Fiat beispielsweise (Motto: «Weniger ist genial») stellt seinen «Panda» im Netz für ködernde 4990 Euro aus, monieren die Düsseldorfer Verbraucherschützer. Zu diesem Schnäppchenpreis freilich werde das motorisierte Bärchen aus Turin in Germania nur laufen, wenn der Käufer tatsächlich die Umweltprämie einstreiche. Das gelte ebenso für Fahrzeuge von Kia. In der Internet-Präsentation suggeriere die Firma, ihr «Picanto» koste lediglich 5590 Euro und Bruder «Rio» lasse sich für schlanke 6890 Euro erwerben. Dass es dazu des staatlichen Schmankerls bedarf, erfährt der Kunde bei anderen Herstellern und Händlern ebenfalls nur am Rande, versteckt im Kleingedruckten. Und auch da fehlt für den Juristen Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale NRW oft der eindeutige Hinweis, «dass die Prämie an mehrere Bedingungen geknüpft und vor allem keineswegs garantiert ist».
Im Fördertopf stecken 1,5 Milliarden Euro, und bislang wurden von den maximal möglichen 600 000 Anträgen rund 168 000 (Stand: 4. März) gestellt. Doch wenn der gigantische Batzen einmal vergeben ist, werden alle, die dann noch anstehen, leer ausgehen. Den aktuellen Stand der eingegangenen Anträge veröffentlicht das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) täglich auf seiner Website (bafa.de). Ganz wichtig: Die staatliche Subvention kann erst nach Erhalt und Zulassung des neuen Fahrzeugs beantragt werden. Bei langen Lieferzeiten oder Verzögerungen droht daher möglicherweise statt des Jubels «Weniger ist genial» die Ernüchterung «Weniger ist fatal» – insbesondere denen, die ihr neues Gefährt auf Kredit finanzieren, warnen die Verbraucherschützer.
Genau mit diesen Hinweisen und mit Informationen zu den Voraussetzungen des Zuschusses geizen offenbar Autohersteller wie -händler bei den groß herausgestellten und auf klein heruntergerechneten Preisen. Zudem fehlt Verbraucherschützer Bradler wegen der missverständlichen Angaben die für einen Preisvergleich erforderliche Transparenz. Durch die bereits abgezogene Prämie entstehe leicht der Eindruck, diese Fahrzeuge seien wesentlich günstiger zu haben als die von Konkurrenten, die ihre Neuwagen korrekt anpreisen – nämlich mit dem gesetzlich geforderten Endpreis ohne Berücksichtigung von Nachlässen.
So gesellen sich zur Irreführung obendrein Verstöße gegen das Gebot von Preiswahrheit und -klarheit. Bradler hat deshalb begonnen, Firmen mit schöngerechneten Preisen abzumahnen. Auf seiner Liste stehen Citroen, die Renault Retail Group sowie Händler von BMW, Ford und Skoda. Für Kunden, denen Autohäuser die Abwrackprämie zusichern, hat der Jurist die Empfehlung, «sich die Garantie unbedingt schriftlich bestätigen zu lassen».
Egal ob einwandfreie oder irreführende Werbung: Trotz des Geklingels um die Abwrackprämie rät die Verbraucherzentrale NRW, vor dem Kauf eines Autos seine Finanzen genau zu checken und sich auch von niedrigen Leasingraten nicht blenden zu lassen. Dahinter nämlich verbirgt sich oft eine hohe Schlussrate, die die Haushaltskasse später extrem belasten kann. Auch ist es empfehlenswert, beim zukünftigen Autokauf auf die Umweltfreundlichkeit zu achten. Denn bei einer Neufassung der Kfz- Steuer soll nach dem CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs abgerechnet werden. Zudem sollte sich niemand abhalten lassen, beim Kauf eines neuen Autos einen satten Nachlass auszuhandeln. Denn die Prämie schenkt allein der Staat; der Autohändler selbst gewährt damit noch keinen Cent des zumeist erheblichen Rabatts auf seine Kosten.
Von ddp.djn-Korrespondent Norbert Michulsky
ddp
