Insgesamt kam die Wirtschaft gut durch die Krise
Die düsteren Szenarien für die Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie und der Lockdowns haben sich allgemein nicht bewahrheitet. So ist die Zahl der Neugründungen auch 2021 noch einmal um 3 Prozent gestiegen, während die Zahl der Insolvenzen abnahm. Allerdings ist noch nicht klar, wie sich die Situation entwickelt, wenn sämtliche Hilfsprogramme auslaufen. Dennoch zeigt sich insgesamt eine positive Entwicklung, die 2020 wohl noch keiner so vorausgesehen hätte.
Und obwohl der Einzelhandel aus diversen Gründen stark unter Druck geraten ist, zeichnen sich auch hier Hoffnungsschimmer ab. Denn eines ist klar: Es ist nicht nur der viel geschmähte Onlinehandel, der den Einzelhändlern zu schaffen macht. So bestätigte eine Studie des Soziologischen Forschungsinstitutes Göttingen (SOFI), dass der Onlinehandel auch heute noch lediglich 12,6 Prozent des gesamten Einzelhandels ausmacht. Mit anderen Worten: Fast neun von zehn Einkäufen erfolgen nach wie über den stationären Einzelhandel.
Corona verstärkt den Wunsch nach Gemeinschaft
Der erzwungene lange Verzicht auf Shoppingbummel zunächst aufgrund der vollständigen Lockdowns und später aufgrund der vielen Restriktionen hat dazu geführt, dass Menschen die Vorzüge des stationären Handels wieder zu schätzen lernen. Dazu gehört einerseits das empfundene Gemeinschaftsgefühl in belebten Innenstädten, zu dem nicht nur die Geschäfte selbst, sondern auch Gastronomiebetriebe beitragen, und die persönliche Beratung. Selbst junge Geschäftszweige wie die Vaping-Branche, die vor allem bei internetaffinen Menschen beliebt sind, bemerken das gesteigerte Bedürfnis nach Beratung in stationären Läden. Erfahrene Dampfer mögen online eine riesige Auswahl an E-Zigaretten finden, doch der Umsteiger benötigt zuerst einmal eine Beratung zu verschiedenen Modellen und dem Umgang mit ihnen.
In den Bereichen Kleidung und Schuhe wiederum dominiert bei vielen Menschen das Bedürfnis, Dinge vor dem Kauf zu fühlen, mit eigenen Augen zu betrachten und natürlich anzuprobieren. Erfreulich für den Einzelhandel dürften Statistiken sein, wonach vor allem bei jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren der Einkauf im Handel weit vor dem Onlineshopping liegt (20 % zu 44 %). Die einzige Gruppe, die lieber online kauft, ist die der 35- bis 44-Jährigen (36 % zu 31 %), was vermutlich eher dem Zeitmangel geschuldet ist.
Der Einzelhandel muss sich wandeln
Hier liegen auch die größten Risiken für die Entwicklung nach Corona: Starre Ladenschlusszeiten am Sonntag sind nicht mehr zeitgemäß, wenn die große und solvente Gruppe der Berufstätigen zurück gelockt werden soll. Daneben gibt es immer noch Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Einzelhandels, die bessere Hybridlösungen ermöglicht. So könnten interessierte Käufer zunächst online nachsehen, ob der Einzelhändler vor Ort den gewünschten Artikel führt, ihn reservieren und später im Laden abholen. Dabei bietet sich für den Händler die Gelegenheit, weitere Produkte zu verkaufen und das Verhältnis mit dem Kunden zu stärken. Eine Chance, bei der US-amerikanische Onlineriesen einfach nicht mithalten können.
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