Der Betroffene wollte dies nicht hinnehmen, klagte gegen seinen Arbeitgeber. Gestern trafen sich beide Seiten vor Gericht.
Die Verhandlung endete mit einem Vergleich. Die Kündigung bleibt bestehen, im Gegenzug bekommt der Mann ein gutes Arbeitszeugnis, stundenweise Beschäftigung zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.
So weit die rechtliche Seite. Die menschliche Seite ist komplexer. Was wird aus einem Menschen, der Jahre nicht arbeiten konnte – aber plötzlich wieder, im Rahmen seiner Möglichkeiten, arbeiten will? Er habe immer so viele gute Bekannte bei der Arbeit gehabt, betonte der Kläger – sie scheinen ihm zu fehlen. Arbeit ermöglicht soziale Kontakt, Arbeit gibt dem Tag eine Struktur, egal, ob man Vollzeit oder stundenweise arbeitet, möchte man ergänzen. Doch was, wenn sich die Arbeitswelt nach einem Jahrzehnt Krankheit so verändert hat, dass der Platz für Menschen, die nicht so leistungsfähig sind, eng wird?
Die Arbeitswelt ist härter geworden
„Vor elf Jahren arbeiteten bei uns 20 Kollegen auf einer Etage, heute sind es nur noch drei“, betonte der Personalchef des Arbeitgebers. „Die sind nur am Rennen, darauf muss man sich einlassen können.“ Die Botschaft an den 51-Jährigen war klar: Die Arbeitswelt ist härter geworden, überlegen Sie es sich gut, ob Sie da noch mithalten können. Einmal fällt das Wort „Schlagzahl“, es hört sich hart an – an diesem Dienstagmittag in Saal 1 des Arbeitsgerichts.
Ob er nicht wenigstens ein paar Stunden täglich arbeiten könne, will der Gekündigte wissen, eine einfache Tätigkeit werde er womöglich schaffen. „Menschlich“ sei das verständlich, sagt die Anwältin des Arbeitgebers. Doch in der Praxis nicht leicht umzusetzen. Am Ende akzeptiert der 51-Jährige die Kündigung, auch sonst steht er mit leeren Händen da. Vielleicht bekommt er auf dem Arbeitsmarkt noch mal eine Chance. Vielleicht aber auch nicht.
