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Wir sind die Veränderung

Alle fahren mit dem Auto, warum soll ich mich auf dem Rad abmühen? Wenn doch alle ihre Wurst kaufen, warum soll ich mich um vegane Alternativen kümmern und immer als „der Öko“ abgestempelt werden? Und meine Nachbarn schauen mich schief an, wenn ich die Bäume am Straßenrand gieße. Warum der Versuch, nachhaltiger und bewusst zu leben? In ihrem Buch „Mehr sein, weniger brauchen“ zeigen die Wissenschaftler Jessica Böhme und Thomas Bruhn, warum das Sinn und auch einen Unterschied macht.

Bei neuen Problemen helfen keine alten Lösungen

Wir stehen vor heillos vielen Aufgaben: Der Klimawandel ist voll im Gange und beschert uns immer mehr Dürresommer, die Artenvielfalt und der Lebensraum von Tieren sind bedroht. Rechtsradikale Gesinnungen werden wieder salonfähig, Menschen reagieren auf die Folgen der Digitalisierung und Globalisierung mit Angst. Hinzu kommt eine weltweite Pandemie, die vielen Menschen die Existenzgrundlage nimmt.

Es steht gerade viel auf dem Spiel und es gilt heute mehr denn je Albert Einsteins Ausspruch: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Wir standen als Menschheit noch nie vor exakt diesen Problemen, wie wir sie jetzt und in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen haben. Deshalb können wir uns auch nicht auf politische Mittel und Denkweisen unserer Vorfahren berufen.

Wir sind mehr als ein kleines Rädchen im Getriebe

„Während unsere Großeltern noch annahmen, in einer komplizierten Welt – ähnlich einer Maschine mit tausenden Rädchen und Hebeln – zu leben, nehmen wir heute an, in einer komplexen Welt – ähnlich einem lebendigen Organismus mit dynamisch miteinander verbundenen Zellen – zu leben“, erklären Thomas Bruhn und Jessica Böhme. In ihrem Buch „Mehr sein, weniger brauchen“ gehen die Doktorandin und der Physiker in einer sehr unterhaltsamen und insgesamt positiven Weise unserem Bild von der Welt nach – und hinterfragen, wie sie wirklich ist.

Lange Zeit sprachen und dachten wir nämlich, unsere Welt und auch wir selbst funktionierten nach mechanistischen Prinzipien. Wer so denkt, der sieht nur sein eigenes Handeln und die direkte Folge: Drücke ich auf die Hupe, höre ich ein Geräusch. Wenn ich auf mein Auto verzichte, dann …? Ja, was dann? – lautet hier oft die Frage. Verhindere ich mit meinem Verzicht den Klimawandel? Nein.

Wer so die Welt betrachtet, der geht davon aus, dass wir gar nichts bewirken, wenn wir auf Kuhmilch verzichten, mit dem Rad zur Arbeit fahren und der Flüchtlingsfamilie von nebenan einmal die Woche Nachhilfe in Deutsch geben. Wir sind ja nur ganz kleine Rädchen im großen Getriebe, was sollen wir schon ausrichten? Genau diese gedankliche Barriere möchten die beiden Wissenschaftler aufbrechen.

Wir sind das System 

Das erste große Verdienst: Jessica Böhme und Thomas Bruhn schaffen es, systemtheoretische Ideen in einfache Worte zu verpacken. Unsere Handlungen machen nämlich doch einen Unterschied. Wir stehen ständig in Beziehung zu unserer Umwelt, unsere Handlungen haben einen Einfluss auf andere Menschen und unsere Umgebung. Wenn ich entscheide, keinen Fisch mehr zu essen, um so etwas gegen die Überfischung der Meere zu tun, dann wirkt es erst einmal nicht so, als wenn sich etwas ändern würde. Und klar: Nur weil ich keinen Fisch mehr esse, stoppe ich nicht die Überfischung.

Aber ich bewege doch etwas. Vielleicht fällt meiner Freundin auf, dass ich nicht mehr die Thunfisch-Pizza bestelle, und sie fragt, warum das so ist. Ich erkläre es ihr und sie beginnt auch, sich mit der Überfischung der Meere zu beschäftigen. Sie erzählt ihrem Mann davon, der Lehrer ist, und er ist so interessiert an dem Thema, dass er mit seiner Klasse einen Projekttag dazu plant. Die Schülerinnen und Schüler hören das erste Mal davon und achten beim Essen nun etwas bewusster auf den Fisch … So kann es gehen.

Wie wir andere Menschen beeinflussen, ist für uns gar nicht immer sofort erkennbar und wir können es auch gar nicht steuern. Wichtig ist nur, dass wir, unser Handeln und unsere Vision einer nachhaltigen Welt einen Unterschied machen. Denn wir sind Teil des Systems, das den Ausgangspunkt für unser gesellschaftliches Handeln und das Abbild unserer Wirklichkeit bildet. Wir können gar nicht nicht Einfluss nehmen.

Jessica Böhme und Thomas Bruhn machen Mut und regen dazu an, sofort ins Machen zu kommen und für unsere Überzeugungen einzustehen: „Wenn wir uns als relationales Selbst zukunftsfähig entwickeln wollen, dann geht das nur, wenn wir unsere Kräfte auf das richten, womit wir so gut in Beziehung stehen, dass wir Wirksamkeit entfalten können.“ Und auf der heimischen Couch und bei der Thunfisch-Pizza fangen wir an.

Das Buch: Jessica Böhme/ Thomas Bruhn, „Mehr sein, weniger brauchen. Was Nachhaltigkeit mit unseren Beziehungen zu tun hat“, Beltz Verlag, 2020, ISBN 978-3-407-86638-7

 

— Christiane Kürschner —

Bildquellen

  • mehr sein weniger brauchen: Beltz Verlag
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