgreiche Akquise des „Social Travel Summit“, zu dem 160 internationale Blogger und Reiseexperten im April 2015 in Hamburg erwartet werden. Ebenfalls 2015 soll ein neues EU-Projekt mit Kopenhagen zur Vorbereitung der Fehmarnbeltquerung starten. In den Arabischen Golfstaaten und Russland bestehen der HHT zufolge große Potenziale, Hamburg als attraktives Reiseziel im Gesundheitstourismus zu positionieren. In diesem Feld engagiert sich die HHT mit Mitteln aus der Kultur- und Tourismustaxe. In den für internationale Gäste so wichtigen Bereich Internet und Social Media wurden mit dem neuen digitalen Reiseführer, dem Relaunch von www.hamburg-travel.com und der Veranstaltungsdatenbank hochwertige Informationsmedien in englischer Sprache entwickelt.
Tanja Königshagen
Bildquellen
- hafencity: Favorit-Media-Relations GmbH
