Die Weltbörsen wurden 2015 dominiert durch die „Drogenpolitik“ der Notenbanken und geopolitischen Ereignisse in der Ukraine und in Syrien sowie Terroranschläge des IS in Frankreich, die zu einem Ausnahmezustand führten. Zudem verschärfte sich die Verschuldungskrise insbesondere bei einigen Schwelländern wegen des starken US-Dollars und der stark fallenden Rohstoffpreise, was auch zu dem Einbruch einiger Schwellenländerwährungen führte wie in Brasilien, Russland, Südafrika und der Türkei.
Gold und Silber enttäuschten 2015 als „Anti-Krisen-Währungen“. Dagegen konnten vier Börsen aus Osteuropa den Dax outperformen, der immerhin ein Plus von 9 Prozent erreichte.
2015 war wieder ein Jahr der geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen. Es gab einen Börsen-Crash in China im Sommer, einen globalen Kurseinbruch an den Weltbörsen im August, einen Verfall von einigen Schwellenländerwährungen wie in Brasilien, Südafrika, Russland und der Türkei durch den starken US-Dollar und die fortgesetzte Baisse an den Rohstoffmärkten. Unternehmen wie Petrobras und Glencore standen kurz vor der Pleite. Einige US-Frackingunternehmen gingen bereits in die Insolvenz. Der Ölpreis gab um 45 Prozent auf 36 US-Dollar/Barrel nach, was ein globales Sonderkonjunkturprogramm ist. Aber auch Industriemetalle gaben im Durchschnitt um 26 Prozent nach.
China lahmt und der Welthandel auch
Der Welthandel brach 2015 um 8 Prozent ein. China importierte und exportiere viel weniger als zuvor. Der Baltic Dry Index erreichte einen neuen Tiefststand, der sogar unter dem Krisen-Niveau 2008/9 liegt. Zudem nahm die Verschuldung weiter zu, global auf über 200 Billionen US-Dollar. Vor allem die Unternehmensverschuldung in China und den USA stieg seit 2008 rasant an, was gefährlich ist. In den USA brach der Junk-Bond-Markt wegen der Pleitewelle bei den Frackingunternehmen im dritten Quartal 2015 ein. Hier sind jetzt Junk Bonds im Volumen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar gefährdet. Problematisch ist auch das hohe Volumen der Schattenbanken vor allem in China. Es wäre nicht verwunderlich, wenn 2016 einige Hedgefonds pleite gingen. Aber auch viele Rohstoffunternehmen, die sich zu hoch in US-Dollar verschuldet haben, sind jetzt gefährdet, wenn sich die Rohstoffbaisse im Jahr 2016 fortsetzen sollte.
Die Notenbanken retten die Welt – wie lange noch?
Die Notenbanken kämpfen mit ihren Anleihenaufkaufprogrammen (=quantitative easing, kurz QE) und der Nullzinspolitik gegen eine Deflation und eine globale Wirtschaftskrise. Dabei hat die Europäische Zentralbank (EZB) gegenüber der amerikanischen Notenbank (Fed) und britischen Notenbank noch Nachholbedarf, da sie bisher „nur“ 15 Prozent der umlaufenden europäischen Anleihen aufgekauft hat, während es sich bei der Fed um mehr als 40 Prozent des umlaufenden Anleihenvolumens handelt und in Großbritannien um ein Drittel. Dabei fahren die Fed und die EZB jetzt eine entgegengesetzte Geldpolitik. Während die Fed am 16. Dezember 2015 seit neun Jahren zu ersten Mal wieder die Zinsen um 0,25 Basispunkte erhöht hat, erhöhte die EZB den Minuszins für Bankeinlagen auf minus 0,3 Prozent und sie kauft auch weiter Anleihen auf, was die Fed im Moment nicht mehr macht.
Ob nach dem ersten Zinseschritt der Fed ein zweiter folgt, muss abgewartet werden. Die US-Konjunktur lahmt im Moment und die US-Unternehmensgewinne nehmen ab. Insofern ist es fraglich ob nach dem ersten noch ein zweiter Zinsschritt im Jahr der Präsidentenwahl kommt. Obama wird keine neuen Impulse mehr setzen können, obwohl er sich jetzt mit der US-Waffen-Lobby noch einmal anlegen will, was wohl ein aussichtsloses Unterfangen sein wird.
Konsolidierung nach kleiner Jahresendrally
Am letzten Handelstag gaben zwar die meisten Börsen etwas nach, aber seit dem 15. Dezember gab es beim Dax und vielen großen Weltbörsen eine kleine versöhnliche Jahresendrally, sodass der Dax immer noch ein Plus von mehr als 9 Prozent erreichte.
An der Wall Street war dieses Jahr aber nichts zu holen, denn mit Ausnahme des Nasdaq-Index landeten die amerikanischen Indices leicht im Minus. Der japanische Nikkei 225 Index konnte auch ein Plus von über 8 Prozent erreichen und sogar der Shanghai Composite Index schaffte trotz des Kurseinbruch um 30 Prozent im Juli/August immer noch ein Plus von etwa 10 Prozent im Jahr 2015.
Osteuropa: vier Börsen Top, zwei Börsen Flop
Vier Börsen aus Osteuropa konnten alle genannten Börsenindices klar outperformen und zwar der BUX-Index aus Ungarn mit plus 42 Prozent, der OMX Riga aus Lettland mit plus 41 Prozent, der SAX-Index aus der Slowakei mit plus 32 Prozent und der OMX Tallinn aus Estland mit plus 18 Prozent.
Auch der russische MICEX-Index erzielte 2015 bis Jahresende ein Plus von über 20 Prozent. Allerdings wurden die hohen Aktiengewinne an der Moskauer Börse für ausländische Anleger durch die Währungsverluste wieder zunichte gemacht. Der Rubel fiel zum Dollar sogar auf ein Allzeit-Tief von 73 US-Dollar/Rubel und zum Euro auf 80 Euro/Rubel durch den schwachen Ölpreis, der 2015 um 45 Prozent auf ein neues Fünfjahresrief von 36 US-Dollar/Barrel einbrach.
Viele Börsen aus den Energing Markets litten unter den hohen Währungsverlusten wie in Brasilien. Unter starken Währungs- und Kursverlusten litten auch die Börsen aus der Ukraine (minus 42 Prozent) und aus Kasachstan (minus 49 Prozent). Schwach tendierten außerdem die Osteuropa-Börsen aus Serbien und Bulgarien mit hohen Kursverlusten.
Die Börse Bukarest aus Rumänien hielt sich mit minus 1,5 Prozent noch recht stabil. Der MCCI Eastern Europe + CIS gab um 20 Prozent in 2015 nach und der MCSI Frontier Emerging Markets ebenfalls. Insofern war das Jahr 2015 sehr gemischt für Aktienanleger.
Gold und Silber enttäuschen weiter als „Anti-Krisen-Metall“
Gold und Silber lagen zum Jahresende mit 1060 US-Dollar/Unze bzw. 13,82 US-Dollar/Unze nahe ihrer Fünfjahrestiefs in US-Dollar, sodass sie für Anleger keine Alternative waren. In den vergangenen drei Jahren gab der Goldpreis in US-Dollar um mehr als 40 Prozent und Silber sogar um mehr als 70 Prozent nach. Berechnet in schwachen Währungen wie im australischen und kanadischen Dollar, erst recht in vielen Schwellenländerwährungen wie dem Rubel oder der tückischen Lira, stieg der Goldpreis aber rasant an. Das taten dann auch die Aktien aus Europa und den USA.
Die Notenbanken vieler Schwellenländer, vor allem aus China, Russland, Kasachstan und der Türkei, stockten ihre Goldbestände 2015 ansehnlich auf. Die Bundesbank will bis 2020 die Hälfte des Goldbestands nach Deutschland zurückführen. Auch im Retail-Bereich stieg 2015 die Nachfrage nach Goldmünzen, vor allem in Deutschland und den USA. An den Rohstoffbörsen war 2015 auch nichts zu holen, es sein denn, wenn Anleger auf fallende Kurse setzten. Das kann sich 2016 ändern.
2016 wird ein schwieriges Jahr
Die Banken schätzen, dass der Dax in diesem Jahr um etwa 10 Prozent ansteigen wird. Diese Prognose wird allerdings fast jedes Jahr ähnlich gemacht, sodass man sich darauf nicht stützen kann. Viele Goldanhänger und die Besucher von Edelmetallmessen setzen eher beharrlich auf Gold und Silber und hoffen darauf, dass die Talfahrt 2016 endlich beendet ist. Andere glauben sogar an einen System-Crash oder eine „Monsterwelle“.
„Rote Linien“ beachten
Der Weg zur Normalisierung, den die Fed versucht nun einzuschlagen, wird daher schwer werden. Das Kardinalproblem ist, dass all die oben genannten altbekannten Themen 2016 wieder hochkochen können, dass wir uns an diesen permanenten Ausnahme- und Dauerkrisenzustand schon gewöhnt haben, dass man sich insbesondere durch die Dauerkrisen-Berichterstattung der Medien an die Themen gewöhnt hat und dann nicht mehr adäquat reagiert. Der Anleger sollte in jedem Fall charttechnische „rote Linien“ beachten und flexibel auf die jeweiligen Ereignisse reagieren.
Verlierer werden zu Gewinnern
Oft sind die Verlierer in Emerging Markets die Gewinner des Folgejahres. So war es im vergangenen Jahr auch in Argentinien mit einem Plus von fast 40 Prozent beim Merval-Index. Wenn dem so ist, haben die Börsen aus Kasachstan und der Ukraine, aber auch aus Griechenland 2016 gute Erholungschancen. Gold- und Silberaktien, die nun am Boden liegen, könnten sich ebenfalls kräftig erholen, wenn sich die Gold- und Silberpreise wieder erholen sollten.
Moskauer Börse und Rubel mit Erholungspotenzial
Die Moskauer Börse erreichte wie erwähnt in Rubel ein Plus von über 20 Prozent und zählte damit auch zu den Top-Performern der Welt 2015. Der MIXEX-Index auf Rubel-Basis schloss mit 1.761 Indexpunkten im positiven Bereich. Durch den schwachen Rubel wurden aber in US-Dollar und in Euro Verluste erzielt. Der RTS-Index gab auf 756 Indexpunkte und der RDX-Index auf 919 Indexpunkte nach. Diese schwache Performance auch beim MSCI Russia Index liegt daran, dass Öl- und Gasaktien dort sehr hoch gewichtet sind. Es gab jedoch auch Aktien in Russland, die sich 2015 mehr als verdoppelt haben.
So erreichte Sberbank in Rubel Ende November sogar ein neues Allzeit-Hoch. Ein Plus von 30 Prozent erreichte auch der Russlandfonds von Danske Invest bis Ende November 2015. Es lohnte sich also in diesem Jahr, an den Osteuropa-Börsen zu investieren.
Andreas Männicke