Die Arbeit aus dem Homeoffice hat als Folge der Coronakrise rasant zugenommen. Während Führungskräfte und ihre Teams im deutschsprachigen Raum vor dem Lockdown durchschnittlich weniger als einen Tag pro Woche im Homeoffice gearbeitet haben (0,7 bzw. 0,8 Tage pro Woche), waren es im Lockdown aufgrund der Ausgangsbeschränkungen 3,7 bzw. 4,2 Tage pro Woche. Für die Zeit nach der Coronakrise erwarten 89 Prozent der Managerinnen und Manager eine weiter zunehmende Akzeptanz von Homeoffice-Regelungen. So gehen sie davon aus, dass ihre Teams und auch sie selbst etwa doppelt so häufig – also durchschnittlich 1,5 Tage – aus dem Homeoffice arbeiten werden wie vor der Krise.
Positive Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice überwiegen
„Die Krise hat den Unternehmen die große Chance gegeben, eine Vertrauenskultur aufzubauen“, kommentiert Daniel Nerlich, Managing Partner von Odgers Berndtson Deutschland die Ergebnisse. „Unsere Studie zeigt zwar, dass einige Manager immer noch Vorbehalte bezüglich der Produktivität und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter im Homeoffice haben, dennoch überwiegen die guten Erfahrungen mit dieser Arbeitsform“, so Nerlich. 65 Prozent der teilnehmenden Führungskräfte geben beispielsweise an, dass ihr Team flexibel auf die Herausforderungen des Lockdowns reagiert hat, 58 Prozent bzw. 56 Prozent bestätigen, dass ihre Mitarbeiter die virtuellen Medien problemlos eingesetzt bzw. eine hohe Eigenverantwortlichkeit gezeigt haben. Auch die Führungskräfte selbst haben positive Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice gemacht: Über 90 Prozent der Führungskräfte können sich nach eigenen Angaben gut zu Hause motivieren, fühlen sich zufrieden und ausgeglichen (76 Prozent) und sehen sich sogar effizienter im Homeoffice als im Büro (50 Prozent).
Frauen arrangieren sich besser – jüngere Manager tun sich schwer
Vor allem Frauen kommt die Arbeit im Homeoffice entgegen. Das flexible Arbeiten von Zuhause gibt ihnen die Möglichkeit, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bekommen. Dabei schätzen sich weibliche Manager deutlich effizienter im Homeoffice ein (62 Prozent) als ihre männlichen Kollegen (48 Prozent). Die Effizienz steht und fällt jedoch mit einem störungsfreien Arbeitsplatz: So tun sich jüngere Manager der Generation Y – trotz ihrer meist höheren Affinität zu digitalen Medien – deutlich schwerer im Homeoffice als ihre älteren Kollegen. Ursache hierfür dürfte sein, dass sie meist noch junge Familien mit kleinen Kindern haben und oft über weniger Wohnraum verfügen als ältere Manager. „In Zukunft werden Sowohl-als-auch-Lösungen gefragt sein“, sagt Daniel Nerlich. „Manche Mitarbeiter finden sich im Homeoffice sehr gut zurecht und wollen am liebsten weiterhin von dort arbeiten. Andere möchten zurück ins Unternehmen, weil sie hier einen angemessenen Arbeitsplatz haben und ihnen die sozialen Kontakte zu Kollegen fehlen. Unternehmen sollten mit ihren Mitarbeitern individuelle Homeoffice-Vereinbarungen treffen, um auch zukünftig als Arbeitgeber attraktiv und wettbewerbsfähig zu sein.“
„Führen auf Distanz“ birgt eine Vielzahl von Herausforderungen
Die Aufrechterhaltung der informellen Kommunikation ist für die Manager die größte Herausforderung bei der Führung aus dem Homeoffice. Während das Abarbeiten von Projekten oder die Delegation von Aufgaben sich noch relativ gut auf Distanz realisieren lassen, bleibt das Gespräch auf dem Flur oder an der Kaffeemaschine leider auf der Strecke. Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte vermissen diesen zwischenmenschlichen Kontakt mit den Kollegen oder Mitarbeitern. Gut die Hälfte der Manager empfinden auch die Kommunikation innerhalb der Teams sowie die Motivation ihrer Mitarbeiter als schwierig. Als weniger problematisch beurteilen Führungskräfte dagegen die Produktivität und Zielerreichung, die Flexibilität in Prozessen sowie den Umgang mit der IT- und Kommunikationstechnik. „Ganz ohne face-to-face-Kommunikation geht Führung nicht“, erläutert Nerlich. „Es kommt auf den richtigen Mix aus persönlichem und digitalem Kontakt an – abgestimmt auf die Kultur des Unternehmens, auf die Anforderungen der jeweiligen Rolle und die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter“, so der Berater.
ots
