Dies ist sicherlich die 1-Million-Euro-Frage. Aber anders als bei „Wer wird Millionär?“ gibt es hier nicht vier Antwortmöglichkeiten und eine ist auf jeden Fall richtig. Bei der weiteren Entwicklung der Edelmetallmärkte würde auch der Zuschauerjoker nicht wirklich helfen. Denn die Stimmung bei den Edelmetallen hat schon gedreht. Vor einigen Wochen waren die Goldbullen, also die Optimisten für Gold noch in der Mehrheit. Nach diesem heftigen Absturz mit einem Tagesverlust von 120 Dollar pro Feinunze beim Gold sieht es schon ganz anders aus. Jetzt tauchen immer mehr kritische Stimmen auf und die Stimmung ist alles andere als eindeutig.
Und um zu sagen wie es weitergeht ist es auch wichtig, erst einmal auf die Gründe zu schauen, die den Absturz mit ausgelöst haben. Dazu gehört auf jeden Fall die Furcht vor einem ausufernden Verkauf von Goldreserven durch Notenbanken. Zwar geht es in der aktuellen Diskussion nur um die zyprischen Goldreserven von rund 10 Tonnen. Doch viele Experten erwarten in Zukunft massive Verkäufe in Europa zur Deckung der massiven Schulden. Und wenn eben Krisenländer wie Italien oder Spanien zum Goldverkauf gezwungen sein werden, hätte das sicherlich das Potenzial für einen weiteren Preisrückgang beim Gold.
Gold bleibt Krisenwährung und die Krise ist noch lange nicht vorbei
Aber erst vor vier Wochen schrieb ich an dieser Stelle “Gold ist eine Krisenwährung – und die Euro-Krise ist eben noch nicht vorbei.“ Das stimmt noch immer. In den vergangenen vier Wochen hat sich die Lage sogar noch verschlimmert, da die Zypern-Rettung noch immer nicht in trockenen Tüchern ist.
Jetzt hat aber auch der Internationale Währungsfonds ( IWF ) seine Prognose zum Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr von 3,5 auf 3,3% gesenkt. Das ist schon die vierte Senkung in Folge. Auch bei den Schwellenländern erwarten die IWF-Experten einen Rückgang der Wachstumsdynamik. Es ist also so: Nicht nur die Euro-Krise schwelt weiter – auch in anderen Regionen der Welt ziehen dunkel Wolken auf.
In solchen Phasen wächst die Verunsicherung der Anleger und Gold dürfte ein Profiteur der Entwicklung sein. Doch noch ist zeitlich nicht absehbar, wann die Panikphase am Goldmarkt vorbei ist. Daher ist Abwarten erst einmal das beste Rezept – das fällt vielen Investoren schwer. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Aber in Panikphasen kann sich das am Ende auszahlen.
Heiko Böhmer
