Die Stimmung unter den Auszubildenden in Deutschland ist so schlecht wie nie. Gerade in Berufen wie Friseur, Koch oder Restaurantfachkraft fällt dies auf. Jeder zweite Azubi bricht hier seine Ausbildung ab. Dem DGB-Ausbildungsreport zufolge, sind nur noch rund 70 Prozent der befragten Auszubildenden in Deutschland mit ihrer Ausbildung „zufrieden“. Seit der jährlichen Erhebung, die seit 13 Jahren vom Deutschen Gewerkschaftsbund erhoben wird, gab es noch nie so einen schlechten Wert.
Unbezahlte Überstunden
Die Befragten klagten insbesondere über ihre Arbeitszeiten. 36,6 Prozent der Auszubildenden müsse regelmäßig Überstunden machen. Bei 13 Prozent wird diese Mehrarbeit, trotz gesetzlicher Vorschrift, nicht entlohnt oder über Freizeit ausgeglichen. Auch Auszubildende, die jünger als 18 Jahre sind und sowieso keine Überstunden machen dürfen, müssen regelmäßig länger arbeiten. Auch die Digitalisierung und Kommunikationsflut macht den Azubis in Deutschland zu schaffen. Ständige Erreichbarkeit, beispielsweise über das Mobiltelefon, wird von mehr als der Hälfte der Befragten erwartet.
Ruhezeiten werden nicht eingehalten
Neben der Überstunden im Betrieb, gibt es in vielen Fachausbildungen, wie im Hotelgewerbe, als Verkäufer oder Koch, leiden die Azubis unter dem Schichtbetrieb. Das Problem: Gesetzliche Ruhezeiten können oftmals nicht eingehalten werden. Viele, die bis spät abends arbeiten mussten, müssen am nächsten Morgen direkt wieder anrücken. Auch das ist gesetzlich nicht in Ordnung.
Probleme gibt es auch bei Handwerksberufen. Hier fehlen bei jedem dritten Auszubildenden gesetzlich vorgeschriebene Ausbildungspläne. Der Ausbildungsplan soll die meist dreijährige Ausbildung gliedern und gibt vor, wann der Azubi die jeweiligen Arbeitsbereiche kennenlernen wird. Der Ausbildungsplan dient auch der Überprüfung der entsprechenden Inhalte. Das Problem mit fehlenden Ausbildungsplänen gibt es vor allem in kleineren Betrieben und auch bei Handwerksberufen.
Schlechte Bezahlung
Ein weiterer Punkt, der den Befragten übel aufstieß, ist die Bezahlung. Diese ist insbesondere im ersten Lehrjahr in manchen Berufen so gering, dass viele Lehrstellen frei oder unbesetzt bleiben, beispielsweise bei der Friseurausbildung. Die DGB-Vize Elke Hannack fordert mit Blick auf den Ausbildungsreport von der Bundesregierung schnelles Handeln. Die von der Regierung angekündigte Novelle des Berufsbildungsgesetzes müsse schnell auf den Weg gebracht werden. Außerdem müsse eine Mindestvergütung für Azubis eingeführt werden. Diese soll etwa im ersten Ausbildungsjahr mindestens 635 Euro im Monat betragen. Solch eine Mindestvergütung für Auszubildende gibt es bisher nicht.
Es gibt aber auch Berufe, in denen es offenbar besser läuft. Die Befragten, die Ausbildungen zum Verwaltungsfachangestellten, Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker machen, sind besonders zufrieden mit ihrer Ausbildung.
