Der neue Lebestil der „LOHAS“ („Lifestyle of Health and Sustainability“) ist zum Schwarmtrend geworden. Fragte vor fünf Jahren noch kein Mensch nach der Anbausweise und Herkunftsland von Obst und Gemüse, kann man mittlerweile die Lebensgeschichte jeder Chiquita-Banane im Internet verfolgen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Trumpf und fast jeder macht mit.
Selbstverständlich springen auch Unternehmen auf den Zug in Richtung Umweltschutz auf. Ob Autobauer oder Bierbrauer – alle nutzen den neuen Trend um sich und ihre Produkte zu bewerben. Beispielsweise Toyota. Das neue Aushängeschild ist der „Prius“, der in Deutschland mit dem Slogan „Die Zukunft atmet auf.“ beworben wird. Schon haben sich einige Hollywood Stars, wie Cameron Diaz, Leonardo Di Caprio oder Tom Hanks, einen den umweltschonenden japanischen Flitzer angeschafft und geben sich von der benzinsparenden Umwelttechnik begeistert. In der Firmenzentrale von Toyota sieht es hingegen anders aus. Trotz zahlreicher Auszeichnungen und staatlicher Förderung in vielen Ländern, geht der Verkauf des Prius eher gemäßigt voran, während die Entwicklungskosten für die Technologie immens waren – ein Geldesel ist der Prius bei weitem nicht. So verdient der japanische Autobauer sein Geld weiterhin mit Modellen, deren Motoren, ganz und gar nicht unter umweltschonenden Aspekten konzipiert worden sind. So zum Beispiel Toyotas „Land Cruiser V8“, der mit einem 288 PS-starken Motor ausgeliefert wird und unter dem Motto „Die Macht einer Legende“ vertrieben wird. Innerorts schluckt das Allradmonster gut 19 Liter Super. Sparsam ist anders. So sind Spritfresser als Statussymbole noch immer begehrter, als Treibstoff sparenden Modelle.
„Energie- Effizienz -Klasse A“ – Das genügt für ein gutes Gewissen!
Während einige Firmen, wie Toyota, sparsame Modelle zur Kundenwerbung vorschieben, verstecken sich die Herstellen von Luxuskarossen nicht hinter so scheinheiligen Werbekonzepten. So wirbt beispielsweise Jaguar, ganz ohne Scham, für den Jaguar XKR-S. Der auf 200 Stück limitierte Sportwagen, wird ausschließlich in Europa vertrieben und kostet als Coupé stolze 116.800 Euro, der Verbrauch liegt innerorts bei 19,1 Liter. Ein Verbrauch den auch die anderen so beliebten SUVs aufweisen. Diese geländetauglichen Ungetüme sind in letzter Zeit, auch besonders bei Städtern beliebt, die die riesigen Stauräume der Karossen vorwiegend für das Verstauen ihrer Einkäufe im Bio-Supermarkt nutzten, um Kisten von Bionade und Tomaten aus biologischen Anbau, nach Hause zu karren. Dort angekommen wird der Einkauf in zweitürige Kühl- und Gefrierkombinationen verstaut, die genug Platz bieten um eine Rinderhälfte ordentlich unterzubringen. Auf Knopfdruck produzieren diese „side-by-side“-Geräte selbstverständlich auch Eiswürfel um die gesunde Bionade zu kühlen, damit man es sich vor dem Plasmafernseher gemütlich machen kann – dass die Riesenglotze und das Kühlmonster das doppelte und dreifache an Strom verbrauchen wie vorherige Geräte kümmert anscheinend viele der LOHAS-Jünger nicht, weisen doch viele Geräte das Gütesiegel der „Energie-Effizienz-Klasse A“ auf. Das genügt für ein gutes Gewissen.
Dieses Phänomen hat einen Namen, Rainer Grießhammer, Wissenschaftler am Freiburger Öko-Institut spricht von „Patchwork-Konsumenten“. Dieser möchte in seinem Leben verschiedener Lebensstile frönen. Er will die Umwelt schonen und gleichzeitig seiner Umwelt den persönlichen Erfolg durch einen Porsche Cayenne vor der Garage präsentieren. So sind viele LOHAS-Anhänger eine Paradebeispiel für ein oszillierendes Trendverständnis. Es gilt nicht das Leben auf ein einziges Ideal auszurichten, wie es die früheren Ökos getan haben, sondern vielmehr verschiedene lebensweltliche Aspekte und Pole miteinander zu verbinden: Luxus und Umweltschutz, Sparsamkeit und Leistung lauten die dualen Devisen.
Kommentar:
Ob Automobil, Fernseher oder Weißwaren – je klotziger die Produkte, desto beliebter. Das beweisen die stetig wachsenden Absatzzahlen der Protz-Produkte. Das Beispiel verdeutlicht, das sich Menschen verschiedenen Schwarmtrends anschließen können, auch wenn diese Schwärme anscheinend in verschiedene Richtungen schwimmen. Und es sind gerade diese Schnittmengen, die die Zukunft prägen werden.
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Björn Theis
